Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
sie ihre Frauen allein lassen.«
Gott stehe ihr bei, hatte sie das wirklich gesagt?
FitzAlans tiefes Gelächter schallte über die Felder. Das Geräusch erschreckte sie; es passte so gar nicht zu seiner ernsten Art. Er sah jünger aus und weniger Respekt einflößend, wenn er lachte. Und noch attraktiver. Mehr Ärger, das bedeutete es. Alle Mägde würden seinetwegen verrückt spielen.
FitzAlan nickte in Richtung eines dritten Mannes, der ein Stück entfernt von den anderen arbeitete. »Wer ist das?«
»Tyler. Der Einzige, der mir Anlass zur Klage gibt«, sagte sie, während sie den Mann auf dem Feld aus zusammengekniffenen Augen betrachtete. »Tyler ist nicht von aufrichtigem Wesen.«
Als sie die Pächter erreichten, unterhielt sich FitzAlan mit ihnen über die Ernte und das Wetter. Später, als sie sich wieder verabschiedeten, bettelte Jamie, noch bleiben und Jennings’ Kindern bei ihrer Arbeit helfen zu dürfen.
»Ich pass auf den Kleinen auf, Mylady«, versicherte ihr Jennings, »und bringe ihn vor dem Abendessen zur Burg zurück.«
Sie dankte dem Mann. Zu spät bemerkte sie, dass das dazu führen würde, dass sie mit FitzAlan allein war.
Es war ein herrlicher Tag und so klar, dass sie auf ihrem Ausritt die Black Mountains jenseits der walisischen Grenze sehen konnten. Die Wärme der Sonnenstrahlen und die leichte Brise, die ihr ins Gesicht wehte, beruhigten sie. Und als ihr FitzAlan Fragen zu den angesehenen Familien aus der Umgegend stellte, spürte sie, wie die frühere Entspanntheit sich wieder einstellte.
Nach einer Weile brachte sie selbst eine Frage vor. »Wie ich höre, stammst du aus dem Norden. Kennst du Northumberland und seinen Sohn, ›Hotspur‹ Percy?«
»Es ist unmöglich, im Norden zu leben, und den einen oder anderen Percy nicht zu kennen.« Er warf ihr einen wachen Blick zu. »Warum fragst du?«
Offenbar war es ein Fehler gewesen, etwas über die mächtige Familie erfahren zu wollen, die zweimal an einer Verschwörung gegen den König beteiligt gewesen war. Warum hatte sie nicht den Mund gehalten?
»Ich bin einfach nur neugierig«, murmelte sie. »Es gibt so viele Geschichten über sie, vor allem über Hotspur.«
»Hotspur war so mutig und tollkühn, wie man es sich über ihn erzählt«, sagte er mit tonloser Stimme. Er schwieg so lange, dass sie schon glaubte, er habe das Thema damit abgeschlossen. Doch bevor ihr etwas einfiel, womit sie das angespannte Schweigen überbrücken konnte, fuhr er fort: »Als Hotspur sechzehn Jahre alt war, geriet er nach einem Scharmützel mit dem MacDonald-Klan dermaßen in Rage, dass er ihnen allein in die Berge nachsetzte.« Sein Ton beinhaltete einen Hauch Tadel. »Northumberland und König Richard mussten ein Vermögen an Lösegeld für seine Rückkehr zahlen. Hotspur war immer schon unbesonnen und hitzköpfig; das änderte sich auch nicht, als er älter wurde.«
Ermutigt von seiner ausführlichen Antwort, wagte sie, eine weitere Frage zu stellen, die sie schon seit langer Zeit beschäftigte: »Warum, glaubst du, haben sich die Percys gegen König Heinrich gewandt?«
Es war wohlbekannt, dass Henry Bolingbroke ohne die Unterstützung von Northumberland niemals zum König gekrönt worden wäre. Catherine hatte nie verstanden, warum die Percys sich später so vehement für seinen Sturz einsetzten.
»Die Percys nahmen es Heinrich sehr übel, dass er ihnen ihre Unterstützung nicht besser lohnte«, erklärte William. »König Heinrich seinerseits glaubte, sie besäßen ohnehin schon zu viel Macht und Reichtum.«
Er schaute sie an, als wollte er sich vergewissern, dass sie wirklich interessiert war, bevor er fortfuhr: »Die Beziehungen wurden noch schlechter, als ein Streit darüber entbrannte, wer das Lösegeld einstreichen sollte, das für einige Schotten gezahlt wurde, die Hotspur in der Schlacht gefangen genommen hatte. Der König bestand darauf, dass das Lösegeld der Krone zustand.«
»War das die übliche Vorgehensweise?«, fragte sie, bevor ihr aufging, dass diese Frage unpassend war.
»Üblicherweise erhielt der Mann, der die Gefangenen gemacht hatte, das Lösegeld, aber der König hatte ein Anrecht darauf«, antwortete er bedächtig. »Ich kann dir sagen, dass Hotspur ganz versessen darauf war, dass diese bestimmten Gefangenen das Lösegeld an ihn auszahlten. Es waren die Männer aus dem MacDonald-Klan, die ihn als Jugendlichen als Geisel genommen hatten.«
Catherine beugte sich im Sattel vor. »Hotspur muss Jahre darauf gewartet
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