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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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früher Claras Lieblingslektüre, weil sie die Modestrecken so gern mochte. »Nur dieser ganze Single-Kram«, sagte sie immer, »der interessiert mich nicht.« Und dann hat sie mich geküsst und gesagt: »Muss es ja auch nicht, ich hab ja schon meinen Traumprinzen.«
    »Jetzt gucken Sie ganz schön schockiert«, unterbricht Annika meine Gedanken. »Finden Sie das Magazin so schlimm?«
    »Nein, überhaupt nicht! Ich bin zwar kein regelmäßiger Leser, aber natürlich sagt mir der Name etwas. Und was genau machen Sie da?«
    »Ich bin …« Sie stockt und unterbricht sich dann. »He, Moment mal, Sie haben meine letzte Frage ja noch gar nicht beantwortet, vorher verweigere ich das Kreuzverhör.«
    »Okay. Wie war die letzte Frage?«
    »Verheiratet oder nicht?«
    »Sehe ich aus wie jemand, der möchte, dass es nur noch abwärts geht?«, kontere ich. »Vielen Dank!«, erwidert sie. »Sehe ich etwa so aus?«
    »Nein.« Der Schlagabtausch mit ihr macht extrem viel Spaß. »Aber Ausnahmen bestätigen ja die Regel.«

    Annika
    Ich bin so ein Riesenhornochse! Während ich mit Christoph im September sitze und versuche, mich auf unsere Unterhaltung zu konzentrieren, pocht dieser Gedanke in meinem Kopf. Wieso habe ich das gesagt? Bei Paul habe ich doch schließlich auch geschwindelt! Du bist ein Idiot, Annika! Was, wenn er sich die aktuelle Ausgabe der Isabelle kauft? Ja, dann wird er sich etwas wundern. Wenn er über mein Bild stolpert, unter dem steht »Annika Peters, unsere Single-Expertin«.
    Aber gut, beruhige ich mich selbst. Heißt ja nicht, dass eine Single-Expertin selbst auch Single sein muss, nicht wahr? Und bis er das Mai-Heft in die Finger bekommt, in dem dann die hübsche, kleine Geschichte über »Wie ich mal so tat, als würde ich heiraten« steht, ist sowieso alles schon vorbei. Ich mustere ihn, wie er mir gerade mit ausladender Geste erklärt, dass er früher mal Modedesign studieren wollte, dann aber per Zufall an das Brautgeschäft gekommen sei, und denke dabei plötzlich: Schade. Schade, dass ich den Männern vorerst abgeschworen habe. Dieser hier hätte mir wirklich gefallen. Vielleicht wäre er doch anders als die anderen, die mich schon so enttäuscht haben. Quatsch, Annika, hör bloß auf, dir rosa Herzchen auszumalen! Hast du vergessen, dass er glaubt, du würdest demnächst Paul heiraten? Siehste!

    Christoph
    Während ich mich mit Annika unterhalte, schiele ich zwischendurch immer mal wieder auf meine Armbanduhr. Schon nach drei, ich bin seit über zwei Stunden von der Messe weg. Meine Oma wird nicht begeistert sein, aber ich kann mich kaum von Annika losreißen. Wie sie erzählt, wie sie dabei lacht oder aufmerksam zuhört, wenn ich etwas sage – es ist ewig her, dass ich eine derartige Verbindung gespürt habe. Ich würde sogar behaupten, bis auf ein einziges Mal habe ich sie noch nie gespürt. Es ist, als würden wir Kopf-Ping-Pong spielen, einer sagt etwas, der andere greift es sofort auf, die Bälle zwischen uns fliegen in rasantem Tempo hin und her.
    »Aber eins musst du mir noch einmal erklären«, sagt Annika. Im Verlauf unserer Unterhaltung sind wir wie selbstverständlich zum »Du« übergegangen, ohne dass einer von uns beiden es thematisiert hätte.
    »Klar, was denn?«
    »Wie kommt man ›zufällig‹ an ein Brautgeschäft?« Damit hakt sie ausgerechnet beim heikelsten Thema nach. Soll ich nun meine ganze Lebensgeschichte vor ihr ausbreiten? Nein, das erscheint mir nicht passend, wir kennen uns ja kaum. Nicht mal Malte oder die anderen wissen davon.
    »Ich habe es von meinen Eltern übernommen«, erkläre ich so vage und trotzdem wahr wie möglich. »Dann haben sie sich also zur Ruhe gesetzt.«
    »Könnte man so sagen.«
    »Und was machen sie jetzt?« Sie ist wirklich eine Journalistin, mit halben Antworten gibt sie sich nicht zufrieden.
    »Meine Eltern sind früh verstorben«, erkläre ich nun doch.
    »Das tut mir leid für dich.«
    »Schon gut, ist schon viele Jahre her.«
    »Und deshalb hast du dann doch nicht Modedesign studiert?«, schlussfolgert sie auf Anhieb richtig.
    »Genau, irgendwer musste sich um das Geschäft kümmern.«
    »Du hättest es doch auch verkaufen können.«
    »Dafür lief der Laden zu schlecht«, erkläre ich. »Außerdem hatte ich noch die Verantwortung für meinen kleinen Bruder, der war damals erst zehn.«
    »Verstehe.« Wir schweigen einen Moment, die lockere Stimmung ist verflogen. Annika räuspert sich und lächelt mich dann an. »Ich habe auch zwei

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