Mein Wille geschehe
extrem
gefährlich.« Joyce O’Mara ergriff die Hand von
Betsy Toth Umanski. »Sag mir Bescheid, wenn du
es nicht mehr ertragen kannst«, flüsterte sie.
»Dann gehen wir eine Weile raus.« Die beiden
Frauen, die zum Zeitpunkt der Explosion im sel-
ben Raum gewesen waren, hatten sich ange-
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freundet.
»Was war Ihren Ermittlungen nach die Ursache
der Explosion?«, fragte Brian.
»Wir fanden Überreste einer Bombe«, antwortete
Henderson, »die wir für die Ursache halten.«
»Können Sie mir sagen, wobei es sich bei diesen
Überresten handelt?«
»Vorwiegend um Rückstände von Chemikalien
und um Fasern. Wir haben dieses Material sofort
ans FBI weitergereicht. Ferner fanden wir Über-
reste eines kleinen Zeitzünders, von dem wir an-
nehmen, dass er an der Bombe befestigt war, um
den Zeitpunkt der Explosion zu bestimmen.«
»Wo fanden Sie diese Überreste?«
»Im Keller des Gebäudes.«
»Welche Rückschlüsse zogen Sie daraus?«
»Dass die Bombe dort platziert worden war.«
»Konnten Sie feststellen, wie man zu diesem Kel-
ler Zugang hatte?«
»Den Bauplänen zufolge durch eine Falltür, die
auch für Außenstehende leicht zu finden war.«
In den beiden folgenden Tagen befragte Brian
den Sprengstoffspezialisten zu allen Einzelheiten seiner Ermittlungen. Henderson brachte Modelle
mit, anhand derer er detailliert schilderte, was
die Bombe wo und warum angerichtet hatte. Ei-
nige Überlebende verließen, in Tränen aufgelöst,
den Gerichtssaal. Am Freitagnachmittag beendete
Brian seine Befragung dieses Zeugen.
»Würden Sie sagen, dass man die Bombe im Kel-
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ler des Gebäudes platzieren musste, um genau
diese Wirkung zu erzielen?«, fragte er.
Der Spezialist nickte. »Sie war genau richtig platziert, um den größtmöglichen Schaden anzurich-
ten«, erklärte er. »Und überdies nicht nur im Keller, sondern genau im baulichen Zentrum des
Gebäudes.«
»Würde Ihrer Erfahrung nach ein Laie im Umgang
mit Sprengstoffen wissen, wo man eine Bombe
platzieren muss?«
»Nein, meiner Erfahrung nach haben die meisten
Leute davon keine Ahnung«, gab Henderson zur
Antwort. »Sie glauben, wenn sie die Bombe ir-
gendwo ablegen, wird es schon klappen. Deshalb
richten viele Bomben zum Glück nur geringfügi-
gen Schaden an. Aber wer diese Bombe platziert
hat, der wusste genau, was er tat.«
Brian nickte und wandte sich zum Tisch der Ver-
teidigung. »Ihr Zeuge«, sagte er.
»Über welche Kenntnisse müsste man denn ver-
fügen, um zu wissen, wo man eine Bombe richtig
platzieren muss?«, fragte Dana.
»Na ja, Kenntnisse, über die ein Ingenieur ver-
fügt, beispielsweise«, antwortete Henderson.
»Und ein Architekt, nehme ich mal an. Ein Bau-
unternehmer, vermutlich. Und jemand, der sich
mit Abrissarbeiten auskennt. Es macht einen gro-
ßen Unterschied, ob man eine Bombe neben einer
Wand ablegt oder im statischen Zentrum eines
Gebäudes.«
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»Und wenn nun ein ganz gewöhnlicher Mensch
herausfinden möchte, wo man eine Bombe abge-
legen muss, um ein Gebäude zu sprengen?«,
fragte Dana. »Wenn ich zum Beispiel dieses Ge-
richtsgebäude in die Luft jagen wollte. Ich bin
weder Ingenieur noch Architekt oder Abrissexper-
te. Sagen wir mal, ich bin einfach ein Anarchist.
Wie könnte ich herausfinden, wo sich das bauli-
che Zentrum befindet?« Henderson zuckte die
Achseln. »Nun, ich denke mal, Sie könnten in die
Archive im Rathaus gehen und sich die Baupläne
ansehen«, sagte er. »Oder in der Bücherei in ei-
nem Fachbuch nachschlagen.«
»So einfach wäre das? Ich könnte einfach in ei-
nem Buch nachschlagen, wo sich bauliche Zent-
ren befinden?«
»Ich denke schon. Wenn Sie wirklich interessiert
wären.«
»Okay«, sagte Dana. »Und wie sieht’s mit dem
dummen Zufall aus?«
»Ich weiß nicht genau, was Sie meinen.«
»Stellen wir uns doch mal den Durchschnittsmen-
schen vor, der nicht weiß, wo man eine Bombe
richtig platziert, und der nicht auf die Idee
kommt, sich im Rathaus oder in einer Bücherei zu
informieren. Könnte es sein, dass er die Bombe
einfach durch Zufall an der richtigen Stelle ab-
legt?«
»Damit habe ich keine Erfahrung, aber die Mög-
lichkeit besteht wohl auch«, räumte Henderson
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ein. Dana lächelte, um ihm und den Geschwore-
nen zu bedeuten, dass sie ihn nicht als Gegner
betrachtete. »Ich möchte Sie noch etwas anderes
fragen«, sagte sie leichthin. »Der Überrest des
Zeitzünders, den Sie aus
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