Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)
Vermögen Haustiere im Laufe ihres Lebens verschlingen.
„Katzenfutter, Tierarztkosten, Katzenstreu, Zubehör, Leckerlis. Ich komme auf durchschnittlich 9000 Euro pro Katze, bei einer durchschnittlichen Lebensdauer von fünfzehn Jahren. Das muss man sich mal vor Augen halten!“
Ich denke, 9000 Euro sind bei Mickey und Clouseau extrem tiefgestapelt, aber das sage ich ihm lieber nicht. Wenn man allein das Futter hinzurechnet, was ich im Laufe der Woche wegschmeiße, weil meine Katzen nichts Angetrocknetes essen, kann er noch ein paar Scheine drauf legen. Mickey und Clouseau sind wahre Gourmets, fressen nur feine Köstlichkeiten aus den kleinen goldenen Blechtöpfchen, die jede Speisekarte in einem Fünfsterne Restaurant in den Schatten stellen könnten. Duetti die Mare oder Erlesene Kalbstreifen an Kalb und Gemüse heißen die Sorten, die meinen Tigern besonders gut munden. Mit Billigpressfutter muss ich denen erst gar nicht kommen.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, streift Clouseau just an meinen Beinen vorbei und schaut mich inständig an. Ich füttere erst die Katzen und dann die Kinder und setze mich an den Tisch, immer Absprung bereit, um eine neue Wasserflasche zu holen, verkleckerte Soße aufzufischen oder mich nach fallengelassenen Gabeln zu bücken. Mein Magen knurrt, außer einem schnellen Kaffee habe ich mir heute noch nichts gegönnt.
„Ich mag das nicht mehr essen“, nörgelt Lena nach dem dritten Bissen.
„Ich auch nicht. Kann ich einen Joghurt haben?“
Sara schiebt den Teller von sich und steht auf. Gerade noch so eben, erwische ich sie am T-Shirt und schmettere meinen strengsten Blick ab.
„Aber das schmeckt nicht“, mault sie, setzt sich jedoch sicherheitshalber wieder artig hinter den Teller.
„Ich will Pfannkuchen. Warum hast du keine Pfannkuchen gemacht? Ich mag dieses grüne Blumenzeug nicht.“
„Ja, Pfannkuchen. Das hier ist ihh“, kommt von der kleinen Schwester.
„Ihr esst wenigstens noch die Hälfte auf“, befehle ich und stochere lustlos auf meinem eigenen Teller herum, würge den totgekochten Broccoli herunter. Es ist nicht zu schaffen, den perfekten Garpunkt abzupassen, wenn mittags immer alles auf einmal sein muss. Tapfer schaufel ich das geschmacklose Gemüse weiter in mich rein.
Dann bricht Sara mit ihrer Schwester einen Revierstreit vom Zaun und mein Appetit verflüchtigt sich. Stein des Anstoßes sind Tischsets, die sich in die Quere kommen, weil die beiden Streithähne übereck sitzen. Als Sara bemerkt, dass ihr Winnie Puh Tischset unter Lenas Lillifee Set verdeckt ist, schiebt sie ihre Plastikunterlage über Lillifee und verdeckt einen Teil des Einhorns. Lenas Entsetzenschrei ist laut und schrill. Sie reißt an dem Tischset, ihr volles Wasserglas kippt um und verteilt sich über den ganzen Tisch. Sara achtet nicht weiter auf die Schweinerei, sondern hält teuflisch grinsend die Plastikunterlage an der überlappenden Ecke fest. Lena hämmert auf ihre Hand ein und heult. Schimpfend versuche ich den Streit zu schlichten, wische gleichzeitig den See weg und beende das halbherzige Mittagessen.
Kaum der Küche und meinem miserablen Mittagessen entflohen, verbünden sich die Mädels wieder, schnappen sich ihre Steckenpferde und galoppieren durch die Wohnküche und den Flur. Dabei geben sie in einer ohrenbetäubenden Lautstärke Wiehergeräusche von sich.
„Könnt ihr nicht oben spielen?“, frage ich gereizt und kratze geräuschvoll die Essensreste von den Tellern. Sara rempelt mich bei einem gewagten Wendemanöver so rau an, dass mir fast der Teller aus der Hand rutscht. Ich kann mich gerade noch fangen.
„Nö, hier ist mehr Platz. „Hüa, Hüa, los Pferdchen.“
Ich brauche eine Pause, Kaffee und zwei Minuten kinderfreie Zone. Also hole ich das Kinderentfernungsgerät aus der Abstellkammer. Eiskalt stelle ich den Staubsauger an und lasse ihn laut aufröhlen. Der Stecker ist am Ende schon ganz zerfeddert und x-mal mit Kabelbinder geklebt. Lange tut er es nicht mehr. Lena, die gerade erneut eingaloppiert, lässt ihr Steckenpferd erschrocken fallen und hält sich die Ohren zu. Sara schimpft gegen den Lärm an.
„Mama, Mama. Das ist so laut.“ Schuldig weist sie auf den Staubsauger.
Achselzuckend schwinge ich durch die Küche. Die Kinder verlassen fluchtartig den Raum und rennen die Treppe hinauf. Ich drehe ein paar Alibirunden durch den Raum, stelle den Staubsauger an die Wand, reguliere die Saugkraft und damit die
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