Meine allererste Scheidung
weitere Last zuzufügen.
Und obwohl Caitlin es Sarah und Sean gegenüber nie erwähnt hatte, war sie sich der schmerzlichen Notwendigkeit, ihre Eltern zu informieren, ständig bewusst gewesen. In nur knapp zwei Wochen hatte sich ihr Leben grundlegend verändert. Max’ Treuebruch und Kennedys Anschuldigungen, sie zu schikanieren; sie hatte als frischgebackener Single ihre gesellschaftliche Premiere erlebt; und jetzt musste sie sich wie eine Erwachsene verhalten und es ihren Eltern sagen.
Bei jeder Taste, die sie drückte, dachte sie besorgt daran, wie ihre Eltern die Nachricht aufnehmen würden, und ihre Panik wuchs. Die beiden waren seit den Sechzigern zusammen, und obwohl sie wahrscheinlich auch ihre Krisen gehabt hatten, wirkte ihre Beziehung absolut locker, wenn nicht sogar unkonventionell. Sie würde bis an ihr Lebensende halten. Es war ihr verhasst, in eine Position gedrängt zu werden, in der sie eingestehen musste, dass sie in ihren eigenen Augen ein absoluter Versager war.
Sie wartete, während das Telefon klingelte, und ein Hoffnungsschimmer stieg in ihr auf. Vielleicht war niemand zu Hause und sie konnte einfach irgendeine Nachricht hinterlassen und noch ein paar Tage Zeit schinden.
Aber nein. Ihre Mutter nahm ab, gerade als Caitlin erwog, den Hörer vorsichtig wieder aufzulegen. Verdammt!, dachte sie, während Adrenalin in ihre Adern gepumpt wurde.
»Hallo, Mum«, sagte sie.
»Caitlin!«, trällerte ihre Mutter. Madeleine hatte eine sehr laute Stimme. »Bleib einen Moment dran, Darling. Allan«, brüllte sie und veranlasste Caitlin, das Telefon von ihrem Ohr wegzuhalten. »Caitlin ist am Telefon! Caitlin«, rief ihre Mutter und senkte ihre Stimme eine Spur, »kannst du mich nicht auf dem Handy-Ding mit den Bildern zurückrufen? Du weißt doch, wie gern ich die Person sehe, mit der ich rede.«
Caitlin wollte nicht, dass ihre Mutter ihr Gesicht sah – es trug noch immer die verräterischen Spuren von schlaflosen, verheulten Nächten. Und die Spuren von Wut. Von Groll. Und … Zumindest habe ich kein Loch in mein Kissen gekaut und bin mit Federn im Mund aufgewacht – noch nicht, dachte Caitlin resigniert.
Und obwohl sie ihrer Mutter gerade von dem großen Desaster erzählen wollte, war sie strikt dagegen, dass ihre Mutter sie in diesem Zustand sah. Also keine dummen Telefone mit Bildern.
»Nein, Mum. Ich muss mit dir reden«, sagte sie unbeholfen.
»Oooh, habe ich etwas Unartiges gemacht? Es klingt so. War es dieses Spielzeug, das ich Molly geschickt habe? Denn ehrlich gestanden finde ich deine Keine-Einkäufe-Politik mehr als lächerlich. Und wenn es darum geht, dass ich mit Sean über Empfängnisverhütung gesprochen habe …«
Was?!, dachte Caitlin.
»Nein, Mum«, erwiderte sie und schüttelte den Kopf, um den Schock über die Entdeckung zu vertreiben, dass Sean tatsächlich erwog, Sex zu haben. Mit wem, fragte sie sich. Und wann?! Sie nahm sich vor, Seans Zimmer bei der ersten Gelegenheit gründlich zu durchsuchen, dann sprach sie weiter.
»Es geht nicht darum, was du Molly gekauft hast, was immer es war. Oder um Seans Empfängnisverhütung … es hat nichts damit zu tun, was du bei den Mädchen gesagt oder getan hast. Es geht um etwas wirklich Wichtiges.«
»Dann komm schon – hol das Bildertelefon. Wenn es so wichtig ist, muss ich dein Gesicht sehen«, sagte ihre Mutter schmeichelnd, jedoch ihr fordernder Tonfall konnte Cait nicht täuschen.
»Es geht nicht«, entgegnete Cait etwas zu scharf. »Es ist gestohlen worden«, log sie. »Ich lebe in Sidney. Hier stehlen die Menschen Telefone.«
Sie spürte, wie ihre Mutter erstarrte. Oh-oh. Ich habe ihren Tochter-bricht-zusammen-Alarm ausgelöst, dachte Caitlin nervös. Jetzt wird sie irgendeine verrückte Idee entwickeln, dass sie mir helfen muss.
»Wie dem auch sei. Vor zwei Wochen haben wir die neue Show gestartet …«
»Das weiß ich, Liebling. Ich habe immer wieder angerufen …«
»Mum, es geht nicht um die Show. Hör mir einfach zu.«
Sie atmete tief durch und stellte fest, dass ihr leicht übel war. Oh, das nervt, dachte sie. Ich werde nur diese Gelegenheit haben, ihr das zu erzählen.
»Mum, bin ich auf Lautsprecher? Egal, natürlich bin ich es. Hallo, Dad.«
»Hallo!«, erwiderte er gut gelaunt. Sie konnte ihn beinahe vom Sofa winken sehen. »Was gibt es Neues?«, rief er begeistert. Er liebte Caitlin. Er liebte seine Frau. Er liebte Western und Scotch. Und Tennis. Und Essen. Und den Versuch, die guten Nachrichten eines
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