Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
auf der Bank und redeten über Uni-Kurse und Studienkollegen und über meinen schrecklichen Ausrutscher. Wir vermieden Gespräche über meine Familie, aber sonst war es so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Einmal, als wir ziemlich lange über die Nachsaison der Yankees diskutierten, legte Trevor plötzlich eine Hand auf meine Wange, hörte mitten im Satz auf zu sprechen, und ich konnte sehen, dass er mich hübsch und begehrenswert fand. Ich wurde rot und verlegen und wollte mich am liebsten abwenden. Trevor lachte zärtlich, und mir wurde so warm ums Herz, dass ich vor Glück hätte weinen mögen.
Am Sonntag trennten wir uns widerstrebend, da jeder etwas für die Uni tun musste. „Komm heute Abend mit mir zum Spiel“, schlug Trevor vor. Das Baseballteam unserer Bearcats hatte ein Heimspiel, und was konnte es Romantischeres geben, als zusammengekuschelt unter einer Decke zu sitzen und Händchen haltend das Spiel zu verfolgen?
„Gern“, stimmte ich sofort zu.
An der Tür nahm er mein Gesicht in beide Hände und sah mich an. „Chastity, ich …“ Er hielt inne und runzelte leicht die Stirn. Eine Sekunde lang schien mein Herz vor Schreck stillzustehen, doch dann lächelte er. „Ich sehe dich dann später“, beendete er den Satz und gab mir einen Kuss. Er lief den Gang hinunter, blieb stehen, kehrte noch einmal um und küsste mich erneut. „Jetzt muss ich aber wirklich gehen“, sagte er. Noch ein Kuss, eine Umarmung, ein letzter Kuss. Ich schob ihn weg.
„Raus mit dir, du Klette.“ Ich grinste und schäumte vor Glück fast über. Er grinste zurück und spurtete schließlich davon. Danach zwang ich mein pheromongeflutetes Hirn, sich auf meine Seminararbeit über die Canterbury Tales zu konzentrieren.
Ich war spät dran, als ich abends zum verabredeten Platz an der Telefonzelle am Parkplatz neben dem Stadium kam. Trevor stand mit dem Rücken zu mir, und ich begann zu rennen, weil ich ihn von hinten anspringen und seinen Hals küssen wollte. Doch als ich sah, wer bei ihm stand, hielt ich abrupt inne.
Es war Matt.
„Hallo, Schwesterherz!“, rief er und lief auf mich zu, um mich zu drücken. Ich umarmte ihn ebenso fest, da ich in diesem Moment merkte, wie sehr ich ihn vermisst hatte. MeinFreund und mein jüngster Bruder – meine zwei liebsten Männer auf der ganzen Welt!
„Hallo, Matt! Was machst du denn hier?“ Ich lächelte Trevor zu. Er lächelte nicht zurück, und seine Augen wanderten zwischen mir und Matt hin und her. Er hielt die Hände in den Taschen zu Fäusten geballt. Mein Herz fühlte sich plötzlich an wie ein Stein.
„Ich dachte, ich komme mir das Spiel ansehen, Trevor besuchen, sehen, was du so machst …“, sagte Matt, dessen Gesicht vor Kälte gerötet war. Ein paar der Kaschmirtwinsetkröten umkreisten uns lauernd, und Matts Blick wanderte immer wieder zu ihnen. Oh, er würde dieses Wochenende bestimmt einen Fang machen, so wie er aussah, und obendrein war er auch noch frischgebackener Feuerwehrmann.
„Prima“, sagte ich. „Trevor und ich wollten das Spiel auch ansehen, stimmt’s, Trevor?“
„Ja. Genau“, sagte er und lächelte gezwungen.
Mehr war nicht nötig. In diesem Moment wusste ich, dass wir nicht zusammenbleiben würden.
Wir fanden unsere billigen Plätze und saßen das ganze Spiel dicht nebeneinander, ich in der Mitte. Ich feuerte unsere Jungs an, fragte Matt nach seiner Arbeit und der Akademie, nach Mom und Dad, und Trevor ebenso. Ich zwang mich, die Wärme seines Beines dicht an meinem zu ignorieren und nicht auf seinen Duft zu achten, der mir bereits so vertraut war, nicht an die wunde Stelle zu denken, die sein unrasiertes Kinn auf meinem Hals hinterlassen hatte. Ich zwang mich, einfach Matts Schwester zu sein, das O’Neill-Mädel, eine von den Jungs.
Allmählich entspannte sich Trevor, als er merkte, dass ich nicht lauthals verkünden würde, dass er die Schwester seiner zwei engsten Freunde entjungfert hatte, die noch dazu die Tochter seiner Ersatzeltern war. Er unterhielt sich über meinen Kopf hinweg mit Matt und gab mir gegenüber höchstensein paar Kommentare zum Spiel ab. Er konnte mir nicht länger als eine Sekunde in die Augen sehen.
Nach dem Spiel sagte Matt: „Chas, wir gehen noch eine Runde in die Kneipe, okay?“
Ich war nicht mit eingeschlossen, das konnte ich hören, da ich ja nun mal noch keinen Alkohol trinken durfte und, tja, eben nur die Schwester war. Ich sah zu Trevor. Er blickte zur Seite, die Kiefer fest
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