Mein zukünftiger Ex
dich von uns nicht aufhalten.«
»Oh, du gehst?« Lola sprang auf. Es war sieben Uhr abends, und sie wollten alle drei den ersten Weihnachtsfeiertag bei ihren Familien verbringen. »Fährst du mit dem Taxi nach Barnes? Grüße alle von mir.« Nun ja, eigentlich nur Dougie. Adele wollte sie natürlich nicht grüßen und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass Adele von ihr gegrüßt werden wollte.
»Nein, ich fahre mit der U-Bahn zu Doug, und er nimmt mich in seinem Auto mit. Wenn du magst, darfst du dir meine Magazine ausleihen und lernen, wer wer ist«, bot Sally Gabe an.
»Vielleicht nächste Woche. Ich werde an Weihnachten sicher keine Hausaufgaben machen.«
Doug wohnte in Kensington. »Du kannst doch nicht mit so vielen Geschenken allein in der U-Bahn fahren«, protestierte Lola. »Ich kann dir gern zur Hand gehen. Kensington liegt praktisch auf dem Weg nach Streatham.«
Sally runzelte die Stirn. »Aber du hast doch selbst Unmengen Zeugs zu schleppen?«
»Weniger als du. Wäre es nicht leichter, wenn ich dir helfe?«
»Also gut, ich habe eine bessere Idee«, sagte Sally. »Wie wäre es, wenn ich Doug anrufe und ihn bitte, mich hier abzuholen. Ich sage ihm, dass ich zu viele Taschen habe.« Sie sah den Ausdruck auf Lolas Gesicht. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
»Ich weiß nicht. Es scheint mir nur nicht fair ihm gegenüber …«
»Ihm ist es egal.«
Lola schaute zweifelnd. »Vielleicht
sagt
er nur, dass es ihm egal sei.«
»Ich verstehe das nicht.« Sally schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich dachte, es würde dir gefallen, wenn Doug hierher kommt. Sag mir nicht, dass du über ihn hinweg bist.«
Gabe grinste sie an. »Ist das dein Ernst? Andersrum wird ein Schuh draus. Lola will nur deshalb nicht, dass dein Bruder mit dem Auto herkommt, weil … hm, lass mich nachdenken, sie möchte zu gern sehen, wo er wohnt, und sich am liebsten auch gleich in seiner Wohnung umschauen. Weil sie nämlich neugierig ist!«
»Ist das der Grund?« Sally wandte sich überrascht an Lola.
Lola zuckte ausweichend mit den Schultern. Gabe kannte sie wirklich zu gut.
»Möglicherweise.«
»Um Himmels willen! Warum hast du das nicht gleich gesagt? Bin ich vielleicht Gedankenleser?« Sally rollte mit den Augen. »Zieh deinen Mantel an und lass uns gehen.«
Das musste sie Lola nicht zweimal sagen. Nachdem sie Dougie neulich mit Tränen benetzt hatte, stand er mehr denn je im Mittelpunkt ihrer Gedanken. Er war so nett zu ihr gewesen und hatte sie in seinen Armen gehalten – wenn auch nur kurz –, und das hatte sich so
richtig
angefühlt. Sie hatte von diesen Armen geträumt. Und zum ersten Mal fragte sie sich ernsthaft, ob es möglich sein könnte, Dougie zurückzugewinnen.
Doug wohnte in Onslow Gardens, im Erdgeschoss eines riesigen Hauses im viktorianischen Stil mit Säulen an der Vorderseite. Falls Lola gedacht haben sollte, dass sie es mit ihrer Eigentumswohnung ziemlich gut getroffen hatte, so war seine Wohnung noch einige Sprossen höher auf der Leiter anzusiedeln. Aber er war ja auch Unternehmensberater mit einer höchst erfolgreichen Firma, die er aus dem Nichts aufgebaut hatte; das zahlte sich sicher aus.
»Puh, endlich da«, keuchte Sally, stieg die weißen Marmorstufen hoch und drückte mit der Schulter auf die Klingel.
»Ich fühle mich so weihnachtlich! Wäre es nicht toll, wenn es jetzt auch noch schneien würde?« Lola hielt die Geschenke fest im Arm und spürte, wie sich ihr Magen vor Aufregung verkrampfte. Viele Jahre lang hatte sich ihr Magen beim Gedanken, den Weihnachtsmann zu sehen, so verkrampft; jetzt war es die Aussicht, Dougie wiederzusehen.
Außerdem hatte sie
Tatsächlich Liebe
oft genug gesehen, um zu wissen, dass am Weihnachtsabend magische Dinge geschehen konnten. Ihre Wangen glühten, und ihr Haar war ansprechend zerzaust. Sie trug ihren flauschigen, weißen Lieblingsschal. Und ihre Lippen glänzten zart, aber intensiv – dank des Lippenstifts von Guerlain, der rosa glänzte und köstlich schmeckte. Wenn Doug alle Vorsicht in den Wind schießen und sie küssen sollte, konnte sie garantieren, dass er nicht enttäuscht sein würde.
»Mach schon, mach schon, beeile dich«, drängte Sally mit klappernden Zähnen.
Tja, er würde nicht enttäuscht werden, er musste nur die Tür öffnen. Lola hielt nach Überwachungskameras Ausschau und unterdrückte den wenig willkommenen Gedanken, dass Doug sie auf seiner Türschwelle stehen sah und er nun so tat, als sei er nicht zu Hause.
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