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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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kam. Vielleicht fand ich dann heraus, wo er wohnte. Jochen wollte ich nicht schon wieder bemühen.
    Doch ich wartete vergeblich. Kurz nach 22 Uhr gab ich auf und fuhr zurück in die Stadt. Ob Dr. Schönborn ein Verhältnis mit der Frau hatte, die dort wohnte? Hatte am Ende auch er ein Geheimnis zu verbergen?
    Als ich einen Parkplatz suchte, fragte ich mich, ob die Suche nach einem Partner über eine Kontaktanzeige von Erfolg gekrönt sein konnte. Bei meinen bisherigen Erfahrungen, die ich dank des Falls hatte machen dürfen, zweifelte ich stark daran. Und im Moment hatte ich das ja nicht nötig. Jens Krügers Gesicht mit dem Lausbubenlächeln erschien vor meinem inneren Auge.
    Das Telefon läutete und zerstörte das Gemälde. Meine Mutter. Schon wieder.
    »Mama, ich möchte nicht zu einer Séance gehen«, sagte ich statt einer Begrüßung und klang genervt.
    »Aber Kind, sperr dich doch nicht so dagegen. Ich spüre nur negative Schwingungen. Du könntest der Sache wenigstens eine Chance geben.«
    »Nein.« Negative Schwingungen. So ein Quatsch!
    »In der Zeitung war von einer Leiche die Rede, die gefunden worden ist.«
    Ich sagte nichts.
    »Ist das etwa diese Susanne?«
    Ich schwieg. Eisern.
    »Also ist sie es«, stellte meine Mutter mit Grabesstimme fest, dass selbst mir eine Gänsehaut über den Rücken lief. Wie schaffte sie das nur immer wieder? »Hör mal, diese Frau hat mich erneut um Hilfe gebeten. Sie möchte, dass man ihren Mörder findet.«
    »Dann hilf du ihr doch. Immerhin hat sie sich an dich gewandt und nicht an mich.«
    »Sie kann ja auch nicht mit dir Kontakt aufnehmen. Wie soll sie, wenn du dich weigerst, an Séancen teilzunehmen? Sie hat nur die Möglichkeit, sich über mich an dich zu wenden.«
    So ein Blödsinn.
    »Mama, bitte, das ist nicht mein Ding. Ich mache das auf meine Weise.« Ehe sie mir wieder ein schlechtes Gewissen einreden konnte, fuhr ich fort: »Wir können uns ja bald mal treffen. Wenn der Fall erledigt ist.« Und die Hölle eingefroren.
    Sie verabschiedete sich und hörte sich gekränkt an. Diesmal war es mir egal.

    Als ich die Treppe hinaufging, stolperte ich wie am Abend zuvor über Mark Heilig, der es sich mit einer mittlerweilen leeren Flasche Bier und einer Zeitschrift auf dem Treppenabsatz vor meiner Wohnung bequem gemacht hatte.
    »Na endlich«, begrüßte er mich, stand auf und klopfte den Staub von den Jeans. »Ich dachte schon, du kommst überhaupt nicht mehr nach Hause. Wo treibst du dich denn herum?«
    »Ermittlungen.«
    Einen sarkastischen Kommentar, als Mark hinter mir die Wohnung betrat, sparte ich mir.
    Er schien sich wie zu Hause zu fühlen, trabte in die Küche, machte den Kühlschrank auf und holte zwei Bier heraus. Er öffnete sie auf konventionelle Weise mit einem Flaschenöffner, der an seinem Schlüsselbund befestigt war. Ich grinste in mich hinein. Es hatte einiges an Übung erfordert, den Kronkorken nach dem Öffnen der Flasche mit der Hand aufzufangen.
    »Ermittlungen im Fall Dauber?«, wollte er an meine Erklärung im Flur anknüpfend wissen.
    »Sitzt du jetzt jeden Abend hier, wenn ich nach Hause komme? Als so eine Art Empfangskomitee? Wenn ich das weiß, kann ich dir beim nächsten Mal einen roten Teppich ausrollen.«
    »Es gibt neue Erkenntnisse.«
    Ich nahm das Bier entgegen, das Mark mir hinhielt, und trank einen Schluck.
    »Du hast da einen Fleck auf dem T-Shirt«, sagte er und kam näher, um das verräterische Mal auf meinem Shirt in Brusthöhe genau unter die Lupe zu nehmen.
    »Ich war in Söflingen, da gibt es das beste Eis der Stadt. Ist dir während deiner Zeit in Stuttgart entgangen.« Es war mir peinlich, dass er mir auf die Brust starrte, und ich überlegte, welchen BH ich vorhin angezogen hatte. Was für ein schwachsinniger Gedanke, schalt ich mich und schüttelte innerlich den Kopf. Was ging ihn mein BH an?
    »So, so. Na wie auch immer. Susanne Dauber hat Kontaktanzeigen in der Zeitung aufgegeben, und es besteht die Möglichkeit, dass sie dabei ihren Mörder kennengelernt hat.«
    Ich sagte nichts, sah Mark einfach nur an.
    Er trank einen Schluck, hielt aber in der Bewegung beim Absetzen der Flasche inne.
    »Du hast es gewusst! Ich fasse es nicht, du hast es gewusst. Du behinderst die Ermittlungen!«
    »Überhaupt nicht. Ich ermittle selbst. Wenn du einen Schritt hinterher bist, kann ich nichts dafür.«
    »Das darf nicht wahr sein! Du hast es gewusst.« Er hieb sich mit der flachen Hand an die Stirn, während ich ihn einfach nur ansah.

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