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Meine Cousine Emilia: Roman (German Edition)

Meine Cousine Emilia: Roman (German Edition)

Titel: Meine Cousine Emilia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlada Urosevic
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aber sicher zu der Feststellung, dass der Traum Wirklichkeit geworden war, und bestätigte somit dessen warnende Natur.
    Onkel Filip begann stets mit den Worten: »Wahrscheinlich habt ihr noch im Gedächtnis« oder »Ich hoffe, es ist euch nicht entfallen«, und erzählte dann den Traum noch einmal, wobei er ein paar Details besonders hervorhob, die – das war sofort zu spüren – von ausschlaggebender Bedeutung für die bevorstehende Verwirklichung seiner jetzt immer deutlicher zu Tage tretenden Botschaft sein würden. Schließlich passte alles zu dem jeweiligen Vorkommnis, und jedem war vollends klar geworden, dass es sich genau so hatte ereignen müssen, dass alles schon im Vorfeld erkannt und beschrieben worden war und dass es sich eben nur so und nicht anders hatte abspielen können.
    Im Haus herrschte bezüglich der prophetischen Macht, die Onkel Filips Träumen innewohnte, ein kunterbuntes Durcheinander von Meinungen. Die Tanten genossen es, ihn zumErzählen seiner Träume zu ermuntern, und ließen sich, wenn auch etwas theatralisch, auf die Rätselhaftigkeit ihres geheimnisvollen Wesens ein, wobei sie jedoch unterschwellig eine ironische Haltung bewahrten – allzu übertrieben betonten sie ihr Interesse und drangen allzu lebhaft darauf, dass er mit der Geschichte fortfuhr. Die anderen Onkel hielten nichts von alldem; sie verzogen geringschätzig den Mund und verließen die Küche, wenn er noch mitten im Erzählen begriffen war, womit sie deutlich machten, dass sie auf die ganze Sache keinen Pfifferling gaben. Oma Spomenka bekreuzigte sich und meinte bang, das alles werde kein gutes Ende nehmen. Und Opa Simon runzelte die Stirn. Bei manchen Abschnitten der Erzählung hörte er aufmerksam zu, andere ließ er nicht gelten, winkte nervös ab und murmelte Unverständliches. Sein abschließender Kommentar lautete stets: »Da ist schon was dran, aber es sollte – das versteht sich ja wohl von selbst – wissenschaftlich überprüft werden.«
    Meine Cousine Emilia und ich mochten diese Momente schamloser Entblößung im Kreise der Familie nicht. Trotz der Anziehungskraft, die Onkel Filips Träume auf uns ausübten, fanden wir etwas Abstoßendes darin, dass einer seine nächtlichen Geheimnisse so offen zur Schau stellte, und fühlten uns angesichts dieser öffentlichen Bekenntnisse von Ahnungen, die auch nur Ahnungen hätten bleiben sollen, unbehaglich und beklommen.
    Onkel Filip war unverheiratet, ein Hagestolz, wie Oma Spomenka mit leichtem Vorwurf in der Stimme zu sagen pflegte, und lebte etwas abseits von der Familie in seinem Dachkämmerchen. Frauen spielten in seinem Leben keine besondere Rolle. Hier und da hatte es wohl mal eine gegeben,die Tanten erwähnten ein paar Namen und Oma Spomenka war manchmal unruhig, wenn der Onkel nachts nicht nach Hause kam (was, so viel hatten wir begriffen, irgendwie mit diesen Namen zusammenhing), aber die meiste Zeit verbrachte er in Gesellschaft seiner Freunde, eingefleischte Junggesellen wie er, und wich Gesprächen über das Heiraten aus.
    Die Überraschung war daher groß, als in seinen Träumen immer wieder eine Frau mit einem schwarz verschleierten Gesicht auftauchte. Der Onkel beschrieb sie nicht genauer, aber die Tanten lächelten vielsagend. Als die Frau dann in einem Traum einen Ring in seinem Zimmer zurückließ, taten alle so, als hätten sie es überhört. Nur meine Cousine Emilia schaute mich an, gab mir ein Zeichen, dass ich ihr folgen solle, und verließ die Küche.
    Ihr Plan stand da zweifellos bereits fest und war bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet.
    Als ein paar Tage später die Zigeuner, die Altwaren aufkauften, durch unsere Straße kamen, nutzte Emilia die Gelegenheit, dass wir allein zu Hause waren, öffnete den Schuppen und holte zwei alte Gaslampen mit bunten Porzellanschirmen, einen gewaltigen blauen Grammophontrichter und ein Kupfertablett mit einer beeindruckenden Gravur auf Türkisch heraus und tauschte alles gegen einen Ring ein, den ihr eine zahnlose Zigeunerin gezeigt hatte. Es war ein Ring aus einem weißlichen Metall (die Zigeunerin schwor, er sei aus Silber, aber wir waren überzeugt, dass es sich um eine Legierung aus Zinn und Blei handelte), der früher wahrscheinlich als Siegel gedient hatte, denn auf seinem Oval standen ein paar kaum leserliche Buchstaben. Er war schwarz angelaufenund unansehnlich; wir putzten und polierten ihn mit Zahnpasta und einer Wollsocke.
    Der zweite Teil des Plans ließ sich leicht in die Tat umsetzen.
    Als

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