Mein wunderbarer Brautsalon
unverhofft verschaffen sie mir noch einen gemeinsamen Abend mit Annika. Was für ein Glück, dass ihr Auto nicht angesprungen ist! Dabei war der Fehler banal, sie hat offenbar aus Versehen die elektronische Wegfahrsperre aktiviert. Aber das habe ich ihr natürlich nicht gesagt, ich bin ja nicht blöd. Morgen werde ich ihr dann anbieten, sie zu ihrem Auto zu bringen und dann – ganz Experte – das Problem mit einem einzigen Handgriff beheben. Christoph Hübner, du bist genial!
Jetzt sitzen wir bei einem guten Glas Wein im Innenhof des Café Fees, ein hoher Raum, der von einer riesigen Glaskuppel überdacht wird. Ein paar Heizstrahler sorgen für eine warme Atmosphäre, und im Schein der Kerzen, die überall auf den Tischen stehen, sieht Annika noch viel schöner aus als sonst. Wenn das überhaupt möglich ist.
»Ist echt nett hier«, meint sie und blickt sich in dem hohen Raum um. »Das könnte ich mir schon ganz gut vorstellen.« Vorhin, als wir angekommen sind, hat sie schon ein paar Fotos mit ihrer Digitalkamera gemacht, um sie später Paul oder Matthias, oder wie auch immer der Typ heißt, zu zeigen. Der 5. Mai ist tatsächlich auch noch frei, wie uns die Kellnerin mitgeteilt hat. »Wir können Ihnen auch gern zwei oder drei Menüvor-schlage und ein Pauschalangebot für die Getränke machen«, sagte sie dann zu mir. »Oh«, habe ich ihr erklärt, »ich bin gar nicht der …«
»Das wäre nett«, hat Annika mich da unterbrochen und der Frau die Faxnummer in ihrem Büro aufgeschrieben. Später sagte sie dann lachend zu mir: »Ist doch lustig, wenn sie glaubt, du seist mein Bräutigam. Mal schauen, wie sie dann am 5. Mai guckt – falls wir uns für dieses Lokal entscheiden.« Und so trinken wir unseren Wein und plaudern über dies und das. Das Thema Hochzeit haben wir glücklicherweise ziemlich schnell verlassen, dafür frage ich Annika über ihre Arbeit aus. Heute Morgen habe ich mir noch schnell eine Isabelle an der Tanke gekauft und festgestellt, dass Annika als Single-Expertin Tipps gibt.
»Wie bist du denn nun zur Single-Expertin geworden?«, frage ich. Sie zuckt mit den Schultern. »Einfach so, irgendjemand muss das ja schreiben.«
»Und macht dir das Spaß?«
»Mal mehr, mal weniger. Ist halt gar nicht so einfach, sich jeden Monat schlaue und vor allem neue Tipps und Tricks auszudenken, wie man als Frau einen Mann um den Finger wickeln kann.«
»Dabei ist es doch ganz einfach«, stelle ich fest.
»Ist es das?«
»Ja«, ich zwinkere ihr zu. »Man muss schlicht und ergreifend so bezaubernd sein wie du.«
»Oh, danke sehr!« Sie kichert und errötet ein wenig, was noch viel, viel bezaubernder aussieht. Christoph Hübner, du fährst jetzt aber wirklich alles auf. Egal: Omas Segen hab ich! »Und wie lange bist du schon mit Paul zusammen?«, komme ich nun doch auf das leidige Thema zurück.
»Ein paar Jahre«, meint sie.
»Wann habt ihr beschlossen, zu heiraten?«
»Ach, das … das haben wir erst vor kurzen entschieden. Genau genommen erst vor wenigen Tagen.«Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück. »Heiraten«, sage ich nachdenklich, »das ist schon ein großer Schritt.«
»Geht so«, scherzt sie, »einmal kurz rein ins Standesamt, an der richtigen Stelle unterschreiben – fertig.«
Ich lache auf. »Klingt sehr pragmatisch.«
»Wenn es nach Paul ginge, würde das genau so laufen. Wie gesagt, er hat’s nicht so mit einer großen Feier.«
»Und du bist dir ganz sicher?« Sie guckt mich groß an. »Also, ganz sicher, dass du den Rest deines Lebens mit ein und demselben Mann verbringen willst?«
»Rest meines Lebens, das klingt nach einer verdammt langen Zeit.«
»Manchmal ist sie gar nicht so lang«, rutscht es mir raus.
»Jetzt hör aber mal auf!«, ruft sie erschrocken aus.
»Tut mir leid, so war das nicht gemeint. Natürlich wünsche ich euch, dass ihr noch ein langes, glückliches Leben vor euch habt.«
»Das hoffe ich doch! Paul ist …«, sie überlegt. »Paul ist einfach genau der Mann, den ich mir immer gewünscht habe. Zuverlässig, aufrichtig, treu …«
»Das ist wichtig«, sage ich und denke daran, wie ich ihn heute Nachmittag beim Flirten erwischt habe. Soll ich doch etwas sagen? »Wie lange bleibt er denn noch in London?«, frage ich stattdessen.
»Weiß ich nicht genau, kann noch eine Weile dauern.«
»Ist wohl immer viel unterwegs, wie?«
»Ja, das gehört halt zu seinem Job.« Sie nimmt noch einen Schluck Wein. »Aber jetzt mal zu dir«, wechselt sie das Thema. »Wir
Weitere Kostenlose Bücher