Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
Nebenraum gehuscht war, ließ er sich in den Stuhl neben dem Bett fallen. Irgendwie beruhigte es seine angespannte Seele, das Gesicht des Jungen, das im Schlaf entspannt und friedlich war, zu betrachten.
In der Dämmerung wachte er auf, er war am ganzen Körper vom Schlafen auf dem Stuhl steif.
21
Stephen spürte die Blicke der Ausgucker von Monmouth Castle, als er sich im hellen Mondlicht über die Felder der Burg näherte. Kaum hatten sich die Tore geöffnet, war er von einem Dutzend bewaffneter Männer umstellt.
»Ich habe eine Nachricht für den Prinzen persönlich«, sagte Stephen zu jedem Mann, der ihn befragte, während er die Befehlskette hinauf weitergereicht wurde. »Der Prinz wird sie heute Nacht noch erhalten wollen.«
Es war weit nach Mitternacht, bis Stephen endlich in die Privatgemächer von Prinz Harry vorgedrungen war. Zu seiner Erleichterung sah Prinz Harry nicht aus, als habe er bereits geschlafen. Stephen verneigte sich tief, wie seine Mutter ihn gelehrt hatte.
»Nun, junger Carleton, was veranlasst Euch, so spät noch allein unterwegs zu sein, um mich zu sehen?«
»Lady Catherine und ich sind von walisischen Rebellen gefangen genommen worden, Königliche Hoheit.«
»Lady Catherine?« Der Prinz umklammerte die Armlehnen seines Stuhls. »Sie haben Catherine?«
»Aye, so ist es. Sie haben mich freigelassen, damit ich Euch diese Botschaft überbringe.« Stephen zog ein Pergament aus dem Gürtel und überreichte es. »Mir wurde gesagt, ich solle es keinem anderen überlassen.«
Der Prinz brach das Siegel und überflog die Nachricht. Mit einem ungeduldigen Winken schickte er seinen Kammerdiener aus dem Zimmer. Er sprach erst wieder, als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte.
»Ihr habt gewiss einen weiten Weg hinter Euch und müsst hungrig sein.« Prinz Harry deutete auf eine Platte mit Brot, Käse und Obst auf dem Tisch neben ihm. »Kommt, setzt Euch und greift zu.«
Stephen nahm sich den Stuhl auf der anderen Seite des kleinen Tisches und nahm den Becher mit Gewürzwein, den ihm der Prinz aus einer reich verzierten Karaffe einschenkte.
»Haben sie Euch gut behandelt?«
Stephen nickte und nahm einen tiefen Zug aus dem Becher.
»Ich muss mich mit FitzAlan in dieser Angelegenheit beraten«, sagte der Prinz. »Lady Catherine ist schließlich seine Frau.«
Stephen hatte den Mund voll, deshalb nickte er heftig. »Ich begleite Euch«, sagte er, sobald er hinuntergeschluckt hatte. »Es ist besser, wenn Ihr nicht allein seid, wenn Ihr mit meinem Bruder sprecht.«
Der Prinz zog eine Augenbraue hoch. »Dann wisst Ihr um den Inhalt der Depesche?«
Wieder nickte Stephen.
»Die Rebellen sind dreist«, sagte der Prinz. »Könnt Ihr mir sagen, warum sie ihre Lösegeldforderung an mich und nicht an FitzAlan geschickt haben?«
Stephen rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und blickte in Richtung Tür.
»Raus damit«, befahl der Prinz. »Ich werde den Überbringer der Nachricht nicht dafür verantwortlich machen.«
Stephen richtete den Blick wieder auf den Prinzen und versuchte herauszufinden, ob es ihm ernst war mit dem, was er sagte.
»Owain Glyndwr ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Lady Catherine mögt.« Stephen wollte es nicht sagen, aber er sah keinen Weg, es nicht zu tun. »Dass Ihr sie sehr mögt.«
Als der Prinz nicht reagierte, fing Stephen an, sich zu fragen, ob er vielleicht ein wenig schwer von Begriff sei. Er schätzte die Entfernung zur Tür ab und beschloss dann, es hinter sich zu bringen.
»Glyndwr glaubt, Catherine wäre Eure Mätresse.«
Er beobachtete den Prinzen und wartete auf eine heftige Reaktion.
Prinz Harry stützte das Kinn auf seine verschränkten Hände. »Das ist bedauerlich«, sagte er ziemlich ruhig. »Glyndwr täuscht sich, wenn er glaubt, der König würde sich meinetwegen auf diesen Handel einlassen, egal was sie mir bedeutet.«
Der Prinz schien eine Weile tief in Gedanken versunken. »Es muss Gerüchte über Lady Catherine und mich geben, die Glyndwr zu Ohren gekommen sind.« Er sah Stephen an und zog eine Augenbraue hoch. »Sagt mir, Stephen Carleton, was glaubt Ihr?«
»Lady Catherine ist eine tugendhafte Frau«, sagte Stephen ohne Zögern. »Sie würde so etwas nie tun.«
Der Prinz lächelte. »Es freut mich zu hören, dass Ihr meine hohe Meinung über sie teilt.«
Seine anfängliche Vorsicht vergessend fügte Stephen hinzu: »Aber ich habe Gerüchte unter den Männern in Ross Castle gehört. Es ist bekannt, dass Ihr Euch
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