Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
Vom Netzwerk:
sieht es denn bei dir in der Liebe aus?«
    »Negativ«, antworte ich wahrheitsgemäß. »Ich bin genau die Zielgruppe für deine Tipps, quasi schon seit Ewigkeiten Single.«
    »Soso«, sie lacht mich an. »Aber ich berate nur Frauen, Männer gehören eher selten zu meiner Leserschaft.«
    »Trotzdem würde ich rasend gern ein paar Tipps von dir hören. Also: Wie finde ich die Frau fürs Leben?« Sie überlegt.
    »Zunächst einmal solltest du genau wissen, was für eine Frau du suchst.«
    »Okay, weiß ich. Und weiter?« »Und dich gezielt danach umsehen. So lange, bis du sie gefunden hast.«
    »Verstehe.« Ich beuge mich wieder vor, so weit, dass mein Gesicht ihrem ganz nahe ist. »Ja, und dann«, sie gerät ins Stocken, meine Nähe scheint sie nervös zu machen. »Dann ist es eigentlich ganz einfach: Du musst ihr nur versprechen, dass du sie immer lieben wirst und ihr die Welt zu Füßen legen willst.« Ich lehne mich noch weiter vor, blicke direkt in ihre wunderschönen Augen.
    »So einfach ist das?« Sie schluckt und nickt. »So einfach ist das, mehr wünschen wir Frauen uns nicht. Nur einen netten Kerl, der uns zeigt, dass er uns liebt und uns will.« Wir gucken uns weiter unverwandt an, wie von selbst bewegt sich meine Hand auf Annikas Gesicht zu, um ihr sanft über die Wange zu streichen. Im letzten Moment halte ich inne und ziehe verlegen meine Hand zurück. Wie gern würde ich sie berühren, aber ich traue mich einfach nicht. Es ist ein besonderer Moment, und ich bin mir sicher, dass sie es auch spürt. Wir sitzen ganz still da, schweigend, und doch ist es, als würden wir viele Worte miteinander wechseln.

    Annika
    Mein Herz galoppiert im Takt von Rimskij-Korsakovs »Hummelflug«. Tattatatatatatatata, tattatatatatatata, tattatatatatatata. Gleich fall ich vom Stuhl oder in Ohnmacht, eins von beidem ist so gut wie sicher. Ich kann mich gar nicht losreißen von diesen blauen Augen, die mich zu hypnotisieren scheinen. Christophs Gesicht ist so dicht vor meinem, dass ich mich nur Milimeter vorlehnen müsste, dann würde seine Lippen meine berühren. Und es zieht mich nahezu magnetisch zu ihnen hin, ich kann fast nichts dagegen tun.
    Lass das, Annika, rufe ich mich innerlich zur Ordnung. So haben wir nicht gewettet! Der Deal war: Du bringst ihn dazu, sich in dich zu vergucken, schreibst eine heitere Geschichte und gut. Der Deal war nicht: Du verknallst dich in einen ganz offensichtlichen Bindungs-Phobiker und stehst am Ende wieder blöde da. Nein, das war ganz eindeutig nicht ausgemacht. Und es wäre auch in höchstem Maße unprofessionell, der Mann vor dir ist nichts weiter als ein Rechercheobjekt. Wenn auch ein äußerst attraktives, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass die Situation nun einmal so ist, wie sie ist. Außerdem: Was denkt er denn von dir, wenn du dich von ihm küssen lässt? Dann denkt er, du bandelst kurz vor deiner Hochzeit mit einem anderen Kerl an, das ist ja ein besonders angenehmer Charakterzug. Ich seufze auf und bringe mich mit aller Gewalt dazu, ein Stückchen von ihm abzurücken.
    Das scheint auch ihn aus seiner Trance zu wecken, verlegen lächelnd lehnt er sich ebenfalls wieder ein Stück zurück. »Das klingt wirklich nicht sonderlich schwer«, sagt er, »danke für den Tipp.«
    »Keine Ursache.« Puh, gerade noch einmal geschafft, die Stimmung wieder auf Normaltemperatur zu senken.
    »Tja«, er spielt unentschlossen mit seinem mittlerweile leeren Glas herum. »Der Wein ist alle, es ist fast elf Uhr. Vielleicht sollten wir aufbrechen.«
    »Ja, ich bin auch schon müde.« Christoph will die Kellnerin zu uns winken, da tritt plötzlich ein seltsamer Ausdruck auf sein Gesicht. »Hörst du das?«, fragt er mich.
    »Was meinst du?«
    »Die Musik.« Ich lausche angestrengt, aber das Stück kenne ich nicht, ist irgendetwas Klassisches.
    »Kenne ich nicht. Wie heißt das Lied denn?«
    Christoph steht auf und reicht mir galant eine Hand. »Wie es heißt, kann ich dir auch nicht sagen. Nur, dass es ein Walzer ist. Darf ich bitten?«
    »Hier?«, meine ich erschrocken. »Mitten im Lokal?« Christoph blickt sich um. »Soweit ich sehe, sind wir die letzten Gäste.«
    »Aber ich sagte dir doch, dass ich zwei linke Füße habe.« Was ich nicht sagte, ist, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wie man Walzer tanzt, das mit dem Üben habe ich mir vorhin nur so zurechtgeschwindelt.
    »Keine Sorge, ich führe.« Er greift nach meiner Hand und zieht mich trotz weiterer Proteste vom Stuhl.

Weitere Kostenlose Bücher