Mein Wille geschehe
die Geschworenen.
Dann nickte er dem Richter zu.
Abraham Bendali räusperte sich. »Guten Morgen,
meine Damen und Herren«, sagte er, zu den Zu-
schauern im voll besetzten Gerichtssaal gewandt.
Er blickte vor allem zu den Überlebenden hin-
über. »Dieser Zeuge wird sich in allen Einzelhei-
ten zu den Todesfällen des Anschlags auf Hill
House äußern. Das wird sicherlich auf einige An-
wesende hier sehr verstörend wirken, weshalb ich
vorab denjenigen die Chance geben möchte, den
Gerichtssaal zu verlassen, die sich dem nicht ge-
wachsen fühlen.«
Im Zuschauerbereich entstand einige Unruhe, als
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einige Anwesende sich erhoben und hinausgin-
gen. Keiner von ihnen gehörte zu den Überleben-
den.
»Ich glaube nicht, dass mich irgendwas mehr
verstören könnte als die Wochen mit meinem
Jeffrey, bevor er gestorben ist«, murmelte Mari-
lyn Korba, die sich nicht von der Stelle gerührt
hatte.
Dana lächelte ironisch. Brian spielte jede Karte
aus, die er hatte, auch wenn er sich dabei die
Überlebenden zu Nutze machen musste. Sie
nahm es ihm nicht übel. An seiner Stelle halte sie dasselbe getan. »Billiger Trick«, raunte Joan
Wills.
»je billiger die Tricks, desto schwächer die Be-
weislage«, raunte Dana zurück.
Als die einführenden Worte gesprochen waren
und Pruitt als Zeuge für ein bestimmtes Fachge-
biet vorgestellt war, zog er scheinbar willkürlich aus einem von zwei großen Kästen, die er in den
Gerichtssaal mitgebracht hatte, eine Akte und
schlug sie auf seinem Schoß auf.
»Fall Nummer KCMEOO-087«, las er vor.
»Sechsundvierzigjährige weiße Frau, Größe: eins
vierundsechzig, Gewicht: fünfundsiebzig Kilo.
Schädelbasisbruch. Wirbelsäulenfraktur, diverse
Brüche und Platzwunden.«
»Konnten Sie die Todesursache ermitteln?«, frag-
te Brian. »Es wird eine der beiden Hauplverlet-
zungen gewesen sein«, antwortete der Gerichts-
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mediziner, »die sich unmittelbar nacheinander
ereigneten. Beide sind potenziell tödlich.«
»Und können Sie sich vorstellen, wie diese beiden Verletzungen zu Stande kamen?«
»Durch einen Fall aus großer Höhe, wobei das
Opfer auf dem Rücken landete.«
»Konnten Sie den Zeitpunkt des Todes feststel-
len?«
»Er erfolgte sofort«, erkläre Pruitt, »und aus der Armbanduhr, die das Opfer zum Zeitpunkt der
Explosion trug, lässt sich schließen, dass er kurz nach zwei Uhr an besagtem Nachmittag eintrat.«
Für diese Zeugenaussage hatte man einen Dia-
projektor und eine große Leinwand bereitgestellt.
Der Gerichtsmediziner entnahm der Akte einige
Dias und reichte sie Brian, der sie wiederum sei-
nem Assistenten weitergab. Mark Hoffman schob
sie in den Projektor und stellte das erste Dia
scharf.
Brian blickte zu den Geschworenen hinüber. »Es
tut mir Leid«, sagte er, als er sah, wie einige von ihnen zusammenzuckten. Dann wandte er sich an
Pruitt. »Wären Sie bitte so freundlich, Doktor,
dem Gericht zu beschreiben, was wir hier sehen.«
»Wir sehen eine Aufnahme der Verstorbenen«,
erklärte der Gerichtsmediziner. »Doch auf diesem
Dia sieht man die entscheidenden Stellen nicht.
Anhand der Röntgenbilder lassen sich die beiden
Verletzungen mit Todesfolge deutlicher erläu-
tern.« Er entnahm seiner Akte einige Röntgen-
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aufnahmen. »Wenn ich jetzt bitte die Leinwand
haben könnte.«
Auf das Nicken des Richters hin rollte Robert Nie-ra die Leuchttafel nach vorne. Als der Gerichts-
diener sie angeschlossen hatte, verließ Pruitt den Zeugenstand und befestigte die Röntgenbilder an
der Tafel. Die Geschworenen konnten direkt da-
raufblicken. Mit einem Laserpointer deutete Pruitt dann auf die Röntgenbilder und die Dias und
zeigte die Stellen. Und bei jedem Schritt wies er zusätzlich darauf hin, weshalb diese Verletzungen bei der Explosion der Bombe entstanden waren.
»Hier«, sagte er und deutete auf eine der Rönt-
genaufnahmen, »sehen Sie den oberen Teil der
Wirbelsäule, den so genannten Hirnstamm.« Er
wies auf die Leinwand, auf der man eine weibli-
che Leiche erkennen konnte. Ihr Gesicht war von
ihrem Haar bedeckt, ihr Rücken frei. »Der dunkle
Teil, den Sie hier auf dem Bild sehen, weist auf
eine Überdehnung/Überstreckung der Halswirbel-
säule hin, die so heftig war, dass die Wirbelsäule am ersten Halswirbel durchtrennt wurde. Dies
hatte eine Abtrennung des Rückenmarks vom
Stammhirn und damit den Tod zur Folge.«
»Wie kam diese Verletzung Ihrer Einschätzung
nach
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