Meine allererste Scheidung
diesem Moment tat sie zwei Dinge gleichzeitig: Sie hörte Caitlin zu, während diese sich laut fragte, ob Max ein Haus gefunden hatte oder ob er nur so tat, als suche er etwas, und in Wirklichkeit vorhatte, doch bei Kennedy zu bleiben; und gleichzeitig taxierte Sarah ziemlich direkt einen hinreißenden Mann, der rein zufällig unter einer Dusche auf dem nahen Plankenweg stand. Wasser strömte über seine harten Muskeln, glänzte auf seinem flachen, straffen Bauch, tropfte von starken Schenkeln und Waden und wusch Sand und Salz weg. Der Mann trat aus dem Süßwasserstrom und schüttelte sich, beinahe wie ein Welpe. Sarah und Cait wichen den feinen Tröpfchen aus.
»He!«, rief Sarah spielerisch und grinste ihn schamlos an. »Wenn ich mit Ihnen duschen wollte, wäre ich dazugekommen.«
Er zwinkerte ihr zu und winkte sie zu sich, aber sie feixte, winkte zurück und ging weiter. »Meine Freundin ist Single«, zwitscherte sie flirtend, als sie vorbeikamen, nur ein klein wenig zu leise, als dass er es hätte hören können.
»Wie kannst du so was machen«, protestierte Caitlin verlegen. »Du bist …«
» Ich bin nicht interessiert … wirklich nicht«, erwiderte Sarah mit einigem Ernst. »Ich versuche, dir ein paar Hinweise zu geben. He!« Sie hob abermals die Stimme und drehte ihr Lächeln voll auf, nachdem sie den Blick eines anderen Mannes aufgefangen hatte. »Meine Freundin ist hübsch und Single.« Er lachte und verlangsamte seinen Schritt, dann gab er wieder Gas, nachdem Cait ihm mit einem funkelnden Blick tausend Tode versprochen hatte, bevor sie sich abwandte und Sarah anfunkelte. Es war ein hypermörderischer Blick. Die Art, die sie normalerweise für Kevin reservierte. »Hör mal, lass das sein«, verlangte sie.
»Weshalb? Warum lädst du ihn nicht zum Abendessen ein?«, forderte Sarah sie keck heraus.
»Eigentlich weiß ich es auch nicht«, antwortete Caitlin sarkastisch. »Vielleicht, weil meine Ehe vor einigen Wochen ein unerwartetes Ende gefunden hat, meine Kinder traumatisiert sind und bald wieder zu Hause sein werden und ich ein klein wenig altmodisch bin. Ich brauche mindestens einen Monat, um darüber hinwegzukommen, dass mein Mann mir den Laufpass gegeben hat.«
Sarah sah ihre Freundin stirnrunzelnd an. »Eigentlich hat er dir nicht den Laufpass gegeben«, korrigierte sie sie.
»Oh. Wie würdest du es denn nennen?«, murmelte Cait und gab sich alle Mühe, den bitteren Unterton aus ihrer Stimme herauszuhalten.
»Sarkasmus ist eine sehr tiefe Schwingung«, bemerkte Sarah tadelnd.
»Oh, die tiefen Schwingungen sind derzeit mein natürlicher Zustand, Sarah. Da kommt eins zum anderen. Meine Mutter zieht zu mir … und sie und meine beste Freundin werden jede Menge Spaß haben, während sie beobachten, wie ich wegen Max und seinem großen Betrug Trübsal blase. Oh, diese Bitterkeit … das sind tiefe Schwingungen … oh Mann. Ich will keine verbitterte alte Frau sein.«
»Du bist eine wütende, ziemlich junge Frau. Das ist in Ordnung«, sagte Sarah und lenkte sie den steilen Hügel hinauf, weg vom Strand, in Richtung Auto. »Was hast du denn gedacht – dass du einfach so weitermachen würdest?« Sie schnippste mit den Fingern. »Wie dem auch sei, heute warst du nur für zwei Stunden grässlich. Gestern Abend waren es vier. Du lässt langsam nach.«
»Oh, du täuschst dich«, beteuerte Caitlin, schnaufend, während sie sich zwang, den Hügel schneller zu erklimmen. »Ich vermisse ihn …« Schnauf. »Und ich hasse ihn …« Schnauf. »Gleichzeitig.« Sie erreichten den Wagen, und sie blieb stehen und lehnte sich erschöpft dagegen. »Ich will ihm den Kopf abreißen und ihn fressen, und gleichzeitig will ich ihn zu Hause haben und versuchen zu vergessen, dass dies alles je geschehen ist.« Sie schloss den Wagen auf.
»Das geht nicht«, widersprach Sarah, während sie einstiegen und sich anschnallten. »Du arbeitest mit Kennedy zusammen, erinnerst du dich? Sie bekommt sein Baby.«
Caitlin bedachte ihre kichernde Freundin mit einem bitterbösen Blick.
»Niemand wagt es zu kichern, wenn ich diesen Blick aufsetze«, meinte sie lächelnd. »Und natürlich erinnere ich mich daran. Es nervt. Es ist so peinlich. Wie eine Seifenoper. Alle anderen finden es einfach herrlich. Ich sehe sie jeden Tag, und ich muss professionell sein. Ich habe wieder ein Gespräch mit der Personalabteilung vor mir, wegen meiner ›Schikanen‹, und Kennedy wird ebenfalls zugegen sein; all die jungen Leute bei Date Squad
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