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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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sagen, dass man für eine solche
    Tätigkeit eine gute Menschenkenntnis besitzen
    muss?«
    »Ich denke schon.«
    »Mr Feary, kennen Sie den Angeklagten persön-
    lich?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Er ist Mitglied einer Selbsthilfegruppe, der ich auch angehöre.«
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    »Würden Sie für die Geschworenen beschreiben,
    worum es sich bei dieser Gruppe handelt?«
    »Wir sind einfach ein paar Leute, die sich einmal die Woche oder so treffen, um den Tod eines Kindes zu verarbeiten und auch anderen dabei zu
    helfen.«
    »Wann hat sich Corey Latham Ihrer Gruppe an-
    geschlossen?«
    »Irgendwann Ende November war das, glaube
    ich. Tom Sheridan von der Puget Sound Metho-
    dist Church hatte ihn an uns verwiesen.«
    »Und aus welchem Grund stieß Corey Latham zu
    Ihnen?«
    »Seine Frau hatte eine Abtreibung vornehmen
    lassen, während er auf See war, und er musste
    den Verlust seines Kindes verarbeiten.«
    »Was, meinen Sie, grob geschätzt: An wie vielen
    Treffen hat Corey teilgenommen?«
    »Ich glaube, seit er zu uns kam, war er bei jedem Treffen anwesend, bis er verhaftet wurde.«
    »Konnten Sie im Verlauf dieser Treffen Verände-
    rungen an ihm feststellen?«
    »Allerdings«, bestätigte Feary. »Er merkte, dass
    man auch wütend sein darf. Viele Menschen
    glauben, sie müssten diese Wut unterdrücken,
    wissen Sie. Aber man kann seine Trauer nicht
    verarbeiten, wenn man die ganze Zeit seine Wut
    unterdrückt. Man muss sie rauslassen.«
    »Und Corey fiel es nicht leicht, mit seiner Wut
    umzugehen?«
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    »Nein, ganz und gar nicht.«
    »Ist das außergewöhnlich?«
    »O nein«, gab Feary zur Antwort. »Wir hatten in
    unserem Schmerz alle dasselbe erlebt. Das ist
    der Vorteil von solch einer Gruppe wie unserer.
    Jeder dort spricht aus Erfahrung. Wir können je-
    dem sagen, wie gut es ist, wenn man spüren
    kann, dass man in so einer Situation nicht alleine ist, dass man sich anlehnen, sich von anderen
    stärken lassen kann.«
    »Warum ist das so, was meinen Sie?«
    Er seufzte. »Weil es nichts Schlimmeres gibt im
    Leben als den Verlust eines Kindes.«
    »Würden Sie also sagen, dass seine Wut ganz
    normal war?«
    »Unbedingt. Wut ist Teil des Prozesses.«
    »Und wie verhielt sich Corey in der Gruppe?«
    »Zu Anfang war er sehr zurückhaltend, obwohl
    wir uns drei- bis viermal die Woche trafen.«
    »Warum trafen Sie sich so häufig?«
    »Das machen wir immer so, wenn jemand Neues
    zu uns stößt, der noch ganz verstört ist. Zuerst war Corey verschlossen, was auch typisch ist. Er
    saß alleine da, hörte viel zu, sagte wenig und reagierte kaum auf die anderen.«
    »Wie lange verhielt er sich so?«
    »Ich glaube, bei unserem fünften Treffen ver-
    krampfte er sich nicht mehr, wenn jemand aus
    der Gruppe ihn umarmte. Beim sechsten Treffen
    weinte er zum ersten Mal, und beim siebten Tref-
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    fen ließ er alles raus. Danach konnte die Heilung einsetzen.«
    »Das wissen Sie aber noch sehr genau«, bemerk-
    te Dana. »Ich mache mir Notizen«, erwiderte er.
    »Das ist hilfreich.«
    »Und wie lange dauerte der Heilungsprozess?«
    »Nun, das kann man nicht so eingrenzen«, ant-
    wortete Feary. »Das kann Jahre dauern oder
    auch niemals wirklich abgeschlossen sein. Aber
    Corey arbeitete daran, das war offensichtlich.«
    »Sie sagten zuvor, Corey erfuhr, dass man wü-
    tend sein darf.
    Gab es irgendeinen Punkt, an dem Sie das Gefühl
    hatten, dass er die Wut überwunden hatte?«
    »Ich weiß nicht, ob man Wut in dem Sinne über-
    winden kann, wie Sie das meinen. Meist wird sie
    in konstruktivere Bahnen geleitet.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Dana.
    »Wut kann sehr nützlich sein, um Veränderungen
    auszulösen«, erklärte Feary. »In der Vergangen-
    heit wurden die meisten gesellschaftlichen Ver-
    änderungen durch Menschen bewirkt, die mit ih-
    ren Lebensumständen unzufrieden waren. Men-
    schen, die wütend waren über die Zustände in
    ihrem Heimatland, haben dieses Land hier be-
    gründet. Wenn wir vom Verhalten unserer Politi-
    ker angewidert sind, wählen wir irgendwann an-
    dere. Wenn uns ein Gesetz missfällt, unterneh-
    men wir etwas dagegen.«
    Dana legte keinen Wert auf die Richtung, die er
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    nun einschlug. Er begann, Volksreden zu halten,
    und sie hatte nicht die Absicht, das zu fördern.
    »Wir sprechen hier aber nicht über gesellschaftliche Veränderungen in großem Maßstab«, erwi-
    derte sie, »sondern über die Trauer eines einzi-
    gen Mannes. Würden Sie sagen, dass Corey
    Latham sich irgendwann mit dem

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