Mein zukünftiger Ex
guten Willens und glücklicher Vorfreude.
Es traf sie daher wie ein Schock, als die Tür aufgerissen wurde und ein hagerer, alter Mann in den Achtzigern auftauchte, der sie hasserfüllt und giftig anstarrte.
»Was wollen Sie? Sie haben mich geweckt!«
Lola rief: »Oh, das tut mir aber leid. Ich wollte nur Hallo sagen. Ich bin Lola Malone, Ihre neue Nachbarin.«
»Ja und?«
»Äh, nun ja, ich bin in die Wohnung gegenüber gezogen. Heute Nachmittag!«
Der Mann begutachtete sie mit offener Ablehnung. »Das habe ich gehört. Der Lärm, den Sie gemacht haben, als Sie Ihre Sachen die Treppe hochtrugen!«
»Aber …«
Zu spät. Er hatte ihr bereits die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Später fand Lola heraus, dass er Eric hieß. Er duldete zwar keinerlei Lärm von ihr, machte selbst aber durchaus eine Menge Lärm. Er spielte zu jeder Tages- und Nachtzeit Trompete und das ganz erstaunlich schlecht. Den Lautstärkeregler seines Fernsehgerätes drehte er gern ganz auf, wahrscheinlich um neben dem Trompetenspielen fernsehen zu können. Außerdem kochte er sich drei Mal die Woche Kutteln, und der Gestank waberte durch Lolas Wohnung wie … nun ja, wie gekochter Kuhmagen.
O ja, sie hatte sich einen lebenden, atmenden Albtraum von Nachbarn eingefangen. Zu spät erkannte Lola, warum ihr der Immobilienmakler, nachdem er ihr die Schlüssel überreicht hatte, fröhlich zugezwinkert und »Viel Glück!« gerufen hatte.
Respekt vor älteren Menschen war gut und schön, aber Eric war ein übellauniger, streitsüchtiger Greis, der alles in seiner Macht stehende tat, ihr das Leben schwer zu machen.
Nach zwei Jahren starb Eric und Lola war einfach nur erleichtert, dass er sich in der Altentagesstätte aufhielt, als es geschah; wie ihre Kollegen bei Kingsley versicherten, wenn er tot in seiner Wohnung gefunden worden wäre, hätten alle gedacht, sie hätte ihn umgebracht.
Aber nun war die Herrschaft von Eric vorbei. Die Wohnung wurde renoviert und kam wieder auf den Markt, und Lola drückte sich fest die Daumen und hoffte, mit dem nächsten Mieter mehr Glück zu haben.
Und es hatte funktioniert. Sie hatte den fabelhaften Gabe bekommen – hurra! –, und wie durch Magie hatte sich die Qualität ihres Lebens jenseits allen Wiedererkennens verbessert, denn er war der beste Nachbar, den sich eine Frau wünschen konnte.
Noch besser, sie schwärmte nicht die Bohne für ihn.
Gabriel Adams, mit bleistiftgeraden, blonden Haaren, einem mageren Körper und hängenden Schultern, war 29 , als er in die Wohnung gegenüber einzog. Und dieses Mal war
er
es gewesen, der an ihre Tür geklopft hatte, um sie auf einen Drink auf seiner Dachterrasse einzuladen.
Was bedeutete, dass sie ihn sofort in ihr Herz geschlossen hatte.
»Ich wusste gar nicht, dass zu der Wohnung eine Dachterrasse gehört.« Lola staunte über den Blick auf der Hinterseite des Hauses. Es war, als ob man in seinem staubigen alten Besenschrank eine tropische Insel inklusive Hula-Tänzerinnen entdeckte.
»Es ist ein sonniges Plätzchen.« Gabe grinste sie an. »Ich glaube, mir wird es hier gefallen. Sehe ich in diesem T-Shirt schwul aus?«
Da es ein knalllila, augenscheinlich teures T-Shirt war und hauteng saß, sagte Lola: »Tja, ein wenig.«
»Ich weiß, es ist ein Tick zu viel. Ich bin unglaublich ordentlich und kann extrem gut kochen. Da kann ich nicht auch noch das hier tragen.« Er zog das T-Shirt aus und legte einen beneidenswert gebräunten Torso frei. Gabe streckte ihr das T-Shirt hin. »Willst du es haben, oder soll ich es einmotten?«
Es war nicht nur teuer, fand Lola heraus, es war Dolce und Gabbana. Ihr neuer Nachbar wurde ihr immer sympathischer. »Ich nehme es. Bist du ganz sicher?«
»Sicher bin ich sicher. Die Farbe wird dir stehen. Und so ist es besser, als wenn ich es in einer Schublade vergrabe und nie wieder trage.«
Aber es war mitnichten besser, denn eine Woche später, als sie gerade das Haus verlassen wollte, traf Lola auf Gabe und seine Freundin, die gerade das Haus betraten. Die Freundin, mit ihren großen, dunklen Augen, hatte einen Arm besitzergreifend um Gabes Taille geschlungen. Sie blieb abrupt stehen. »Warum trägst du das T-Shirt meines Freundes?«
»Äh … er hat es mir g-geschenkt …« Sie sah den Ausdruck auf Gabes Gesicht und fügte hastig hinzu. »Ich meine, er hat es mir geliehen, weil ich, äh, ihn gefragt habe, ob ich es mir borgen kann.«
Gabes Freundin warf ihr einen Killerblick zu, dann wirbelte sie zu Gabe herum.
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