Mein zukünftiger Ex
ich mir frei nehmen kann.«
»Kannst du nicht in letzter Sekunde anrufen und dem Chef sagen, du hättest die Grippe?«, meinte Toby.
Ach, wäre das nicht schön?
»Schon, aber ich
bin
der Chef.« Lola schnitt eine Grimasse. »Und ich würde mir nicht glauben. Ich bin immer misstrauisch, wenn jemand mit krächzender Stimme anruft und sagt, er habe die Grippe.«
»Oder mit krächzender Stimme anruft und sagt, er habe sich den Knöchel verstaucht«, setzte Toby noch eins drauf.
»Ich hasse es«, sagte EJ , »wenn wir ein Album aufnehmen und jemand ruft mit krächzender Stimme an und sagt, dass er eine krächzende Stimme habe.«
Lola sank der Mut, als EJ sein schrulliges, schiefes Grinsen grinste. Es war so nett mit ihm. Er war die Art Mensch, den man liebend gern zum Freund hatte. Und er hatte haufenweise Geld … warum,
warum
konnte sie bei seinem Anblick nicht wenigstens einen winzigen Schauer der Lust verspüren?
Aber so war es nun einmal, sie spürte nichts. Das war ihm gegenüber nicht fair. Lola sah auf ihre Uhr. Es war Mitternacht, und sie musste um acht Uhr morgen früh im Laden stehen. Es war Zeit, zu tun, was sie tun musste. Sie berührte EJ am Arm. »Ich muss jetzt nach Hause. Wenn du noch bleiben möchtest, rufe ich mir ein Taxi.«
Aber dafür war EJ viel zu sehr Gentleman. Er schüttelte den Kopf und stellte seinen Orangensaft beiseite. »Ist schon gut. Ich bin auch ziemlich erschlagen.«
Sie verabschiedeten sich von Toby und seinen Freunden. Während EJ nach Notting Hill fuhr, erzählte er ihr von Tobys Villa auf St. Kitts, von dem Blick über die Half Moon Bucht, vom Golfplatz, vom Tauchen, von den spektakulären Black Rocks …
»Tut mir leid«, platzte es aus Lola heraus, »ich kann nicht mit.«
»Sag das nicht. Du hast doch noch gar nicht nachgesehen, ob es von der Arbeit aus geht.«
Ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen, und sie ballte die Fäuste. »Es liegt nicht an der Arbeit.«
»Nein?« EJ hielt vor einer roten Ampel und sah sie aus den Augenwinkeln an. »Liegt es an den Flugtickets? Denn das ist kein Problem. Ich zahle dafür.«
Die Lichter der Burger-King-Filiale auf der anderen Straßenseite spiegelten sich in seiner Brille. Er war so ein fürsorglicher Mensch. Bilder von der Half-Moon-Bucht tauchten verlockend vor Lolas innerem Auge auf – tropische Palmen, ein funkelnder, türkisfarbener Ozean, sie selbst gebräunt und auf magische Weise schlanker als sonst, in einem rosafarbenen Bikini …
»Also gut, es ist so.« Lola sammelte all ihren Mut und wünschte sich, er würde an diesem Abend den verbeulten, alten Fiesta fahren. Sie wollte nicht dafür verantwortlich sein, wenn er seinen geliebten Lamborghini gegen eine Mauer fuhr. » EJ , ich mag dich wirklich, aber wir müssen aufhören, uns zu sehen.« Die Ampel schaltete um, und sie fuhren weiter. Lola zuckte zusammen und betete, er würde nicht auf den Bus vor ihnen auffahren. Hastig ergänzte sie: »Aber du bist ein toller Mann.«
EJ behielt die Kontrolle über den Lamborghini. Lakonisch meinte er: »Aber nicht toll genug.«
»Ach, sag das doch nicht! Es tut mir leid! Es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Ich bin … Vorsicht, der Radfahrer!«
»Keine Sorge, ich fahre den Radfahrer schon nicht um.«
»Ich will nicht, dass du dich aufregst.«
»Lola, ist schon gut. Es ist nicht deine Schuld.« Er fuhr gekonnt um zwei Betrunkene herum, die über die Straße torkelten, dann setzte er den Blinker und bog nach links in eine Seitenstraße, wo er anhielt. »Würde es dir helfen, wenn ich sage, dass ich das habe kommen sehen?«
Die Straßenlampe erhellte die Kanten seines Gesichts. Hinter den Brillengläsern entdeckte Lola Traurigkeit gemischt mit Gleichmut.
Sie hatten nie miteinander geschlafen.
»Es tut mir leid«, wiederholte sie, »du bist so nett …«
»Ich weiß. Ich weiß auch, dass ich nicht der bestaussehendste Mann der Welt bin, aber ich hatte irgendwie gehofft, dich mit meiner strahlenden Persönlichkeit für mich einnehmen zu können.« Er lächelte sie schief an, konnte anscheinend ihre Gedanken lesen. »Darum habe ich auch nie versucht, dich ins Bett zu bekommen, falls du dich das je gefragt haben solltest. Ich wusste, du warst noch nicht soweit, dass du es wirklich wolltest. Ich dachte, wenn ich geduldig warte … tja, dass dann irgendwann der richtige Zeitpunkt kommen würde, und alles wäre perfekt. Aber es bestand immer die Möglichkeit, dass du aussteigen würdest, bevor das
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