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Mein wirst du bleiben /

Mein wirst du bleiben /

Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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ihm entfernt sein kann. Wie der Mann die Pistole wieder einsteckt und ihr die Arme auf den Rücken dreht. Uniformierte, die Miriam auf die Beine zerren, und Hände, die hart nach ihm greifen. Das kühle Metall an seinen gefesselten Handgelenken.
    In ihren grünen Augen stand blanker Hass. »Hallo, Sonja«, sagte er und hob einen Mundwinkel. »So kaltherzig kenne ich dich ja gar nicht.«

[home]
45
    E hrlinspiel ließ die Handschellen um die Gelenke der falschen Thea Roth zuschnappen. Freitag kümmerte sich um Paschek, Josianne und ein Kollege um Miriam. Ihr lautes Singen, fast schon Kreischen, mischte sich mit dem Weinen der Kinder, entsetztem Gemurmel und Schluchzen.
    »Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret; der Schöpfer lebt, der Höchste triumphieret! Mama, du hast deine Feinde erkannt, du hast gesehen, endlich verstanden!«
    »Die Frau ist nicht Ihre Mutter«, sagte Ehrlinspiel barsch, doch Miriam Roth reagierte nicht und sang weiter, als sei sie mit der Fremden allein und nicht in der Gewalt der Polizei.
    »Wo ist Hanna Brock?« Er betonte jede Silbe.
    Wer die Fremde war, die offenbar Sonja hieß, würde er später klären.
    »Aus meines Herzens Grunde, sag ich dir Lob und Dank«, stieg Miriams Stimme in das Kirchenschiff, »in dieser Morgenstunde, dazu mein Leben lang.«
    Ehrlinspiel, der die Fremde von hinten an den Armen festhielt, brachte sein Gesicht dicht an ihr Ohr: »Fragen Sie Miriam, wo Hanna Brock ist! Los!«
    Die Frau versteifte sich. »Miriam, Kind«, sagte sie nach kurzem Zögern, »weißt du, wo die Frau von der Polizei ist?«
    »Kind!« Paschek spuckte der Frau vor die Füße. »Willst du dich den Herren nicht erst einmal vorstellen? Du bist doch sonst immer so höflich.« Seine Augen wurden schmal.
    »Halten Sie den Mund«, fuhr Freitag Paschek an und nickte zwei Kollegen zu. Sie übernahmen Paschek, der versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, doch sie zerrten ihn zur Seite.
    »Nehmen Sie Ihre dreckigen Hände weg! Ich habe niemandem etwas getan.«
    »Niemandem etwas getan«, brach es voller Abscheu aus der Fremden heraus, während Miriams Stimme immer höhere Töne suchte. »Sieh mich doch an.« Sie hob den Kopf, und ihre Narben am Hals traten hervor. »Ich hätte dich töten sollen, Kurt Paschek! Töten!«
    Paschek lachte metallisch auf. »Du willst deinen Ehemann töten?« Er schüttelte den Kopf. »Sonja, Sonja.«
    »Sie sind seine Frau?« Die Puzzleteile begannen, sich in Ehrlinspiels Kopf zusammenzufügen.
    »Erwünschter Tag«, jubilierte Miriam, »sei, Seele, wieder froh!«
    Die Fremde fixierte Paschek, dessen Gesichtszüge reglos blieben. »Frau!«, sagte sie verächtlich. »Ich bin vertrauensselig gewesen und so blind, einen kranken Sadisten zu heiraten. Und viel zu lang viel zu feige! Ja, ich hätte dich töten sollen.«
    Da hörte Miriam auf zu singen. »Mama«, sagte sie, »du hast das Licht gefunden.« Ein Strahlen ging über ihr ausgemergeltes Gesicht. »Wir werden sie alle töten. Niemand wird dich mehr täuschen, und niemand wird das Gift des Bösen in unser reines Blut mengen. Das Schwarz wird vergehen in ewiger Höllenqual.«
    Ein Beben erfasste Sonja Paschek, und Ehrlinspiel lockerte seinen Griff.
    Ihre Narben. Der Unfall, den nicht sie, sondern eine andere gehabt hatte. Kurt Paschek hatte ihr die Verletzungen zugefügt! Hatte sie sich unter einer fremden Identität vor ihm versteckt? Unter seinem Griff ging Frau Paschek einen Schritt auf Miriam zu. »Wo ist die Polizistin, Kind?«
    Miriam senkte leicht den Kopf und drehte die Augen nach oben. »Die Schlange sitzt fest. Sie tut uns nichts mehr.« Sie blickte von Ehrlinspiel zu Freitag, zu Paschek und zu Pfarrer Müller, der stumm dastand wie ein hilfloser Geist in seinem weißen Hemd. »Siehst du die Verschwörung, Mama? Die Schwingen des Bösen weben um uns, in ihren Federn strömt heißes Gift, nicht einmal vor dem Haus Gottes scheuen sie zurück.«
    Um Ehrlinspiels Brust legte sich ein Stahlband.
Hanna!
Am liebsten hätte er jedes Wort aus Miriam herausgepresst. »Schluss jetzt mit dem Theater!«, fuhr er sie an und nickte zu ein paar uniformierten Kollegen. »Schafft die Kinder und Leute raus.«
    »Bitte, Miriam«, sagte Sonja Paschek, »mach es nicht noch schlimmer. Du hast zwei Menschen getötet. Ich kann nicht länger wegsehen.«
    Das Kirchenschiff erstrahlte in leuchtendem Rosarot, das Licht umspielte die blonden Haare der Frauen und verlieh ihren Gesichtern einen rotgoldenen Schimmer. »Bitte, liebe Miriam, sag

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