Mein wunderbarer Brautsalon
Arzt meint, ich hätte Pfeiffersches Drüsenfieber. Ziemlich schlimm sogar.«
»Pfeiffersches Drüsenfieber? Woher hast du das denn?«
Wieder heult Kiki auf. »Weiß ich nicht. Aber das macht es nur noch schlimmer, weil irgendein Hornochse Matthias erzählt hat, dass man so etwas nur vom Küssen bekommt. Und jetzt fragt er sich natürlich, mit wem ich rumgeknutscht habe. Hab ich aber nicht, ehrlich!«
»Natürlich hast du das nicht. Und deshalb macht Matthias dir gerade einen Riesenärger?«
»Nein, den habe ich schon im Griff«, beruhigt sie mich. »Ich hab ihm die Telefonnummer von dem Arzt gegeben und ihm gesagt, er soll ihn halt selbst anrufen und sich erklären lassen, dass man das sehr wohl nicht nur vom Küssen bekommt. Und außerdem habe ich ihm gesagt, dass es eine echte Frechheit ist, mir so etwas zu unterstellen. Daraufhin hat er sich dann auch sofort entschuldigt und mir sogar von London aus einen Blumenstrauß schicken lassen.«
»Dann verstehe ich nicht, was so dramatisch ist«, meine ich.
»Das verstehst du nicht?« Kiki klingt, als würde sie gleich hysterisch werden. »Ich muss mindestens drei Wochen lang das Bett hüten, das ist daran dramatisch! Bei Erwachsenen kann es manchmal sogar noch viel länger dauern, der Arzt meinte, wenn es blöd läuft, bin ich zwei bis drei Monate aus dem Verkehr gezogen.«
»Die Kasse übernimmt dann aber doch dein Gehalt.« Vielleicht bin ich begriffsstutzig, aber ich verstehe die Panik nicht. Sicher ist es nicht toll, wenn man für so lange Zeit auf der Nase liegt. Aber trotzdem doch kein Grund, komplett auszuflippen.
»Davon rede ich doch gar nicht! Aber was ist mit den Hochzeitsvorbereitungen? Da ist noch so viel zu tun.«
»Dann machst du das eben, wenn du dich wieder besser fühlst.«
»Wenn ich mich wieder besser fühle?«, brüllt sie nahezu. »Die Hochzeit ist nicht mal mehr vier Monate hin! Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie viel Arbeit das bedeutet? Wenn ich am Ende tatsächlich zwei Monate flach liege – das schaffe ich gar nicht mehr, ich bin ja schon jetzt ziemlich spät dran.« Dann zählt sie auf: »Wir haben noch keinen Ort für die Feier, keinen Blumenschmuck für die Kirche, keine Musik, kein Hochzeitsauto, keinen Kameramann, der alles aufnimmt, die Einladungen müssen entworfen und endlich verschickt werden, die Hotelzimmer für die Verwandtschaft sind noch nicht gebucht … rein gar nichts ist entschieden.« Sie heult ein weiteres Mal auf. »Wir müssen die Hochzeit verschieben.«
»Einen Quatsch müsst ihr«, widerspreche ich ihr. »Das kann doch nicht so schwierig sein. Du buchst das Lokal, sagst dem Floristen Bescheid, engagierst eine Band oder einen DJ – und fertig.« Langsam nervt mich der Staatsakt, den Kiki um ihre Hochzeit veranstaltet.
»So leicht, wie du dir das vorstellt, ist das alles nicht«, erwidert Kiki.
»Doch«, widerspreche ich ihr, »wenn du dich mal von deiner Vorstellung einer Märchenhochzeit verabschiedest und dich damit arrangierst, dass vielleicht nicht alles bis ins kleinste Detail so ist, wie du es dir erträumt hast – dann ist es bestimmt ziemlich einfach. Und viel entspannter noch dazu.«
»Nika?«, kommt es fast wimmernd aus dem Hörer. »Kannst du mir nicht helfen?«
Ich seufze. »Wie soll ich dir denn helfen? Ich hab doch nun vom Heiraten wirklich überhaupt gar keine Ahnung!«
»Du könntest zum Beispiel für mich ein paar Sachen ansehen.«
»Aber es soll doch deine Party werden und nicht meine.«
»Schön finde ich das natürlich auch nicht, aber ich weiß keinen anderen Ausweg.«
»Kiki, ich bin Journalistin, keine Hochzeitsplanerin. Außerdem kann ich doch nicht entscheiden, was du und Matthias schön findet.«
»Du könntest dir zum Beispiel noch die drei letzten Locations ansehen, bei denen ich noch nicht war«, schlägt sie vor. »Und dann machst du mit der Digitalkamera Fotos, die ich mir ansehen kann.«
»Sicher«, meine ich leicht genervt, »ich hab ja auch sonst nichts zu tun.«
»Ich würde dich wirklich nicht darum bitten, wenn es anders ginge. Aber entweder hilfst du mir, oder wir müssen den Termin doch verschieben.«
»Das nennt man Erpressung, glaube ich.«
»Ich nenne es Geschwisterhilfe.« Ihrer Stimme ist anzuhören, dass sie sich schon sehr viel besser fühlt. Kein Wunder, sie kennt mich zu gut, um nicht zu wissen, dass ich ihr unter diesen Umständen unmöglich eine Bitte abschlagen kann. »Außerdem verspreche ich dir hoch und heilig, dass ich mich
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