Mein wirst du sein
guten Freund.«
»Woher kennst du ihn?«
Schweigen.
»Lou …!«
»Aus dem Knast.«
»Bitte?«
»Aus dem …«
»Ich habe dich schon verstanden.« Langsam ging er mir auf die Nerven. Ich seufzte. »Okay, weiter.«
»Er hat mich angerufen und mich gebeten, einige Kartons unterstellen zu dürfen.«
»Was ist drin?«
»Woher soll ich das wissen? Ich habe ihn nicht gefragt.«
Ich stand auf. »Du bist echt nicht mehr zu retten.«
Er erhob sich ebenfalls. »He, da, wo ich herkomme, stellt man keine Fragen. Man hilft einem Freund, wenn er darum bittet. Das verstehst du nicht.«
»Und was ist, wenn irgendwelches illegales Zeug drin ist?«
»Ist da nicht drin.«
»Woher weißt du das?«
Er antwortete nicht.
»Wo ist dein Freund?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe schon mehrfach versucht, ihn zu erreichen. Er geht nicht ans Telefon.«
Prima, das klang ja großartig. Sehr vertrauenerweckend. Ich streckte die Hand aus.
»Den Kellerschlüssel bitte.«
Lou schüttelte heftig den Kopf.
»Was willst du da?«
»Nachgucken.«
Was sonst?
»Vergiss es.«
Er stand auf.
»Komm schon, wenn du dir so sicher bist, können wir ja auch nachsehen.«
»Das machen wir nicht. Das tut man nicht.« Er kiekste, es war ihm ernst.
»Wenn er dein Freund ist, wird er es verstehen.«
»Er wird mir den Kopf abreißen.«
»Toller Freund.«
»Jule, du verstehst das nicht. Das wäre ein Vertrauensbruch.«
Vielleicht hatte er recht. Ich überlegte eine Weile.
»Kannst du das Zeug irgendwie loswerden?«
Er warf mir einen zweifelnden Blick zu.
»Und wo soll ich es hinbringen? Zu mir nach Hause? Ich glaube nicht, dass mir das weiterhilft.«
Wohl eher nicht.
»Sieh zu, dass du eine Lagerhalle anmieten kannst, und schaff die Kisten weg. Du bringst dich in Teufels Küche.«
»Glaubst du, ich weiß das nicht?«
Er versprach mir, sich um die Sache zu kümmern. Vermutlich, weil ich ihm auf die Nerven ging und er mich loswerden wollte. Ich seufzte. War ich heute nur von Idioten umgeben?
Fanny saugte im Gastraum den Boden und hob grüßend die Hand, als sie mich sah. Sie bedeutete mir, mich zu setzen und schaltete kurz darauf den Staubsauger aus und die Kaffeemaschine ein.
»Möchtest du eine Tasse?«
»Immer.«
Sie klapperte mit dem Geschirr, und ich freute mich wie ein kleines Kind auf Weihnachten auf das schwarze Gebräu. Doch die Freude währte nur kurz. Kaum, dass ich mit dem Löffel die Crema abgefischt hatte, erschien der Hausvamp in Form von Cosima. Das lange, nachtschwarze Haar trug sie offen über einem lila Top, das mehr herzeigte als verbarg. Eine schwarze Marlenehose vervollständigte das Bild. Mir war es ein Rätsel, warum das wieder modern geworden war.
Ich starrte angestrengt in meinen Kaffee und versuchte, nicht da zu sein.
»Hängst du jetzt tagsüber auch noch hier herum?«, raunzte sie mich von der Seite an und stemmte die Hände in die Hüften. »Reicht es nicht, wenn du nachts hier antanzt und eine Nummer abziehst?«
Ich sah auf.
»Was denn für eine Nummer?«
»Jetzt tu doch nicht so blöde. Langsam gehst du mir echt auf die Nerven!«
Gleichfalls, danke. Wenn sie verschwand, hatten wir beide unseren Seelenfrieden wieder. Ich überlegte, ob ich ihr das vorschlagen sollte.
»Willst du jetzt jeden Abend so eine Show mit Andreas hinlegen?«
Ich rührte in meinem Kaffee herum. »Das war nicht meine Idee.«
»Ach ne, wirklich? Und dabei schmeißt du dich auch noch so an ihn ran.«
»Eifersüchtig?« Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und drehte mich zu ihr um.
»Ich? Im Leben nicht! Es ist nur widerlich zum Ansehen.«
»Dann schau halt weg, wenn du es nicht erträgst.«
»Du benimmst dich wie eine Schlampe.«
Ich merkte, wie mein Kopf rot wurde, und richtete mich auf.
»Vorsicht, Fräulein.«
»Jetzt hört auf mit dem Quatsch«, mischte sich Fanny ein. »Das ist doch kindisch. Cosima, wenn du das nicht erträgst, dann geh halt.«
»Das könnte dir so passen.«
»Damit wäre uns allen geholfen«, sagte ich.
»Pass nur auf, dass du nicht auch mit einer Rose im Mund im See landest«, schnaubte Cosima und stöckelte davon.
»Wer ist hier die Schlampe?«
»Auf jeden Fall sie«, befand Fanny und ließ mir einen frischen Kaffee aus der Maschine.
Doch ich konnte ihn nicht mehr genießen. Und als Andreas wenig später mit Flocki auftauchte, lief mir ein Schauer über den Rücken. Doch es half nichts. Ich brauchte seine Hilfe.
Mit gestrafften Schultern ging ich zu ihm
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