Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
zwei Monaten war er ohne wirkliche Bindungen hier angekommen. Und jetzt fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben so, als hätte er etwas zu verlieren.
Er erinnerte sich an Catherines Übelkeit am Tag vor seinem Aufbruch und wurde unruhig. Sein Pferd antreibend ritt er seinen Männern voraus durch das geöffnete Tor.
Ein Großteil der Männer, die er zur Verteidigung der Burg zurückgelassen hatte, wartete im Burghof auf ihn. Catherine war nicht dabei. Während er den Blick über die Menge schweifen ließ, stellte er fest, dass auch Stephen fehlte. Und wo zum Teufel steckte Edmund?
Als er absaß, schoss eine kleine Person zwischen den Männern hervor. Er warf seine Zügel einem wartenden Stallburschen zu und hob Jamie hoch in die Luft.
»Wo steckt deine Mutter, Großer?«
»Hast du sie denn nicht gefunden?«
Angst kroch wie Eis durch seine Adern.
»Lord FitzAlan.« Er drehte sich um und erblickte Hugh Stratton, einen der Männer, die er mit Edmund in der Burg gelassen hatte.
»Was ist passiert?«, fragte William. Das Herz schlug ihm wild in der Brust. »Wo ist meine Frau?«
»Lady FitzAlan ist zum Kloster aufgebrochen«, berichtete Hugh. »Edmund und Stephen haben sie begleitet.«
William sackte erleichtert zusammen. Doch seine Erleichterung war Momente später bereits vergangen, da Hugh ihm nicht in die Augen sehen konnte.
»Was ist los? Heraus damit, Mann.«
»Sie wurden angegriffen.«
Gott, nein!
» Als sie nicht wie erwartet zurückkehrten, sind wir sie suchen gegangen. Edmund haben wir gefunden, aber er ist in schlechter Verfassung.«
»Was ist mit Catherine und Stephen?« Wollte der Dummkopf ihm nicht sagen, ob sie noch am Leben waren?
»Sie müssen verschleppt worden sein. Bloß haben wir da, wo wir Edmund gefunden haben, kein Blut entdeckt oder Fetzen ihrer Kleidung …«
Gott hab Erbarmen. »Wann war das?«
»Vor zwei Tagen. Ich habe die Männer gestern und heute nach ihnen suchen lassen«, sagte Hugh. »Edmund kann inzwischen sprechen, wenn Ihr ihn sehen wollt. Alys hat ihm eine Bettstatt im Bergfried eingerichtet.«
William konzentrierte sich so sehr auf Hughs Befragung, dass er den Jungen auf seinem Arm ganz vergaß, bis Jamie brüllte: »Ich will zu Mutter!« Jamie sah ihn mit großen, tränennassen Augen an. »Und zu Stephen.«
»Ich hole sie wieder nach Hause«, versprach William ihm. Und wenn einer von beiden verletzt sein sollte, werde ich die Übeltäter aufspüren und jeden einzelnen töten.
Jamie schmiegte sich eng an seine Brust, als William mit ihm hinüber zum Bergfried ging. Dort übergab er ihn der Amme. Danach stieg William mit Hugh zu Edmund hinauf.
William hielt an der Tür inne. Er hatte mehr als genug Verwundete in seinem Leben gesehen. Doch, bei Gott, Edmund sah aus, als wäre er von Pferden überrannt worden. Jeder Flecken, der nicht bandagiert war, schimmerte grün und blau.
Sobald William sich an der Bettstatt niederkniete, öffnete Edmund ein Auge. Das andere war vollkommen zugeschwollen.
»Ich habe mein Bestes gegeben. Aber sie waren zu sechst«, krächzte Edmund. »Einen habe ich getötet, bevor der andere mich von hinten erwischt hat.«
»Was waren das für Männer?«
»Waliser … Edelleute.« Edmund schloss das Auge.
Gelobt sei der Herr! Kein Gesindel. Edelmänner waren so gewalttätig wie alle anderen, doch selten gegenüber Frauen ihrer eigenen Klasse. Falls Catherines Geiselnehmer tatsächlich Edelleute waren, hatten sie es wahrscheinlich auf ein Lösegeld abgesehen und würden sie verhältnismäßig gut behandeln.
Er drehte sich um und fragte Hugh: »Ist Lösegeld gefordert worden?«
Hugh schüttelte den Kopf.
Als William sich erhob, versuchte Edmund noch etwas zu sagen. William legte die Hand auf seinen Arm und beugte sich über ihn, um ihn besser zu hören.
»Sie haben uns erwartet«, flüsterte Edmund rau. »Ich hörte, wie einer ihren Namen nannte.«
William verließ Edmund und nahm seine Männer mit, um nach Catherine und Stephen zu suchen. Obwohl die Geiselnehmer sie inzwischen weit nach Wales hinein verschleppt hätten, wies er sie an, jedes Wäldchen und jede Hütte nach ihnen abzusuchen. Doch sie fanden keine Spur von Stephen, Catherine oder ihren Entführern. Nach Einbruch der Dunkelheit setzte er die Suche allein fort.
Als er zurückkehrte, war er zu niedergeschlagen, um in sein leeres Bett zu kriechen. Stattdessen ging er hinauf in Jamies Schlafkammer, wo er die arme Amme von ihrem Lager aufscheuchte. Sobald sie in den
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