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Mein wundervolles Genom

Mein wundervolles Genom

Titel: Mein wundervolles Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lone Frank
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um eine optimale Wirkung zu erzielen und gleichzeitig toxische Nebenwirkungen zu vermeiden. Wie Cariaso es formuliert: »Es ist sehr viel wichtiger zu wissen, wie Ihr Körper Wirkstoffe abbaut,als zu wissen, ob Sie eine Disposition für Alzheimer haben, gegen die Sie sowieso nichts machen können. Ich prophezeie, dass Gentests zur Metabolisierung verschiedener Medikamente in der medizinischen Praxis bald üblich sein werden.«
    Das wäre keine schlechte Idee. Bekanntlich geht in den Vereinigten Staaten einer von fünf Todesfällen auf falsche Medikation zurück, und ein großer Teil dieser Todesfälle hat damit zu tun, dass die verordneten Dosierungen zu hoch waren, weil die Patienten die Wirkstoffe so rasch abbauten und dadurch vergiftet wurden. In Anbetracht dessen bin ich erstaunt, wie wenig mir deCODEme über solche Sachen mitgeteilt hat.
    Der Bericht von Promethease sagt mir, dass ich täglich mehr als 2,5 Milligramm des Blutverdünners Warfarin nehmen muss, falls ich einmal an einer Hirnthrombose leiden sollte. Weiter lese ich, dass ich zu einer Personengruppe gehöre, die aus genetischen Gründen kein erhöhtes Risiko für Muskeldystrophie durch die Einnahme cholesterinsenkender Statine hat. Nett zu wissen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass der Promethease-Bericht auf Artikel zum Metabolismus von über fünfzig einzelnen Wirkstoffen verweist, fällt diese eine Information nicht sehr ins Gewicht.
    Methadon zum Beispiel. Bei einem SNP in dem Gen für ein bestimmtes Transportprotein im Gehirn habe ich von beiden Eltern jeweils ein T mitbekommen, was bedeutet, dass ich zu den gerade einmal 3 Prozent der Bevölkerung gehöre, die mehr als 150 Milligramm Methadon pro Tag bräuchten, um die Symptome des Heroinentzugs zu unterdrücken. Wie mein Freund es formuliert: »Es ist fast so präzise, als solltest du einen Ausweis bei dir tragen.«
    Um Heroinentzug und Methadon mache ich mir keine Sorgen. Schlimmer ist, dass ich allem Anschein nach den Wirkstoff Modafinil nicht sehr gut abbauen kann. Damit behandelt man die Schlafstörung Narkolepsie, aber es hat sich herausgestellt, dass Modafinil gesunde Menschen gut wach hält und ihre Konzentrationsfähigkeit steigert. Studenten und Berufstätige, die nachts wach sein müssen, verwendenModafinil bereits als eine Art Dopingmittel für das Gehirn, und ich muss gestehen, dass ich mehr als einmal daran gedacht habe, es zu versuchen. Aber Promethease zufolge bewirkt eine unglückselige kleine Punktmutation, dass ich wahrscheinlich keinen Effekt merken würde. Ich kann mich nur damit trösten, dass ein Viertel der Menschen mit mir im selben Boot sitzt.
    »Das ist richtig interessant!«, ruft mein Freund auf einmal aus. »Hör mal: Es gibt ein Gen, das kleine Brüste verursacht, wenn du zu viel Kaffee trinkst.«
    Erst glaube ich, dass er sich einen Spaß mit mir erlaubt, aber es stimmt. Das Gen CYP1A2 codiert für ein Enzym, das bestimmt, wie schnell wir eine Reihe von Stoffen abbauen, darunter Koffein. Bei rs762551 befindet sich entweder ein C oder ein A, und ein A bewirkt eine Veränderung in dem Enzym, wodurch Koffein schneller abgebaut wird. Ich habe A,C, und damit liegt mein Stoffwechsel irgendwo in der Mitte. Mein Freund liest laut vor: »Eine Untersuchung an gesunden Frauen im gebärfähigen Alter hat ergeben, dass diejenigen, die täglich Tee oder mehrere Tassen Kaffee tranken, ein signifikant geringeres Brustvolumen hatten. Aber nur die Frauen mit mindestens einem C auf rs762551.«
    Ich verspüre nicht den Wunsch, mir sein schmieriges Grinsen anzusehen.
    »Über 40 Prozent der Frauen europäischer Abstammung haben diese Mutation«, fährt er fort. »Sie sollten Frauen unter fünfundzwanzig verbieten, Kaffee zu trinken. Es ist sehr schädlich.«
    Ich ignoriere seine geschmacklose Bemerkung und schließe die Promethease-Seite für heute. »Ich werde weiter so viel Kaffee trinken wie bisher. Aber weißt du was? Ich glaube, ich bin jetzt so weit, dass ich den BRCA-Test machen lasse.«
    Für einen BRCA-Test reicht es nicht, ein bisschen Speichel abzuschicken. Ich muss zu meiner Ärztin gehen und sie davon überzeugen, mich zur genetischen Beratung zu überweisen.
    »Das ist wahrscheinlich vernünftig«, sagt sie und schaut über ihre Lesebrille. Dann unterschreibt sie das Formular und schickt die Überweisung an die Universitätsklinik von Kopenhagen.
    Einige Wochen später wird mir ein Termin mitgeteilt – bei einer Krankenschwester, wie sich herausstellt. Sie darf

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