Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
ihren Sohn ohne sie aus der Burg mitnahm. Alles Mögliche konnte dabei passieren.
»Du könntest mir die Ländereien in der Nähe der Burg zeigen, wenn du dich gesund genug fühlst, um zu reiten.« FitzAlan betrachtete sie so genau, dass sie leicht errötete. Die Augenbraue leicht hochziehend sagte er: »Du siehst heute erholt aus. Sehr erholt.«
Ihre Schamesröte vertiefte sich. Sie konnte die Bedeutung dieser Worte nicht missverstehen.
»Meine restlichen Männer sind gerade angekommen, und ich muss eine Eskorte zusammenstellen, um Bischof Wakefield nach London zurückzubegleiten«, sagte er. »Kannst du in einer Stunde fertig sein?«
Catherine warf ihrem Sohn einen Blick zu. Sie war überrascht, wie entspannt der Junge war. Er legte eine kleine Hand auf FitzAlans Arm, während er mit der anderen auf Dies und Das deutete.
Jamies aufgeregtes Geplapper verlieh dem Ausritt einen unerwarteten Hauch Normalität. Während sie über die grünen Felder ritten, stellte sie fest, dass es ihr beinahe Spaß machte. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die warme Sommersonne fühlte sich nach so vielen Tagen im Innern der Burg auf ihrem Gesicht gut an.
»Ich habe von Alys und Jacob erfahren, dass du die Ländereien für deinen Vater geführt hast, wenn er fort war.«
Sie riss die Augen auf. Also wusste FitzAlan bereits, dass er sich an Alys und Jacob halten musste, wenn er etwas erfahren wollte, und nicht an den nutzlosen Kerl, den Rayburn als Vogt eingesetzt hatte. Sie musste auf der Hut sein. Diesen Mann durfte sie nicht unterschätzen.
Seine Kiefernmuskeln spannten sich an, und dann sagte er: »Natürlich hast du dasselbe für Rayburn getan.«
»Ich bin Herrin von Ross Castle seit dem Tod meiner Mutter, damals war ich zwölf«, antwortete sie ihm. »Ich habe nur getan, was andere Frauen auch tun, wenn ihre Männer in den Krieg ziehen; vielleicht war ich ein bisschen jünger als üblich.«
»Dann kannst du mir alles sagen, was ich wissen muss.«
Er fuhr fort, sie mit Fragen zu den Pächtern und darüber zu löchern, worum er sich am ehesten kümmern musste. Zuerst glaubte sie, er betreibe bloß Konversation. Doch als er sie nach ihrer Meinung fragte und aufmerksam zuhörte, was sie zu sagen hatte, kam ihr sein Interesse ehrlich vor. Nicht ein Mal hatte Rayburn – oder ihr Vater – sie um ihren Rat gebeten.
»Darf ich gehen?«, unterbrach Jamie die Erwachsenen. Er deutete auf eine kleine Gruppe Männer und Jungen, die auf einem nahe gelegenen Feld arbeiteten.
FitzAlan schaute sie an und zog die Augenbrauen fragend hoch. Erfreut, dass er ihre Entscheidung abwartete, nickte sie. Jamie rannte sofort los, um die Pächter zu begrüßen, sobald FitzAlan ihn auf den Boden gesetzt hatte.
Bevor sie absitzen konnte, war er neben ihr. Er hob sie herab, als wöge sie nicht mehr als eine Feder, und ließ sie nicht mehr los. Seine großen Hände hielten ihre Taille, und sie kam sich vor wie ein gefangener Hase. Es half auch nichts, dass er sie anschaute, als wollte er an ihren Knochen nagen.
Sie entwand sich ihm und eilte Jamie über das Feld nach. Sofort war FitzAlan an ihrer Seite. Er ging so nah neben ihr, dass sie das Gefühl hatte, als würde die Hitze seines Körpers durch die Kleidung hindurch direkt auf ihre Haut treffen. Jedes Mal, wenn sein Arm den ihren streifte, kribbelte es am ganzen Körper.
»Das sind zwei unserer Pächter, Smith und Jennings, mit ein paar ihrer Kinder. Smith ist immer gewillt, Sonderaufgaben zu übernehmen.«
Gütiger Himmel, sie plapperte. Aber die Art, wie er sie von Kopf bis Fuß musterte, machte sie nervös.
»Warum ist Smith so erpicht auf Sonderaufgaben?«
»Smith?« Sie schaute ihn überrascht an, bevor sie sich daran erinnerte, was sie gerade gesagt hatte. Ohne groß darüber nachzudenken, rückte sie mit der Wahrheit heraus: »Seine Frau ist ein solcher Besen, dass er um jeden Anlass froh ist, nicht auf dem Hof sein zu müssen.«
FitzAlan antwortete mit einem Lächeln, das seine Augen mit einschloss. Gelobt seien die Heiligen! Der Mann hatte Humor. Was kam als Nächstes?
»Und der andere Mann, Jennings?«
»Wenn du etwas hast, was in weite Ferne gebracht werden muss, dann ist Jennings der richtige Mann.«
»Auf ihn kann man sich am meisten verlassen?«
»Nun, eigentlich nicht, auch wenn er seine Sache gut macht«, gab sie zu. »Aber kein anderer Mann geht gerne weg, wenn Jennings hierbleibt. Sie befürchten, dass ihr nächstes Kind Jennings’ grüne Augen hat, wenn
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