Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
Vom Netzwerk:
diese
    Frage stellen – meinen Sie wirklich, dass Sie Ihre persönliche Erfahrung aus Ihrer Entscheidung
    heraushalten können?«
    Die Maklerin seufzte. »Schauen Sie, ich habe
    mich nicht darum gerissen, hier zu sein«, antwor-
    tete sie. »Ich wurde vorgeladen. Gut, ich bin hier.
    Ehrlich gesagt wäre ich lieber in Tahiti, aber ich meine, dass man seine Pflichten erfüllen sollte.
    Ich bin also bereit, in diesem Fall als Geschwore-ne anzutreten, wenn Sie das wünschen. Oder
    auch nicht, wenn Sie sich gegen mich entschei-
    den. Glaube ich, dass Abtreibung vor dem Gesetz
    erlaubt sein sollte? Ja, das glaube ich. Glaube ich deshalb automatisch, dass der Angeklagte hier
    schuldig ist? Nein, das glaube ich nicht. Das ist meine Meinung. Der Rest liegt bei Ihnen.«
    Lucy Kashahara hatte ein Zeichensystem entwi-
    ckelt für die Beurteilung der potenziellen Ge-
    schworenen. Ein Quadrat neben dem Namen be-
    deutete, dass sie jemanden für bestens geeignet
    hielt, Corey Latham gerecht zu beurteilen. Ein X
    hieß, dass man diese Person auf jeden Fall aus-
    schließen sollte. Dann gab es Kreise für Perso-
    nen, die sich in ihrer Haltung vermutlich als neutral erweisen würden, und Fragezeichen bei jenen,
    die sie für riskant hielt. Neben Rose Gregorys
    Namen befand sich ein Quadrat, bei Stuart Dünn
    ein Kreis, und bei Karleen McKay sah Dana das
    Fragezeichen. »Du denkst doch nicht wirklich
    279

    daran, sie zu nehmen?«, raunte Joan, als sie Da-
    nas Zögern bemerkte. »Sie ist doch hundertpro-
    zentig für die Abtreibung. Sie wird sich auf die
    Seite der Anklage schlagen.«
    »Ich weiß, aber sie hat klar gesagt, dass sie ei-
    gentlich lieber nicht hier wäre«, raunte Dana zu-
    rück. »Das heißt, sie will nicht irgendwas Persönliches durchsetzen. Ich glaube nicht, dass Bendali eine Freistellung wegen Befangenheit akzeptieren
    wird, und wir haben nur noch eine kategorische
    Ablehnung frei. Ich fürchte, es könnte noch
    schlimmer kommen.«
    »Ich würde sie nehmen«, merkte Charles Ramsey
    an. »Glauben Sie, dass McAuliffe McKay nimmt?«,
    fragte Mark Hoffman Brian.
    »Sie hat nur so viele Ablehnungen frei wie wir«,
    gab Brian zur Antwort. »Ein paar Risikokandida-
    ten wird sie durchgehen lassen müssen.«
    Die erfolgreiche Krimiautorin Allison Ackerman
    wurde in dem Monat, in dem man die Geschwo-
    renen für den Latham-Prozess auswählte, sechzig
    Jahre alt. Mit ihrer Pfirsichhaut und ihren üppigen kastanienbraunen Haaren sah sie eher aus wie
    vierzig. Drei Wochen lang verbrachte sie ihre Ta-
    ge weitgehend in Raum C701, wo sie las, Solitai-
    re spielte, Kreuzworträtsel löste und zusah, wie
    die anderen potenziellen Geschworenen kamen
    und gingen. Mit der vorletzten Gruppe von zwan-
    zig Personen wurde sie schließlich in den neunten Stock geleitet.
    280

    Als die Reihe an ihr war, den Gerichtssaal zu be-
    treten, folgte sie dem Gerichtsdiener zur Ge-
    schworenenbank, ließ sich in einem schwarzen
    Ledersessel nieder und atmete tief durch. Der
    Richter war eine imposante Gestalt, die auch aus
    einem ihrer Bücher hätte stammen können, ein
    Koloss von einem Mann, der einerseits kaum zu-
    zuhören schien, andererseits jedoch jede Kleinig-
    keit in dem Gerichtssaal, über dem er thronte,
    registrierte. Die Anwälte wirkten dagegen regel-
    recht klein. Nicht mickrig oder unbedeutend, son-
    dern einfach sehr klein, als könnten sie in dem
    großen Raum verloren gehen, wenn sie nicht auf-
    passten.
    Schließlich wandte die Schriftstellerin ihre Auf-
    merksamkeit dem Angeklagten zu. Still saß er an
    dem Tisch auf der anderen Seite des Saals. Er
    trug Jeans und ein blaues Hemd und schien den
    Gesprächen um ihn her zuzuhören, doch er
    machte keine Anstalten, sich einzumischen. Alli-
    son wusste, dass der Angeklagte im Laufe der
    letzten Monate zu einer Art Aushängeschild der
    Abtreibungsgegner geworden war, und sie muss-
    te zugeben, dass er sich gut dafür eignete. Er sah frisch und sympathisch aus. Sich Corey Latham
    als kaltblütigen Terroristen vorzustellen fiel
    schwer. Die Krimiautorin war keine Befürworterin
    der Todesstrafe. Doch in diesem Fall würde es ihr leicht fallen, den Angeklagten zum Tode zu verurteilen, wenn es tatsächlich so aussehen sollte, als 281

    habe er den Anschlag auf Hill House verübt. »Wa-
    rum wollen Sie bei diesem Prozess als Geschwo-
    rene tätig sein?«, fragte Brian, was sie einiger-
    maßen verblüffte. »Verzeihung«, sagte sie. »Mir
    war nicht bewusst, dass ich das

Weitere Kostenlose Bücher