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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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später
    immer noch angestellte Anwältin gewesen. Ich
    habe hart gearbeitet und habe diesen Status ver-
    dient.«
    »Und was habe ich verdient?«, fragte er. »Ich
    dachte, du hättest Verständnis«, sagte sie. »Für
    mich, für meine Arbeit.«
    »Ist das alles, woraus unsere Ehe besteht?«,
    fragte er. »Aus meinem Verständnis für dich?«
    Dana blinzelte. »Du hast mich immer unterstützt,
    bei allem, was ich getan habe«, sagte sie dann
    langsam. »Vermutlich bin ich davon ausgegan-
    gen, dass du das immer tun würdest.«
    »Aber, verstehst du, Dana, ich habe nicht nur
    dich unterstützt«, erwiderte er. »Ich habe uns
    unterstützt, unsere Ehe, unsere Familie. Zumin-
    dest habe ich in dem Glauben gelebt.«
    »Aber das hast du doch auch getan, Sam«, sagte
    sie und fragte sich, weshalb sie auf einmal das
    Gefühl hatte, auf Treibsand zu stehen. »Du hast
    uns zusammengehalten.« Er zuckte die Achseln.
    »Tja, das ist jetzt auch egal.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte sie entsetzt.
    586

    »Natürlich ist es nicht einerlei. Wir werden das wieder hinkriegen. Ich werde es wieder hinkriegen.«
    »Nein«, sagte er. »Ich wollte warten, bis du hier bist, aber ich werde jetzt gehen.«
    Er stand auf und ging hinaus. Dana hatte das Ge-
    fühl, als bliebe ihr Herz stehen. »Wohin gehst
    du?«, brachte sie hervor.
    »Ich weiß es noch nicht«, sagte er über die
    Schulter. »Ich muss mir etwas suchen. Wenn ich
    irgendwo eine Bleibe habe, sage ich dir Be-
    scheid.«
    Er ging in den Flur hinaus und griff nach einem
    Koffer an der Haustür, den sie zuvor übersehen
    hatte. »Sam, o mein Gott, Sam, bitte geh nicht«,
    rief sie. »Wir werden darüber hinwegkommen, ich
    weiß, dass wir das schaffen können. Ich habe
    doch gesagt, dass es mir Leid tut. Es tut mir Leid.
    Ganz schrecklich Leid, wirklich.« Er drehte sich
    um, die Hand am Türknauf. »Ja, ich glaube es
    dir«, sagte er, und seine Stimme klang müde und
    traurig. »Aber du solltest dich fragen, was dir
    Leid tut, Dana. Dass du unser Kind getötet hast…
    oder dass ich davon erfahren habe?« Und dann
    war er verschwunden.
    587

    22
    Elise Latham fühlte sich, als sei eine Zentnerlast von ihren schmalen Schultern genommen worden. Sie hatte ihre Zeugenaussage hinter sich
    gebracht und für Corey getan, was in ihren Kräf-
    ten stand. Nun war sie frei. Als sie sich vom Taxi in der Nähe von Steven Bonners Haus auf Mercer
    Island absetzen ließ, kam es ihr vor, als beginne für sie ein neues Leben.
    »Ich bin ein neuer Mensch«, verkündete sie. »Die
    alte Elise gehört der Vergangenheit an. Von nun
    an tue ich, was ich will.«
    »Das sollten wir feiern«, sagte Steven. »Wie
    denn?«, fragte sie atemlos. »Wie war’s mit einem
    Wochenende in Cabo?«
    »Wirklich?«, rief sie mit weit aufgerissenen Au-
    gen. »Cabo San Lucas? In Mexiko?«
    »Ein anderes Cabo kenn ich nicht«, erwiderte er.
    »Sag mir, dass du das ernst meinst. Dass wir
    wirklich dorthin fahren können.«
    »Wieso denn nicht? Ich bin ungebunden. Du bist
    ungebunden. Was hält uns noch?«
    »Nichts. Ich muss nur nach Hause fahren und ein
    paar Sachen packen.«
    »Das ist dein altes Leben«, sagte er. »Um neun
    Uhr geht ein Flieger. Wir kaufen alles, was wir
    brauchen, wenn wir dort sind.«
    Am Flughafen sah Elise die Nachrichten und Da-
    nas Stellungnahme vor den Fernsehkameras.
    588

    »Das gibt’s doch wohl nicht«, sagte sie. »Aber
    sicher doch«, entgegnete Steven.
    »Nein, ich meine die Anwältin, die meinen Mann
    verteidigt. «
    »Was ist mit der?«
    »Sie hat abgetrieben, genau wie ich. Irgendwas
    war an ihr komisch. Aber daraufwäre ich nicht
    gekommen.«
    Nachts starrte Dana entweder aus dem Fenster
    oder lag angezogen auf ihrem Bett. Sie war tod-
    müde, aber sie wollte sich nicht ausziehen und
    ins Bett legen, weil Sam nicht da war, um sie in
    die Arme zu nehmen, zu wärmen und zu be-
    schützen. Mehrmals klingelte das Telefon, und sie nahm jedes Mal ab, weil sie dachte, es sei Sam,
    aber es waren immer nur schreckliche Menschen
    dran, die sich einen Dreck darum scherten, wie
    ihr zu Mute war, und die lediglich Wert darauf
    legten, ihre Meinung kundzutun. »Mörderin!«,
    schrien sie. »Kindermörderin!«
    Sie legte auf. Nach einer Weile legte sie den Hö-
    rer neben die Gabel. Diese Anrufe erinnerten sie
    an irgendetwas, aber es wollte ihr nicht einfallen, und sie war zu erschöpft, um lange darüber
    nachzudenken. Lieber ergab sie sich der Stille.
    Noch nie im Leben hatte sie

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