Mein zukünftiger Ex
nach vorn, um ihrer Mutter die hühnereigroße Beule zu zeigen. »Sie entlassen mich gleich nachher. Ich wurde nur über Nacht im Krankenhaus behalten, weil ich ein paar Sekunden lang das Bewusstsein verloren hatte und ein wenig verwirrt war, als ich wieder zu mir kam.«
»Das habe ich gerade im Schwesternzimmer gehört«, sagte Blythe. »Offenbar warst du ziemlich ausgelassen und hast einen der Sanitäter angebaggert. Unfassbar, dass du so etwas Idiotisches getan haben sollst.«
»Ich kann nichts dafür! Ich hatte eine Gehirnerschütterung!«
»Das meine ich nicht. Ich rede davon, dass du dich in eine so gefährliche Situation begeben hast. Du hättest getötet werden können.«
Dieser Gedanke war Lola auch schon gekommen. Sie hatte einem Impuls folgend einfach gehandelt, aber in der Rückschau schien es schon sehr waghalsig. »Ich bin aber nicht getötet worden. Es geht mir gut.« Abgesehen von den pochenden Kopfschmerzen. »Kannst du in der Buchhandlung anrufen und ausrichten, dass ich morgen wieder zur Arbeit komme?«
»Das werde ich ganz sicher nicht tun. Ich sage Ihnen, dass du vielleicht nächste Woche wieder kommst, je nachdem, wie du dich fühlst.«
»Mum, was sollen sie nur denken, wenn du ihnen das sagst? Wir haben
Dezember
! Alle arbeiten bis zum Umfallen!«
»Und dich hat man bewusstlos geschlagen«, entgegnete Blythe. »Dir hätte alles Mögliche passieren können. Mein Gott, würdest du bitte ein einziges Mal in deinem Leben auf mich hören!«
Ein Mann, der in das Zimmer getreten war, meinte freundlich: »Es zahlt sich immer aus, wenn man auf seine Mutter hört.«
Er war in den Sechzigern, klang gebildet und trug einen Anzug. War das der Psychologe? Lola setzte sich aufrecht hin und lächelte erwartungsvoll, bereit, ihn davon zu überzeugen, dass es ihr gut genug ging, um entlassen zu werden. Nach dem Debakel mit dem Sanitäter in der letzten Nacht sollte sie ihm jetzt lieber eine gute Show liefern.
»Miss Malone?«
»Ja, das bin ich.« Lola nickte eifrig. Um herauszufinden, ob ihr Hirn wieder ordnungsgemäß funktionierte, würde er ihr wahrscheinlich die Art von Fragen stellen, die Ärzte alten Menschen stellten, wenn sie wissen wollten, ob diese noch auf Zack waren. Na gut, wie hieß die Hauptstadt von Australien? Wie viel war 33 mal 7 ? Meine Güte, hoffentlich wollte er nicht von ihr wissen, wie der Finanzminister hieß.
»Hallo.« Er trat auf sie zu, lächelte und streckte ihr die Hand hin.
»Hi!« Schnell, war es Melbourne? Victoria? Lolas Gehirn ratterte. Alle dachten immer, die Hauptstadt von Australien sei Sydney, aber sie wusste definitiv, dass dem nicht so war. Vielleicht gab er ihr dafür wenigstens einen halben Punkt?
Der Mann schüttelte ihr warmherzig die Hand. »Wie schön, Sie kennenzulernen. Ich bin Philip Nicholson.«
Er roch sogar köstlich. Lola sah zu, wie er auch ihrer Mutter die Hand gab, und atmete sein teures Aftershave ein. Meine Güte, was für perfekte Manieren. Es war wie in einem Privatkrankenhaus und man würde …
O Moment, war es Perth?
»Ich musste einfach vorbeikommen und Sie sehen«, fuhr er fort.
»Tja, das ließ sich vermutlich nicht vermeiden. Steht in Ihrer Stellenbeschreibung!« Lola strahlte ihn an und war sich bewusst, dass er ihren Kopf ansah. Sie berührte den empfindlichen Bereich. »Es ist nur eine kleine Beule. Es geht mir blendend. Aber darf ich Ihnen sagen, dass ich mich in Hauptstädten überhaupt nicht gut auskenne?«
Philip Nicholson zögerte kurz und schaute zu Blythe, die nur mit den Schultern zuckte und verständnislos schaute.
»Falls Sie mich danach fragen wollten«, erläuterte Lola rasch. »Ich meine, manche sind ja einfach, wie Paris und Amsterdam und Madrid, und zufällig weiß ich auch, dass Baku die Hauptstadt von Aserbaidschan ist, aber im Allgemeinen sind Hauptstädte nicht gerade meine Stärke.« Nur um auf Nummer sicher zu gehen, fügte sie noch hinzu: »Politik auch nicht.«
Vorsichtig meinte Dr. Nicholson: »Das ist kein Problem. Ich werde Sie zu keinem von beiden befragen.«
»Ach, was für eine Erleichterung.« Lola lehnte sich entspannt in ihr Kissen. »Es wäre furchtbar, wenn ich nur deshalb im Krankenhaus bleiben müsste, weil ich den Parteivorsitzenden der Liberalen nicht kenne.«
Dr. Nicholson räusperte sich. »Ich bin sicher, soweit kommt es nicht.«
»Tja, hoffentlich nicht, denn manchmal
weiß
man zwar die Antwort, aber sie will einem partout nicht einfallen. Jemand stellt eine Frage und du
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