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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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als vorhin. »Aber ganz ehrlich: Der Typ führt ein Brautgeschäft! Der ist doch sowieso schwul oder verheiratet.«
    »Kann sein. Kann aber auch nicht sein.«
    »Mir auch egal.« Herrje, kann sie das Thema nicht endlich mal ruhen lassen?
    »Glaub ich dir nicht«, stichelt Kiki weiter. »Ich kenn dich doch, kannst ruhig zugeben, dass er dein Typ ist.«
    Ich seufze schwer. »Also, in Ordnung: Ja, so ganz theoretisch betrachtet wäre er schon mein Typ.«
    »Prima«, stellt Kiki fest. »Dann sollten wir uns die Band auf alle Fälle anhören. Oder, besser noch: Du kommst am Wochenende einfach mit!«
    »Wohin mit?« So langsam, aber sicher habe ich das Gefühl, die ganze Sache hier verselbstständigt sich. Kiki kramt einen Flyer aus ihrer Tasche.
    »Hierhin: Am Wochenende finden in den Messehallen die Hamburger Hochzeitstage statt. Den Flyer hab ich auch aus dem Laden, Brautsalon Hübner stellt dort ebenfalls aus.« Sie unterbricht sich, ihre Nasenflügel beginnen zu zittern, dann muss sie laut niesen. »Sorry«, meint sie, »ich glaub, ich krieg einen Schnupfen.« Sie kramt ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und schnäuzt hinein. »Jedenfalls«, fährt sie dann fort, »will ich unbedingt zu dieser Messe und mir noch ein paar Anregungen holen. Wenn du mitkommst, ist das die perfekte Gelegenheit, den Typen unauffällig wiederzusehen.«
    »Du weißt doch gar nicht, ob der Chef höchstpersönlich ausstellt«, wende ich ein.
    »Die Wahrscheinlichkeit ist aber auch nicht sooo gering. Wir können doch wenigstens mal gucken!« Kiki strahlt mich an, als hätte sie gerade die Idee des Jahrhunderts gehabt. Und normalerweise wäre das ja auch eine tolle Idee. Unter diesen Umständen sorgt sie allerdings höchstens für einen weiteren peinlichen Moment in meinem Leben. »Geht leider nicht«, meine ich deshalb, »am Wochenende hab ich keine Zeit, ich muss noch dringend was fertig schreiben.«
    Kiki sieht mich enttäuscht an. »Ach, komm, nur für ein Stündchen!«
    »Wirklich nicht.«
    »Okay.« Kiki gibt sich geschlagen und klappt ihr Notebook wieder zu. »Aber wenn ich mit ›High Emotions‹ einen Vorspieltermin arrangieren kann, bist du mit dabei. Schon allein, damit ich eine zweite Meinung habe.«
    »Auf alle Fälle«, meine ich. Und denke: Nie im Leben!
    Wir stehen auf, ich begleite Kiki in den Flur. Ehe ich es verhindern kann, hat sie auf einmal die Klinke zur Badezimmertür in der Hand und drückt sie mit den Worten »Ich geh noch einmal kurz auf die Toilette« herunter.
    »Nein!«, brülle ich und reiße Kiki ziemlich grob von der Tür weg.
    »Aua!« Sie reibt sich den Arm und sieht mich verwundert an. »Was ist denn los?«
    »Die Toilette ist verstopft«, bringe ich stotternd hervor. »Ist ’ne ziemliche Sauerei.«
    Kiki rümpft angewidert die Nase. »Dann gehe ich lieber gleich nach Hause.«
    »Ja, ist besser. Morgen früh kommt der Klempner und kümmert sich.« Ich will Kiki noch einmal in den Arm nehmen, aber sie wehrt mich ab.
    »Vorsicht, vielleicht brüte ich echt was aus.« Also winken wir uns nur zu, sie geht hinaus und ich schließe hinter ihr die Tür. Erschöpft lasse ich mich mit dem Rücken dagegen sinken und schließe für einen Moment die Augen. Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen, denke ich. Andererseits: Was wäre schon groß passiert, wenn Kiki das Kleid in meiner Badewanne entdeckt hätte? Vermutlich hätte sie gedacht, ihre Schwester hat einen Knall. Hat sie ja auch. Einen Knall. Und ein Brautkleid, das sie nicht gebrauchen kann.

    Christoph
    Eine halbe Stunde nachdem Malte mich angerufen hat, erreiche ich das alte Fabrikgebäude in Billstedt, in dem sich unser Probenraum befindet. Außer uns üben hier noch etwa fünfzehn andere Bands, schon auf dem Parkplatz weht ein unerträgliches Gemisch aus Hardrock, Pop, Gospel, Schlager und noch fünf bis sechs anderen undefinierbaren Musikrichtungen zu mir herüber. Von der Rückbank meines alten Mercedes klaube ich meinen Gitarrenkoffer, laufe damit auf den Eingang zu, lasse mich ächzend gegen die schwere Metalltür fallen und tauche in die immer lauter werdende Klangsuppe ein. Unser Raum befindet sich im zweiten Stock, der Weg dahin führt über eine unbeleuchtete, abrissreife Betontreppe. Irgendwann wird hier mal jemand schwer verunglücken, aber mit knapp fünfzig Euro inklusive Strom pro Monat sind die Räume billig und … Zugegeben, mehr als billig sind sie nicht.
    Als ich unseren fünfzehn Quadratmeter großen Probenraum betrete, sind die

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