Mein Wille geschehe
gibt ausweichende Antworten«,
sagte Dana, bei der sich ein unbehagliches Gefühl einstellte. »Betrachtet Ihre Selbsthilfegruppe Gewalt als probates Mittel?«, fragte der Staatsan-
walt.
»Unsere Selbsthilfegruppe?«, wiederholte Feary
und blickte mit einem herzlichen Lächeln zu den
Mitgliedern der Gruppe hinüber. »Wohl kaum.
Diese Leute wissen, was es bedeutet zu leiden.
Sie haben kein Interesse daran, anderen Leid zu-
zufügen.«
»Und Sie selbst?«
»Ich?«, fragte Feary.
»Ja, Sir, befürworten Sie den Einsatz von Gewalt
zur Durchsetzung Ihrer Überzeugungen?«
Das Lächeln gerietjetzt zynisch. »Fragen Sie
mich, ob ich ein Terrorist bin, Mr Ayres?«
»Sind Sie einer?«, konterte Brian.
In Coreys Augen zeigte sich ein Ausdruck, den
Dana noch nie an ihm gesehen hatte, als er die
Antwort des Zeugen abwartete.
Feary lehnte sich zurück und schlug die Beine
übereinander. »Sie können versichert sein, dass
es bei meiner Arbeit mit der Selbsthilfegruppe um Vergebung geht, nicht um Gewalt«, sagte er.
»Diese Leute haben nichts zu tun mit Terroris-
mus.«
»Gut, und wenn Sie nicht mit dieser Gruppe ar-
beiten?«
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»Was dann?«, sagte Feary. »Ich bin Tischler.«
»Das ist Ihr Beruf«, erwiderte Brian. »Ich beziehe mich auf Tätigkeiten außerhalb davon.«
»Von der Gruppe abgesehen, wüsste ich nicht,
was das sein sollte.«
»Tatsächlich?«
Feary seufzte. »Hören Sie, ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber ich will Ihnen dabei helfen. Ich baue Dinge, ich repariere Dinge, und in
meiner Freizeit versuche ich, Menschen zu hel-
fen.«
»Ja, gewiss«, entgegnete Brian. »Wo ist Ihre ers-
te Frau jetzt, Sir?«
Feary zuckte die Achseln. »Als ich zuletzt von ihr hörte, war sie in Virginia.«
»Und die Klinik, in der sie die Abtreibung vor-
nehmen ließ, wo ist die?«
»Die war in Portland.«
»War?«
»Soweit ich weiß, gibt es sie nicht mehr.«
»Können Sie uns sagen, weshalb nicht?«
»Ich habe gehört, dass sie bis auf die Grundmau-
ern niedergebrannt ist. Ein Fall von Brandstif-
tung.«
»Ich verstehe«, sagte der Staatsanwalt nach-
denklich. »Wann war das?«
»Ich weiß nicht mehr genau«, sagte Feary. »Viel-
leicht vor fünf oder sechs Jahren.«
»Ah ja«, bemerkte Brian. »Nicht allzu lange,
nachdem Ihre Frau dort die Abtreibung gehabt
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hatte, nicht wahr?« Der Zeuge zuckte die Ach-
seln. »Schon möglich. Das war mir nie aufgefal-
len.«
Corey beobachtete den Zeugen nun genau. Er
hatte die Augen verengt und beugte sich vor. Seit Elises Aussage hatte Dana ihn nicht mehr so
aufmerksam erlebt. »Ja, aber mir ist es aufgefal-
len, Mr Feary«, erklärte Brian. »Als Guru der
Selbsthilfegruppe können Sie mir vielleicht sagen, ob der Vandalismus in der Klinik in Tulsa, die
Schüsse in Denver oder das Feuer in Portland
wohl Taten sein könnten, die durch umgeleitete
Wut motiviert waren?«
»Einspruch«, schaltete sich Dana ein. »Euer Eh-
ren, es ist offensichtlich, dass der Staatsanwalt hier nur mit Schlamm wirft, in der Hoffnung, dass irgendwas davon kleben bleibt.«
»Habe ich nicht das Recht, die Aufrichtigkeit dieses Zeugen zu überprüfen?«, erwiderte Brian.
»Kommen Sie beide zu mir«, sagte Bendali und
drehte sein Mikrofon beiseite, als die beiden An-
wälte vor der Bank standen.
»Ich war bereit, ihm Spielraum zu geben«, sagte
Dana. »Doch zuerst versucht er zu unterstellen,
dass Mr Feary ein Terrorist ist. Dann unterstellt er, dass er andere Terroristen rekrutiert. Das ist zwar spannend anzuhören, entbehrt jedoch jeglicher Basis.«
»Mr Ayres?«, sagte Bendali.
»Ich versuche nur festzustellen, wie präzise der
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Zeuge tatsächlich die Wut des Angeklagten ein-
schätzen kann.«
»Nein, Euer Ehren«, wandte Dana ein. »Er ver-
sucht den Geschworenen zu suggerieren, dass Mr
Feary ein Terrorist ist, der eine Klinik in Tulsa zerstört, eine Klinik in Portland niedergebrannt
und in Denver auf Ärzte geschossen hat. Das
Ganze, ohne auch nur ein Fetzchen eines Bewei-
ses vorzulegen. Und dabei versucht er, die Ge-
schworenen auf den Gedanken zu bringen, dass
mein Mandant auch ein Terrorist sein muss, weil
er mit Mr Feary zu tun hatte.«
»Können Sie in diesem Punkt Beweismaterial vor-
legen, Mr Ayres?«, erkundigte sich der Richter.
»Nein, Euer Ehren«, musste Brian zugeben.
»Dann neige ich dazu, dem Einspruch statt-
zugeben.«
»In diesem Fall ziehe ich die Frage zurück«, sag-
te Brian.
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