Mein zukünftiger Ex
Welt würde dann definitiv voller Menschen sein, die Sonnenbrillen trugen. Der Fußboden war übersät mit leeren Tüten und Koffern, von den vielen Keksschachteln ganz zu schweigen. An Gabes coolen, cremefarbenen Wänden hingen bunte Bilder und um die Rahmen scharten sich fünf … nein sechs … nein
sieben
Lichterketten. Die Lampe aus Edelstahl aus dem Conran-Laden war abgenommen worden, stattdessen hing dort ein rosafarbener Kronleuchter. Die elfenbeinfarbenen Kissen auf dem Sofa hatten jetzt flauschige Bezüge in Orange. Eine paillettenbesetzte Tagesdecke in Rosa und Orange lag über dem Sessel vor dem Fenster. Und ein Strauß aus Papierblumen explodierte förmlich in einer Silbervase auf dem Fernsehgerät.
»O Mann«, sagte Lola. »Wenn Gabe das sehen könnte, würde er einen Anfall kriegen.«
»Dann ist es ja gut, dass er in Australien weilt.« Ungerührt griff Sally in einen der Koffer und zog einige Pfauenfedern heraus, die mit schillerndem, blaugrünem Glitzer bestreut waren. »Reichst du mir bitte die goldene Vase da drüben? Am Wochenende streiche ich das Schlafzimmer neu, damit es zu diesen Federn passt!«
»Du willst das Schlafzimmer streichen?« Lola fand, dass sie es Gabe schuldete, zweifelnd zu schauen. Er hatte erst vor drei Monaten ein Vermögen ausgegeben, um die Wohnung renovieren zu lassen.
»So, wie es jetzt ist, ist es zu langweilig! Als ob man in einer Gefängniszelle sitzt! Ich werde ein ganzes Jahr lang hier sein«, sagte Sally. »Es ist ja auch nur Farbe – wenn dein Freund sie hasst, dann pinsele ich am Tag vor seiner Rückkehr einfach neue Cremefarbe drüber.«
»Dann nur zu.« Lola gab nach und öffnete ihre Handtasche. »Darauf will ich anstoßen.«
»O mein Gott, Champagner!«
»Nicht ganz. Ich hätte entweder eine Flasche vom Original kaufen können oder zwei von denen, die nicht ganz so fein sind.« Lola hielt jetzt in jeder Hand eine Flasche.
»Und wir wollen doch nicht, dass uns der Stoff ausgeht.« Sally nahm die beiden Flaschen und rief fröhlich: »Komm schon, lassen wir die Korken knallen – hoppla, tritt nicht auf die Schokokekse!«
»… ich meine doch nur, ich bin 36 Jahre alt und zum ersten Mal in meinem Leben kann ich eine Wohnung so gestalten, wie ich das will. Wie verrückt ist das denn?«
Gegen 22 Uhr war die erste Flasche in den Mülleimer gewandert und die zweite war zu drei Vierteln leer. Sally saß mit gekreuzten Beinen auf dem Teppich (lila, voller Kekskrümel) und schwenkte theatralisch ihr Glas, während sie ihre Lebensgeschichte erzählte. Sie runzelte die Stirn, rätselte über Sallys Aussage. »Wie bitte, du hast das noch nie machen dürfen? Nicht einmal, als du ein Teenager warst?«
»Mein Gott, gerade damals nicht! Meine Mutter hat mir jeden Morgen die Putzfrau ins Zimmer geschickt, um alles aufzuräumen und mein Bett zu machen. Ich durfte nur drei Poster an meine Wand hängen.« Sally fischte einen weiteren Keks aus einer Schachtel auf dem Boden neben ihr. »Solange es nur Poster von Pferden waren. Ich war ja mehr für Spandau Ballet oder Duran Duran, aber das ließ sie mich nicht aufhängen. Schauderhafte Kreaturen, so hat sie Duran Duran bezeichnet. Und Spandau Ballet waren für sie Rüpel. Ich glaube, sie hatte Angst, ich würde mir einen Freund suchen, der Rüschenhemden und Schminke trägt.«
Lola konnte Adeles Entsetzen bei dieser Vorstellung förmlich vor sich sehen. »Und dann?«
»Dumme Frage. Ich habe mir einen Freund gesucht, der Rüschenhemden und Schminke trug.«
»Wie alt warst du, als du von zu Hause ausgezogen bist?«
»Achtzehn. Aber ich habe bis heute noch nie allein gewohnt. Ich war entweder immer in einer WG oder lebte mit einem Freund zusammen. Das bedeutete, dass immer jemand da war, der sich über meine Einrichtungswünsche beklagte. Ich bin in den letzten 18 Jahren ständig Kompromisse eingegangen. Aber jetzt nicht mehr!« Ausgelassen streckte sie die Arme aus, sodass sich der Inhalt ihres Glases in hohem Bogen auf den Teppich ergoss. »Von heute an werde ich tun, was ich will, und niemand wird mich aufhalten. Es gibt keinen Tim den Wichser mehr, keine Pissnelke Peter, keine langweiligen Männer, die mir sagen, ich dürfe in meiner Küche keine Leopardenmustertapete haben. Verdammt, mein Glas ist leer.«
»Das liegt daran, dass du es ausgeschüttet hast.«
»Habe ich das? Mist, die ist auch leer.« Beschwippst schüttelte Sally die zweite Flasche. »Also gut, keine Panik. Ich habe eine Flasche
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