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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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hatte sich gelohnt. Seine Frau hatte
    ausgerechnet, dass er seinen Umsatz im Ver-
    gleich zum Vorjahr bereits um die Hälfte erhöht
    hatte. »Sie hätten keine Einbußen zu verzeich-
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    nen, wenn Sie an diesem Prozess teilnehmen?«,
    fragte Dana. »Nein, Ma’am«, antwortete der
    massige vierundvierzigjährige Anwohner von Bal-
    lard. »Meine Arbeit ist saisongebunden, und vor
    April tut sich da sowieso nichts mehr.«
    »Und wenn der Prozess bis dahin nicht beendet
    ist?« Quinn überlegte kurz. »Hm, das ist schon ’n Zacken härter«, antwortete er. »Wenn der Prozess so wichtig ist, dass er so lange dauert, weiß ich nicht recht. Aber ich würd mal sagen, Pflicht ist Pflicht, und wenn ich das mitmache, muss
    ich’s meinen Kunden eben erklären, und dann
    kann ich nur hoffen, dass sie sich’s nicht anders überlegen und zur Konkurrenz gehen.«
    »Sagen Sie mir: Wie denken Sie über den Ange-
    klagten in diesem Prozess?«
    Quinn spähte an ihr vorbei, um Corey Latham zu
    sehen. »Kann ich schwer sagen«, meinte er.
    »Sieht bestimmt nicht so aus, wie man sich je-
    manden vorstellt, der so was getan hat. Aber
    man kann sich ja nicht aufs Aussehen verlassen,
    oder?«
    »Wären Sie denn bereit, sich erst alle Beweise
    genau anzuhören, bevor Sie ein Urteil über ihn
    fällen?«
    »Na klar. So läuft’s doch immer, oder?«
    Dana setzte sich. Neben John Quinns Namen be-
    fand sich ein Kreis. Er war einer der neutralen
    Geschworenen wie Stuart Dünn.
    »Wie denken Sie über den Anschlag auf Hill Hou-
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    se?«, fragte Brian.
    Der Bauunternehmer zuckte die Achseln.
    »Schlimme Sache, kein Zweifel – die vielen To-
    ten«, sagte er. »Aber mehr kann ich nicht dazu
    sagen, ich hab die Geschichte nicht so verfolgt.«
    »Gehen Sie regelmäßig zur Kirche, Sir?«
    »Das tu ich. Jeden Sonntag um elf, ohne Aus-
    nahme. Und auch Weihnachten und Ostern. Die
    Frau besteht drauf. Meint, es sei gut für die Kinder. Und sie singt auch gern im Chor. Ich denk
    mal, schaden kann’s keinem von uns, also komm
    ich immer mit.«
    »Würden Sie sich als religiös bezeichnen?«
    »Wenn Sie mich fragen, ob ich an Gott glaube:
    Ich denk schon. So wie andere auch, jedenfalls«,
    antwortete Quinn. »Und wenn Sie mich fragen,
    ob ich an Jesus als Sohn Gottes glaube – na, ich
    schätze, es ist in Ordnung, auf Nummer sicher zu
    gehen, das sag ich auch immer den Kindern. Aber
    wenn Sie mich fragen, ob ich daran glaube, dass
    man andere so behandeln soll, wie man selbst
    behandelt werden möchte, dann würd ich sagen:
    ja, unbedingt.«
    Brian bemühte sich nach Kräften, ein Lächeln zu
    unterdrücken. »Nun, da wir schon dabei sind,
    möchte ich Ihnen noch eine Frage stellen: Wie ist Ihre Haltung zur Abtreibung?«
    »Hab ich eigentlich keine«, erwiderte Quinn.
    »Hab nie damit zu tun gehabt. Meine Frau und
    ich haben zwei Kinder, mehr wollten wir auch
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    nicht, und seither waren wir entweder vorsichtig
    oder haben Glück gehabt.«
    »Und wie stehen Sie zur Todesstrafe?«
    »Ich schätze, ich bin dafür, aber nur unter den
    richtigen Umständen«, erklärte Quinn. »Ich mei-
    ne, wenn Sie mir echt beweisen können, dass der
    Bursche da drüben das getan hat, was man be-
    hauptet, finde ich auch, dass er das verdient hat, was er kriegt.«
    »Es ist komisch, wissen Sie«, sagte Corey am
    Nachmittag, als die Verhandlung für diesen Tag
    beendet war, zu Dana. »Woche für Wbche sitze
    ich jetzt da – wie lange schon? – und tue rein gar nichts. Ich habe nicht einmal den Mund aufgemacht, bin nicht einmal aufgestanden. Ich habe
    nur zugeschaut und zugehört. Weshalb fühle ich
    mich dann wie durch den Wolf gedreht?«
    »Das ist einfach so«, sagte Dana, die genauso
    erschöpft war wie er. »Diese Phase laugt einen
    aus.«
    Den wöchentlichen Lunch bei »AI Boccolino« hat-
    ten sie erneut mehrmals ausfallen lassen, aber
    Dana hatte sich mit Judith abends im »House of
    Hong« verabredet, einem ihrer Lieblingslokale.
    Das knusprig gebratene Huhn dort fanden sie
    beide unwiderstehlich.
    »Ich wünschte, wir könnten das öfter machen«,
    sagte Dana, als sie sich in eine Nische setzten
    und die Speisekarten aufklappten, obwohl sie
    beide schon wussten, was sie essen wollten.
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    »Ja, das wäre schön«, erwiderte Judith munter.
    Um keinen Preis der Welt hätte sie Dana gesagt,
    dass sie sich dieses Essen eigentlich nicht leisten konnte. Sie hatte schließlich auch ihren Stolz.
    Aber es lief nicht gut für sie. Seit zwei Monaten hatte

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