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Mein wirst du sein

Mein wirst du sein

Titel: Mein wirst du sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rodeit
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musst? Und dann auch noch so früh am Morgen.«
    »Schlag mal die Zeitung auf.«
    »Ich liege noch im Bett.«
    »Dann wird es höchste Zeit, dass du deinen Hintern raus bewegst und dir ansiehst, was du angerichtet hast.«
    Keine Entschuldigung, dass er mich geweckt hatte.
    »Die Zeitung ist im Briefkasten, und der befindet sich, wie du weißt, zwei Stockwerke weiter unten. Sicher werde ich jetzt nicht im Schlafanzug nach unten laufen und mir ansehen, warum dir eine Laus über die Leben gelaufen ist. Entweder du erzählst es mir jetzt oder du lässt es bleiben.«
    Hatten ihm die Beleidigungen vom Samstag nicht gereicht? Kein Wort der Entschuldigung hatte ich gehört. Ich hatte überhaupt nichts von ihm gehört. Musste er jetzt am frühen Morgen mit seinen Anschuldigungen weitermachen?
    Ich war plötzlich hellwach. Und stinksauer.
    »Bitte, wie du meinst. Ich lese dir die Überschrift vor: Treibt ein Serienmörder in Ulm sein Unwesen ?«
    Ups, ich schluckte.
    »Es geht weiter«, verkündete Mark mit unheilvoller Stimme. » Am Samstagmorgen wurde eine weitere weibliche Leiche in Ulm gefunden. Auch sie trug das Merkmal eines mutmaßlichen Serienmörders, eine Kette mit einem Rosenanhänger, um den Hals und auch sie ist erwürgt worden. Was verschweigt uns die Polizei? Den Rest erspare ich dir. Der Artikel ist von Jens Krüger. Das ist der Wichtigtuer, der neulich am Rechen stand, als wir Susanne Dauber gefunden haben. Und du hast mit ihm geredet. Was hast du ihm noch alles erzählt?«
    Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Darum hatte Jens es gestern Abend so eilig gehabt, er hatte den Artikel für heute noch in die Zeitung bringen wollen. Er hatte mich ausgehorcht!
    Diese Erkenntnis war wie ein Schlag ins Gesicht, verminderte meinen Zorn auf Mark jedoch keineswegs.
    »Wer sagt dir, dass ich ihm das erzählt habe?«, fragte ich und merkte selbst, wie hölzern meine Frage klang.
    »Ich war es bestimmt nicht. Außer mir wissen das nur eine Handvoll Kollegen hier auf dem Revier. Und du.«
    Der Vorwurf lastete schwer.
    »Das ist noch lang kein Grund, mich so anzugiften«, blaffte ich zurück, musste aber gleichzeitig zugeben, dass er allen Grund dazu hatte.
    »Hast du es ihm erzählt?«
    »Du kannst mich mal.«
    Ich legte auf, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Das Telefon klingelte sofort wieder, doch ich schob es unter das Kopfkissen und ging ins Bad. Verfolgt vom Läuten des lästigen Apparats. Vielleicht sollte ich ihn rauswerfen. Das ersparte eine Menge Probleme.
    Ich musste nachdenken, was ich tun sollte. Jens hatte mein Vertrauen missbraucht und mich ausgehorcht. Und Mark tat sein Möglichstes, um mir das Leben zur Hölle zu machen. Seit ich den Fall übernommen hatte, ging alles schief.
    Als ich geduscht hatte und angezogen war, setzte ich mich mit einer Tasse Kaffee an den Küchentisch und suchte nach Jens’ Telefonnummer.
    »Hier ist Jule.«
    »Guten Morgen, wie geht es dir?« Er klang ausgeschlafen und fröhlich. Fahrgeräusche waren im Hintergrund zu hören.
    »Das fragst du mich, nachdem du mir so ein Ei gelegt hast?« Ich konnte mich nur mit Mühe beherrschen.
    »Was ist denn los?«
    »Was los ist? Du hetzt mir mit deinem Artikel die halbe Polizei an den Hals. Ich habe dir Insiderwissen verraten, weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass du es Wort für Wort drucken lässt. Ich habe Ärger an der Backe, der sich gewaschen hat. Und du fragst mich, was los ist? Du hast vielleicht Nerven.«
    »Aber Jule …«
    »Nichts aber Jule . Du hast mein Vertrauen missbraucht und mich ausgehorcht, um es dann beruflich zu verwerten. Das ist niederträchtig!«
    »Jule, bitte. So ist das nicht gewesen.«
    »Ach, das Übliche. Schatz, es ist nicht so, wie du denkst .«
    Er schwieg, ich ebenfalls.
    »Können wir bitte vernünftig wie zwei erwachsene Menschen darüber reden?« Jens ließ sich von meinem Wutausbruch nicht einschüchtern.
    »Bitte, nur zu. Sag, was du zu sagen hast.«
    »Nicht am Telefon. Das würde zu lang dauern. Ich hatte meine Gründe, aber das führt jetzt zu weit. Darf ich dich als Entschädigung zum Abendessen einladen?«
    »Für dein Verhalten gibt es keine Entschuldigung. Und glaub ja nicht, dass ich mich von einem Abendessen einlullen lasse!«
    Ich wurde ruhiger. Mein anfänglicher Ärger hatte nun, nachdem ich mir Luft gemacht hatte, nachgelassen. Sein Verhalten trug ich ihm trotz allem nach.
    »Wie du magst. Dann bezahlst du eben selbst. Ich bitte dich nur, dir meine Gründe anzuhören.

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