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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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du gesehen hast, könnte wichtig sein.
    Wenn dieser Typ Hill House in die Luft gejagt hat, wie der Mann von der Anklage behauptet, dann
    soll er verurteilt werden.«
    »Was ist verurteilt?«
    »Das passiert, wenn diese andere Gruppe von
    Leuten, die ›Geschworene‹ heißen, sich alle einig werden, dass jemand gegen das Gesetz versto-
    ßen und was ganz Schlimmes getan hat.«
    Joshua runzelte die Stirn. »So wie ich, als ich im 349

    Hill House geschlafen habe?«
    »Nein, nein, nicht wie du«, beruhigte ihn Big
    Dug. »Das Feuer ist nicht wegen dir ausgebro-
    chen. Du hast nicht gegen das Gesetz verstoßen.
    Du hast gar nichts Schlimmes gemacht, das hab
    ich dir doch gesagt. Im Gegenteil, weil du da ge-
    schlafen hast in dieser Nacht, hast du vielleicht sogar was Gutes getan.«
    »Wieso?«
    »Könnte sein, dass du ein Augenzeuge bist.«
    »Ein was?«
    »Ein Augenzeuge. Das ist jemand, der gesehen
    hat, was passiert ist.«
    »Aber ich hab nicht gesehen, was passiert ist«,
    widersprach Joshua. »Ich hab nur den Boten ge-
    sehen.«
    »Genau das meine ich doch«, entgegnete Big
    Dug. »Ich glaube, dass der Bote vielleicht der
    Mann war, der die Bombe gelegt hat.«
    Joshua riss die Augen auf. »Woher weißt du
    das?«
    »Naja, ich weiß es nicht wirklich. Deshalb meine
    ich eben, wir sollten zur Polizei gehen und es denen sagen. Die werden schon wissen, was zu tun
    ist.«
    »Was muss ich da machen?«
    »Sie werden dich wahrscheinlich fragen, ob du
    den Mann wiedererkennst, den du gesehen hast.«
    »Aber das kann ich nicht«, sagte Joshua. »Ich
    hab ihn nicht so genau gesehen, das hab ich dir
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    doch gesagt. Ich bin nicht mal sicher, ob es der
    Mann ist, den sie im Fernsehen gezeigt haben.«
    »Dann erzählst du ihnen eben das.«
    »Bist du sicher, dass mir da nichts Schlimmes
    passiert?«
    »Das verspreche ich dir«, erklärte Big Dug. »Dir
    passiert nichts. Die Polizisten werden nur mit dir reden wollen, das ist alles. Schau, wenn es dir
    lieber ist, dann komm ich mit und pass auf dich
    auf.«
    Joshua dachte angestrengt darüber nach, wie gut
    es ihm ging, seit Big Dug sich um ihn kümmerte.
    Er wollte, dass alles so blieb, wie es war. »Ich
    weiß nicht recht«, sagte er. »Hab irgendwie
    Angst.«
    »Ich weiß«, sagte Big Dug freundlich. »Aber ich
    finde, du solltest das machen.«
    »Kann ich’s mir noch mal überlegen?«
    Big Dug zuckte die Achseln. »Sicher, ich denk
    schon«, gab er zur Antwort. Er musste Joshua
    nicht drängen. Er wusste, dass sein Freund früher oder später von selbst auf ihn zukommen würde.
    Roger Roark, Vorsitzender der Coalition for Con-
    servative Causes, traf sich mit einigen engen Be-
    ratern. »McAuliffe steht weitaus besser da, als ich erwartet hatte«, eröffnete er die Runde. »Sie soll doch angeblich nicht gut sein in Prozessen dieser Größenordnung.«
    »Sie hat wenig Erfahrung«, erklärte einer, »aber
    ansonsten soll sie brillant sein.«
    351

    »Dann müssen wir uns ins Zeug legen«, verkün-
    dete Roark. »Das Ziel ist klar: Latham muss
    schuldig gesprochen werden.«
    »Wieso denn das?«, wollte ein massiger Mann mit
    schiefer Nase wissen. »Weil er unsere Überzeu-
    gung in die Tat umgesetzt hat? Ich dachte, solche Taten unterstützen wir.«
    »Unter normalen Umständen schon«, gab Roark
    zu. »Aber die Wahl steht vor der Tür, und unser
    Kandidat will eine Symbolfigur, die er der Opposition vor die Nase halten kann. Wenn der Mann
    freigesprochen wird, nützt er uns nichts. Wir ha-
    ben die großartige Chance, an einen Märtyrer zu
    kommen.«
    »Herr im Himmel, das können wir aber nicht öf-
    fentlich machen«, rief ein älterer Herr aus.
    »Wer spricht denn davon?«, erwiderte Roark. »A-
    ber in unseren Reihen muss klar sein: Wir wollen
    einen Schuldspruch, um jeden Preis.«
    352

    4
    Am Montagmorgen wurde als Erstes der Ge-
    richtsmediziner des King County in den Zeu-
    genstand gerufen. Arthur Pruitt war ein kleiner
    rundlicher Mann Anfang fünfzig mit einem ge-
    pflegten Schnauzbart und Geheimratsecken. Auf-
    fallend an ihm waren lediglich seine gewaltigen
    Hände. Sie waren so riesig, dass einer seiner
    jungen Assistenten vor einigen Jahren erklärt
    hatte, er müsse doch in einer Hand einen Football verschwinden lassen können, und ein anderer
    fragte sich, wie er mit diesen Pranken so präzise Arbeit verrichten konnte. Als der Doktor den Eid
    geschworen, seinen Namen gesagt und sich im
    Zeugenstand niedergelassen hatte, erhob sich
    Brian Ayres und begrüßte

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