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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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einiges zu klären. Meinst du nicht? Ruf mich an.«
    Ich war stolz auf mich, als ich auflegte. Kurz und knackig. Auf den Punkt gebracht. Kein Stammeln oder Zögern.
    Fahr zur Hölle, Amy Lee , dachte ich selbstgefällig. Ich kann auch erwachsen sein.
    Dieses Gefühl bestätigte sich, als anderthalb Stunden später mein Handy klingelte. Nates Name leuchtete auf dem Display.
    »Ich bin so froh, dass du anrufst«, sagte ich.
    »Das glaube ich dir aufs Wort«, fauchte Helen.
    Ich spürte, wie mir das Herz in die Hose rutschte.
    »Warum rufst du mich von Nates Handy aus an?«, brachte ich mühsam heraus.
    »Warum rufst du meinen Freund an?«, fragte sie zurück.
    »Das meinst du doch nicht ernst?«
    »Lass Nate bloß in Ruhe«, zischte Helen. »Glaub nicht, dass ich deine Tricks nicht durchschaue, Gus. Aber denk daran, ich bin nicht wie du. Ich lehne mich nicht zurück und schaue tatenlos zu, hast du mich da verstanden?«
    » Drohst du mir etwa?« Ich konnte es nicht fassen.
    Da hörte ich Nate im Hintergrund.
    »Was machst du da?«, wollte er wissen. »Ist das etwa mein Handy?«
    »Kannst du mir vielleicht mal verraten, warum du Gus angerufen hast?«, kreischte Helen. »Ich hab sie hier gerade am Apparat. Da kannst du es ja gleich uns beiden erklären!«
    Ich saß einfach nur da, und der Teil von mir, der nicht wie erstarrt war, hörte zu.
    Es war ein dumpfes Geräusch zu vernehmen, wie von einem Handgemenge. Dann erklang Nates Stimme.
    »Ich rufe dich später an«, sagte er zu mir, während Helen im Hintergrund etwas (glücklicherweise) Unverständliches rief. Dann legte er auf.
    Und zum ersten Mal, seit sie mich wie einen begossenen Pudel hatte stehen lassen, keimte in mir der Verdacht auf, dass Amy Lee vielleicht Recht hatte.
    Mein Leben lief völlig aus dem Ruder. Meine besten Freundinnen sprachen nicht mehr mit mir. Ich war scheinbar in eine Art Dreiecksverhältnis geraten, wobei das einzige »Verhältnis«, das ich in letzter Zeit gehabt hatte, wieder jemand anderen mit ins Spiel brachte.
    Und dieser hielt mich für völlig irre, aus gutem Grund, wenn ich ehrlich war, denn mein Gehirn schaltete auf Durchzug, wenn ich nur versuchte, an ihn zu denken. Außerdem befürchtete ich, dass ich die Sache mit Nate gerade nur noch viel schlimmer gemacht hatte.
    All das, und dann wurde ich in weniger als einem Monat auch noch dreißig.
    Ich sah mich in meiner Wohnung um. Betrachtete die Deko im Wohnheimstil und die Bücher, die den Eindruck vermittelten, in der Nachbarschaft sei eine Bibliothek in die Luft gegangen und ich hortete nun die Überreste. Die bunt zusammengewürfelten Möbel, die ich aus Müllcontainern geklaubt und von Bürgersteigen mitgenommen hatte. Ich träumte von einem Vorzeigehaus - mit Massivholzböden und einer großen Wohnküche -, aber bis ich ein solches mein Eigen nennen konnte, würde wohl noch viel Zeit vergehen.
    Nichts in meinem Leben ließ darauf schließen, dass ich mich von meinem früheren, kindischen Selbst verabschieden wollte. Ich liebte meinen Job im Museum, aber eine feste Anstellung machte all das, was in meinem Leben sonst schieflief, auch nicht wett. Ich hatte es für völlig okay gehalten, Henry wo es nur ging schlechtzumachen. Ich war immer bereit, beim geringsten Anlass von null auf hundert in die Luft zu gehen. Denn das hatte ich ja schon immer so gemacht, und bis vor kurzem war es auch ganz witzig gewesen. Ich verbrachte viel zu viel Zeit damit, mir zu überlegen, wie ich meine Freunde provozieren konnte, einfach nur so zum Spaß. Und nachdem ich mit jemandem im Bett gelandet war, benahm ich mich wie ein Teenager aus einer Kinokomödie. Ich wollte meinen Ex ebenso sehr zurück, wie ich wollte, dass er dafür bezahlte, mich sitzen gelassen zu haben. Und ich spielte absurde Machtspielchen mit der Frau, für die er mich sitzen gelassen hatte. Mit der Frau, auf die ich sauer war, weil sie unsere seltsame, verdrehte Freundschaft verraten hatte, obgleich ich selbst später keinerlei Skrupel hatte, das Gleiche zu tun.
    Im Großen und Ganzen war ich immer noch die gleiche zickige Knalltüte wie mit zweiundzwanzig.
    Warum war ich nur so ein Kindskopf?
    Ich hockte auf der Couch und grübelte über all das nach, bis es draußen langsam hell wurde. Dann döste ich ein - aber es war mehr eine komatöse Erschöpfung als erholsamer, friedlicher Schlaf.
     
    Einige Stunden später wachte ich auf und war sofort wieder schlecht gelaunt. Linus hechelte mich nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht

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