Mein zukünftiger Ex
die ihm jedoch seine kaltherzige, karrieregeile Xanthippe von Ex grausam verweigerte.
Also gut, jetzt war er offiziell perfekt. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich auf Männer eingelassen, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit aus dem Staub machten, wenn man das Wort Baby auch nur aussprach. Und jeder wusste doch, dass ältere Männer bessere Väter abgaben. Man musste sich nur Michael Douglas ansehen, er war ganz
vernarrt
in seine hinreißenden Kinder und seine strahlend schöne, junge Frau.
»Hoppla, Moment, lass mich dir helfen …«
Sally gab es auf, sich vom Beifahrersitz hieven zu wollen, und erlaubte Nick, ihr seine Schulter anzubieten, an die sie sich anlehnen konnte, während sie und ihre Krücken den Ausstieg auf den Gehweg wagten. Es kam einem Wunder gleich, dass sie dabei nicht über ihre Krücken stolperte. Sie sammelte sich, reichte Nick den Hausschlüssel und sagte: »Kommst du mit?«
Es war eine rhetorische Frage. Natürlich kam er mit. Nick meinte fröhlich: »Ich glaube, jemand muss dafür sorgen, dass du nicht die Treppe hinunterfällst.«
Sally holte tief Luft. Das war es jetzt, sie wusste es. Gabe war aushäusig, sie hatten die Wohnung für sich, und der Moment konnte gar nicht besser sein. Nun ja, schön, es wäre ein winziges bisschen besser, wenn sie es nicht mit ihrem lahmen Bein zu tun hätten, aber davon würde sie sich jetzt ganz gewiss nicht aufhalten lassen.
Schließlich erreichten sie die Wohnung. Es versetzte der Romantik einen Dämpfer, als Sally feststellte, dass der ganze Wein, den sie getrunken hatte, einen Weg in ihre Blase gefunden hatte und sie sich entschuldigen musste, um ins Badezimmer zu humpeln. Bei ihrer Rückkehr stand Nick am Wohnzimmerfenster und sah hinaus. Wenn das Licht von hinten kam, hatte er ein Profil wie ein griechischer Gott.
Er drehte sich um und wies in die Küche. »Ich habe Wasser aufgesetzt. Ich dachte, dass du vielleicht einen Kaffee möchtest.«
Also gut, der Moment war gekommen. Er wollte, dass sie den ersten Schritt tat. Und er lächelte, wartete darauf, dass sie ihn tat. Sally hinkte auf ihn zu –
klonk
– und achtete darauf –
klonk
– nicht versehentlich gegen den Couchtisch zu laufen. Sally lächelte, zog ihre Arme aus den Krücken und lehnte sich an die Wand. Sie sah Nick an: »Ich will keinen Kaffee.«
»Nein? Auch gut. Du musst keinen trinken.« Amüsiert sagte Nick: »Es ist nicht zwingend vorgeschrieben.«
»Ist es zu glauben, dass das hier wirklich geschieht?« Ohne die Krücken spürte Sally, wie sie zu schwanken begann.
»Vorsicht.« Er griff nach ihr. »Du bist kein Storch.«
Wer wollte schon ein Storch sein? »Das hätte ich nie erwartet.« Sally sah ihn intensiv an. »Hast du es erwartet?«
Er wirkte nachdenklich, legte die Stirn in Falten. »Nun ja, Eiskunstläufer verletzen sich schon hin und wieder, darum besteht wohl immer die Möglichkeit …«
»Ist auch egal.« Sie schienen aneinander vorbeizureden, aber Sally war längst darüber hinaus, sich darüber Gedanken zu machen. »Es wird uns nicht behindern, das verspreche ich.« Sally legte ihre Arme um seinen Hals, konnte sich keine Sekunde länger zurückhalten, presste sich an ihn und küsste ihn leidenschaftlich mitten auf den Mund.
42 . Kapitel
Gabe ging die Radley Road entlang. Er wurde langsamer und sah nach oben zum Fenster seiner Wohnung. Der Anblick zweier Menschen, die sich leidenschaftlich zu umarmen schienen, verblüffte ihn. Instinktiv griff er nach der Kamera um seinen Hals, sah durch das Teleobjektiv und stellte es scharf ein.
Was zur …?
Gabes Herz pochte heftig in seiner Brust. Großer Gott. Sally und Lolas Vater. Sally war wie ein Schal um ihn gewickelt. Lolas Vater! Herr im Himmel! Wie lange lief das schon? Wie lange hatten sie es hinter seinem Rücken miteinander getrieben? Und nicht nur hinter seinem Rücken, auch hinter dem von Lola, denn sie hatte definitiv keine Ahnung davon.
Gabe konnte nicht länger zusehen. Er nahm die Kamera herunter und wandte sich ab. Seine Hände zitterten und er hatte das Gefühl, als habe ihm jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. Diese hinterhältigen, arglistigen, betrügerischen … wie konnten sie es wagen? Er schluckte und sah wieder hoch. Ja, sie waren immer noch da, küssten sich zwar nicht länger, standen aber nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, hielten sich noch in den Armen, starrten einander in die Augen und tauschten Liebesgeflüster aus … So ein Mann war Nick
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