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Mein wundervolles Genom

Mein wundervolles Genom

Titel: Mein wundervolles Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lone Frank
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Gott, wow«, ruft die hübsche junge Frau mehrfach. Sie scheint überwältigt zu sein. »Also, ich bin erstaunlich nervös«, gesteht sie. Sie hat seit der Benachrichtigung, dass ihre Ergebnisse vorliegen, zwei Tage verstreichen lassen. »Ich habe nicht gedacht, dass es mir so viel ausmachen würde, die Information zu veröffentlichen, aber gestern habe ich eine Liste mit Argumenten pro und contra geschrieben.«
    Sie hält die handschriftliche Liste in die Kamera. Unter »pro« stehen Begriffe wie »Transparenz« und »von Patienten angestoßene Forschung«. Unter »contra« hat sie natürlich »Privatsphäre« geschrieben, aber warum dort auch »Dad« steht, ist mir schleierhaft.
    »Also, nun mache ich es aber, ich schaue mir erstmals meine Ergebnisse an, und ihr könnt beobachten, wie ich reagiere.« Sehr freundlich von ihr.
    »Wow, o mein Gott«, sagt sie wieder. »Schaut euch das an. Ich habe eine Genvariante, die die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich Gluten nicht vertrage. Das ist mir absolut neu.« Sie klingt ein bisschen erschreckt, obwohl man die Folgen dieser Erkenntnis sehr gut bewältigen kann.
    »Aber ich habe keine Varianten für zystische Fibrose, und ich habe auch keine Alkoholunverträglichkeit – jawohl! Aber wartet mal, es heißt hier, ich könnte Laktose vertragen, und das stimmt nicht, ich trinke immer Sojamilch.« Sie deutet eifrig auf den Bildschirm, aber die Kamera ist zu weit weg, als dass man etwas erkennen könnte.
    »Ich habe keine Resistenz gegen Malaria und auch nicht gegen HIV. Aber da: Ich bin eine Schnellläuferin!«
    Offenbar hat McCabe eine Variante des Gens ACTN3 und daher schnelle Muskelfasern, mit denen sie besser für dynamische Sportarten geeignet ist als für Ausdauersport. »Also, deshalb hat es nie etwas genützt, wenn sie mich in der Schule zum Langlauf gescheucht haben«, sagt sie mit einem unsicheren Lächeln.
    »Wahrscheinlich ist das für euch beim Zusehen wirklich spannend, aber ich muss sagen, dass ich sehr nervös war. Doch die gute Nachricht ist, dass ich keine Varianten habe, um die ich mir Sorgen machen müsste – Sichelzellenanämie und Hämochromatose. Und ich wollte das alles mit euch teilen, weil ich glaube, dass es wichtig ist, sich für Forschung einzusetzen, die von Patienten vorangetrieben wird.«
    McCabe schaut mit großen Augen in die Kamera.
    »Ich werde im Netz nach mehr Informationen suchen, denn das ist einfach unglaublich. Seit ich meine erste Kreditkartenabrechnung bekommen habe, habe ich mich nicht mehr so für Daten interessiert.«
    Im schwachen Licht meines Bildschirms frage ich mich, ob ich dem Beispiel dieser lebhaften jungen Amerikanerin folgen und mich ebenfalls der großen Forschungsrevolution anschließen sollte. Ein Genprofil kostet nicht einmal hundert Dollar – ein Zehntel dessen, was ich bereits für deCODEme hingelegt habe –, und ich bin bereits überzeugt. Es ist auch ganz einfach. Ich muss nur zu der tollen, benutzerfreundlichen Website browsen und ein paar Mal klicken, dann schicken sie mir ein Testkit.
    In gewisser Weise spenden wir damit unsere Körper der Wissenschaft. Nur passiert es in diesem Fall vor dem Tod, und wir haben die Möglichkeit, den Forschern dabei zuzusehen, wie sie uns im höheren Interesse auseinandernehmen. Es ist eine kleine Dosis Unsterblichkeit.
    Weil es schon spät ist, lasse ich es für heute damit bewenden, nur eine Zehe ins Wasser zu stecken. Ich richte einen kostenlosen Account bei 23andMe mit Wahlrecht für die Forschungsrevolution ein. Die Liste der Krankheiten ist ein ziemliches Sammelsurium: Migräne, Schuppenflechte, schwere Nahrungsmittelallergien, Arthritis, Zöliakie, Lymphome/Leukämie, Multiple Sklerose, ALS, Epilepsie und Hodenkrebs. All diese Krankheiten verdienen den Einsatz sämtlicher verfügbarer Ressourcen, aber schließlich gebe ich mein Votum für die einzige Krankheit ab, zu der ich ein persönliches Verhältnis habe: Migräne. Zwar leide ich nicht selbst unter den schrecklichen Attacken, aber ein Onkel und eine Cousine sind stark betroffen. Ich weiß, dass Migräne eine sehr hässliche Sache ist. Und mein Entschluss wird noch dadurch unterstützt, dass Migräne mit 216 Patienten bereits auf Platz eins auf der Liste steht. Nummer zwei, Schuppenflechte, hat erst 99 Stimmen.
    Seltsam, dass es sich gut anfühlt, ein Kreuz zu setzen. Es ist wirklich so, als würde ich ein kleiner Teil einer wachsenden Bewegung oder als wäre ich ein Teil der Zukunft.
    Aber funktioniert es, wenn

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