Mein Wille geschehe
dem Schutt bergen
konnten – wie groß war der?«
»Es handelte sich um mehrere Teile. Der größte
Teil war vielleicht zwei bis drei Zentimeter im
Quadrat.«
»Das ist ja nicht gerade klein. Fanden Sie Finge-
rabdrücke darauf?«
»Nein.«
»Nicht einmal eine Spur davon?«
»Nein, nichts.«
»Aha. Nun, konnten Sie anhand dieser Teile des
Zeitzünders oder auf Grund anderer Ermittlungen
feststellen, wann das Gerät eingestellt wurde?«
Henderson blickte verwirrt. »Wie sollte ich das
können?«, fragte er.
»Heißt das Nein?«
»Ja, sicher. Das lässt sich bei unseren Untersu-
chungen nicht feststellen. Wir können nur sagen,
dass es irgendwann vor zwei Uhr mittags war.
Wie lange vorher, wissen wir nicht.«
»Gab es irgendeinen Hinweis auf die Person, die
den Zeitzünder eingestellt hat?«
»Nein.«
»Gut, ich möchte das noch einmal wiederholen.
Sie sagen, dass Sie nicht wissen, wann der Zeit-
zünder an der Bombe gestellt wurde und von
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wem, und dass bei Ihren umfassenden Untersu-
chungen nichts gefunden wurde, das in irgendei-
ner Weise mit dem Angeklagten in Verbindung
gebracht werden kann. Ist das so richtig?«
»Jawohl.«
»Keine Fingerabdrücke, keine Fasern, keine Haa-
re, keine DNA, nicht einmal ein Fußabdruck eines
Militärstiefels?« Henderson zuckte die Achseln.
»Nein.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Dana. »Keine weiteren
Fragen.« Es war erst kurz vor vier Uhr nachmit-
tags, und die Anklage hätte noch einen weiteren
Zeugen aufrufen können. Doch die Aussage des
Sprengstoffspezialisten war für die Geschworenen
und auch für viele Zuschauer anstrengend gewe-
sen, und so ergriff Abraham Bendali die Gelegen-
heit beim Schopf und vertagte die Verhandlung
bis nach dem Wochenende.
Big Dug saß unter dem Viadukt am Alaskan Way
und grübelte. Das tat er nun schon einige Mona-
te, seit Joshua ihm von dem Boten erzählt hatte.
Joshua konnte nicht begreifen, dass seine Beo-
bachtung wichtig war, aber Big Dug war sich des-
sen sehr wohl bewusst.
Der gutmütige Hüne hatte den Abend in seiner
Lieblingsbar verbracht, wo er so lange wie mög-
lich an einem Bier trank und sich im Fernsehen
die Berichterstattung über den Prozess ansah.
Dann machte er sich auf die Suche nach Joshua,
doch er fand ihn nirgendwo. Schließlich ließ er
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sich an dieser Säule nieder und bemühte sich,
nicht einzuschlafen, während er auf seinen
Freund wartete. Nach elf Uhr entdeckte er ihn
endlich.
Joshua kam die Straße entlanggeschlendert und
trällerte ein Liedchen.
»Wo hast du gesteckt?«, fragte Big Dug.
»Bei Ivar’s«, gab Joshua zur Antwort. »Ich war
drüben am Colam Dock, und da kommt dieses
Pärchen von der Fähre um zehn nach neun, ganz
picobello und schick, und die fragen mich, ob ich Hunger hab. Hatte ich, und ich hab Ja gesagt.
Und eh ich’s mich verseh, sitz ich bei Ivar’s, an einem Tisch mit echten Servietten, und sie sagen, ich soll mir bestellen, was ich will. Wärst du bloß auch da gewesen.«
»Was hast du gegessen?«
Joshuas Augen leuchteten, »’ne große Schüssel
Fischsuppe, danach zwei Portionen Fisch mit Frit-
ten und eine Limo. Dann noch Eis. Und der Kell-
ner sagte, es sei alles schon bezahlt.« Er wühlte in seinen Taschen. »Ist wohl nicht mehr recht
heiß, aber ich hab dir noch was mitgebracht.« Er
überreichte seinem Freund eine Portion schlappe
Fritten und drei Stücke Backfisch in einer roten
Serviette. Big Dug nahm das Essen dankbar in
Empfang und ließ es sich schmecken. Das Bier
war alles gewesen, was er zum Abendessen zu
sich genommen hatte. »Wir müssen uns unter-
halten«, sagte er, als er alles aufgegessen hatte.
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»Über was?«, erkundigte sich Joshua. »Über den
Boten«, sagte Big Dug.
»Ach, den«, entgegnete Joshua. »Über den will
ich nicht reden.«
»Ich weiß, aber du musst.«
»Warum?«
»Weil es wichtig sein könnte«, gab Big Dug zur
Antwort. »Warum?«
»Da ist jetzt dieser Prozess, verstehst du, wegen dem Typen, von dem sie sagen, dass er Hill House in die Luft gejagt hat.«
»Was ist ein Prozess?«, fragte Joshua.
»Das ist so eine Versammlung im Gerichtsgebäu-
de«, erklärte Big Dug geduldig. »Da treffen sich
die Leute, die behaupten, dass jemand was ganz
Schlimmes gemacht hat, und die Leute, die be-
haupten, dass das gar nicht stimmt. Und die ver-
suchen einer anderen Gruppe von Leuten klarzu-
machen, dass sie Recht haben.«
»Und was ist damit?«
»Naja, was
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