Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
Handschrift, deshalb bin ich nie das Risiko eingegangen, etwas zu unterzeichnen oder mein Siegel zu benutzen.«
»Wann ist Rayburn zu den Rebellen übergelaufen?«
»Das ist schwer zu sagen«, meinte sie und schaute nachdenklich zum Horizont. »Eine Zeit lang hat er beide Seiten bedient. Er verschaffte den Rebellen Geld und Informationen, aber er wagte es nicht, sich mit ihnen zu treffen.«
»Bis gestern.« FitzAlans Stimme war emotionslos. »Als wir ihn, dank dir, gefangen nahmen.«
Erst gestern! Erst einen Tag war es her, dass sie in ihrem Schlafgemach auf eine Nachricht von Rayburn gewartet hatte. Sie schüttelte den Kopf. So viel war seither passiert. Für eine kurze Zeit hatte sie vergessen, wie ihr Leben mit dem des Fremden, der neben ihr her ritt, verknüpft war.
Sie hatte das Gefühl, sie könnte diesen William FitzAlan mögen, wenn sie nicht mit ihm verheiratet sein müsste. Schon jetzt hatte er ihr gegenüber mehr Freundlichkeit und Respekt gezeigt als Rayburn in seinem ganzen Leben.
Sie würde die Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten so lange wie möglich hinausschieben. Denn wenn er sie erst einmal in seinem Bett gehabt hatte, könnte es durchaus sein, dass sie ihn nicht mehr so sehr mochte.
5
Catherines schmallippiger Gesichtsausdruck führte dazu, dass William am liebsten vor Verdrossenheit mit der Faust auf den Tisch gehauen hätte. Ganz egal wie angenehm ihre Gespräche untertags gewesen waren, zog sie sich Abend für Abend zurück. Vier Tage – und vier lange Nächte – hatte er bereits verstreichen lassen, ohne die Ehe zu vollziehen.
Und doch blieb sie so ängstlich wie am ersten Tag.
Jeden Nachmittag ritt er mit ihr aus, obwohl er eigentlich keine Zeit dafür hatte. Während es für die Pächter zwar gut war, ihren neuen Herrn dabei zu sehen, wie er seine Ländereien abritt, sollte seine erste Priorität doch die Burg sein. Er wusste nicht, wann er wieder zu den Waffen gerufen werden würde, weshalb er fieberhaft daran arbeitete, ihre Verteidigung zu verbessern.
Ross Castle sollte ein sicherer Ort sein, bevor er ihn verließ.
Und er war genauso entschlossen, diese Ehe zu vollziehen. Mit ein wenig Glück könnte Catherine ein Kind empfangen, bevor der König ihn losschickte, um wochenlang Aufständische durch Wales zu jagen.
Deshalb ritt er mit ihr aus. Er hoffte, die Ungezwungenheit, die während ihrer nachmittäglichen Unternehmungen zwischen ihnen wuchs, würde dazu führen, dass sie ihn auch in der Nacht als ihren Ehemann akzeptierte.
Bisher tat sie es nicht.
Zuerst hatte er Jamie bei ihren Ausritten mitgenommen, um ihr eine Freude zu machen. Zu seiner Überraschung stellte er jedoch fest, dass er die Gesellschaft des Kindes genoss.
Ein Lächeln zog in seine Mundwinkel, als er sich daran erinnerte, wie der Junge bei seiner Ankunft auf seinen Rücken gesprungen war und auf ihn eingeprügelt hatte. Nach der Gewalttätigkeit ihrer ersten Begegnung hatte Jamie ihn rasch in sein Herz geschlossen. Wahrlich, William gefiel die Art, wie der Junge an seinem Ärmel zog und mit ihm plauderte.
Aye, mit dem jungen Jamie kam er gut zurecht. Wenn doch nur die hübsche Mutter des Jungen ihn nur halb so gut leiden mochte.
So beschäftigt er auch war, konnte er doch an nichts anderes denken als daran, sie in sein Bett zu bekommen. Er stellte sich vor, wie ihre zarten Finger an seinem Bauch hinabwanderten, ihr warmer Atem an seinem Ohr, ihre weiche Haut unter seinen Händen. Seit vier Tagen war er verheiratet, und er hatte nicht einmal die Brüste seiner Frau gesehen! O Gott, wie sehr wollte er das! Er schluckte schwer und schaute wieder zu ihr hinüber.
Mit Blick auf ihre Finger, die den Weinkelch umklammerten, als hinge ihr Leben davon ab, hatte er keinen Grund zu hoffen, dass es heute Nacht anders wäre. Und doch hoffte er es.
Er stand auf und bot ihr seinen Arm. Er war nicht gerade begeistert von den Blicken, die seine Männer untereinander austauschten. Es war früh, um zu Bett zu gehen, aber das kümmerte ihn nicht. Er hatte genug von dieser elenden Warterei.
Sobald sie ihre Privatgemächer erreicht hatten, floh sie mit ihrer Zofe in ihr Schlafzimmer.
»Komm zu mir, wenn du dich fürs Bett fertig gemacht hast«, rief er ihr nach, als die Tür vor seiner Nase ins Schloss fiel. Mit wachsender Verärgerung marschierte er in sein eigenes Schlafzimmer, um sich auszuziehen.
»Guten Abend, Mylord.« Die Stimme seines Kammerdieners schreckte ihn aus seinen Gedanken. Er hatte ganz vergessen,
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