Meine Familie, der tägliche Wahnsinn und ich - Gesamtedition (German Edition)
würden wir nur zu einem kurzen Sonntagsausflug aufbrechen.
„Ein herrlicher Tag heute“, säuselte ich.
„Wir sind auch nicht lange weg“, bekräftige Sara.
„Was du immer für ein Theater machst“, meinte Bernd, spielte aber dennoch mit und meinte laut: „So! Dann wollen wir mal aufbrechen, damit wir wieder pünktlich zum Abendessen hier sind.“
Nach kurzer Zeit fing Sara im Auto an zu meckern, dass unser Lebensmittelkorb, den ich zwischen die Kinder auf die Rückbank gestellt hatte, stinken würde. Und tatsächlich. Mickey hatte unser Spiel mal wieder durchschaut und noch schnell im Vorbeigehen den Lebensmittelkorb angepinkelt. Er hat wohl gedacht, wir würden schnell wiederkommen, wenn wir nichts zu fressen hätten. Den Korb haben wir an der nächsten Raststelle inklusive Inhalt entsorgt und mussten bis Holland hungern.
Die alte Frau Hilbers, unsere Nachbarin von nebenan, hatten wir zum Katzenfütterdienst verdonnert. Nach dem Urlaub teilte sie uns mit, dass es ihr sehr unangenehm wäre, aber sie hätte immer so wenig Zeit und ob wir das nächste Mal nicht Frau Meyer fragen könnten. Alternativ würde sie auch die Adresse einer guten Tierpension kennen. Sie musste während der zwei Wochen diverse Würstchen und Bäche aus dem Haus wischen, nur weil der blöde Kater uns den Urlaub nicht gönnte und die Katzentoilette verweigerte. Aber die Pelze weggeben? Eintauschen gegen eine schwanzwedelnde, hechelnde Promenadenmischung? Niemals! Da haben wir schon schlimmeres überstanden.
Die Geburten der Kinder stürzten Mickey die ersten Monate regelrecht in eine Depression. Er pinkelte in alles, was ansatzweise nach Baby roch. Er versteckte sich im Kinderzimmer, damit man ihn einschloss. Dort markierte er dann ungehemmt die Ecken. Als Krönung fand ich eines Morgens meine vier Wochen alte Lena klatschnass in ihrem Bettchen vor, stark nach Katzenurin riechend. Ich gebe zu, da ist er eindeutig zu weit gegangen! Übermüdet und ausgelaugt von den letzten schlaflosen Wochen, schnappte ich mir den Telefonhörer, blätterte wild in den gelben Seiten und war fest entschlossen, in ins Tierheim abzuschieben, zumindest übergangsweise. Aber dann saß er da so da und schaute mich mit seinen schönen grünen Augen traurig an. Da wusste ich, wir schaffen das!
Es gibt ungeschriebene Gesetze, die uns Menschen in Kategorien einteilen und zeigen, wer du bist. Man ist entweder Nutella oder Nuspli, Team Jacob oder Team Edward, Köln oder Düsseldorf, Wii oder Playstation, Apple oder Windows, Tee oder Kaffee, Iphone oder Androidhandy, McDonalds oder Burger King, Ärzte oder Toten Hosen, Rossmann oder DM, Rot- oder Weißwein, Hund oder Katze. Ich bin Katze, kann mit hechelnden, schwanzwedelnden, devoten Lebewesen, die „Sitz“ mache n, nur weil man es ihnen sagt, nun mal nichts anfangen.
Als Bernd in mein Leben trat, hatte ich schon zwei anfängliche Beziehungen mit in Frage kommenden Kandidaten für Lebensgemeinschaften beenden müssen. Keiner der beiden hatte den ersten Besuch in meiner Wohnung überstanden. Der erste konnte Katzen im Prinzip ganz gut leiden, vertrug sie aber nicht. Mickey mochte ihn trotzdem, sprang sofort auf seinen Schoss und verteilte seine Haare. Nach einer halben Stunde musste der gutaussehende Finanzbeamte, den ich in der Mittagspause in der Imbissbude kennengelernt hatte, meine Wohnung verlassen. Seine Augen sahen aus, als hätte er von Rocky ordentlich was auf die Fresse gekriegt und er nieste sich in Grund und Boden. Mir war klar, der kam nicht in Frage.
Kandidat Zwei, ein Typ den ich beim Speed Dating Dinner kennengelernt hatte, bat mich, vor seinem Besuch die Katzen in ein Zimmer einzusperren und die Wohnung so gründlich wie möglich mit einem neuen Staubsaugerbeutel zu entstauben und ordentlich zu lüften, da er neben seiner Katzenhaar- auch noch an Stauballergie litt.
„Du hast doch hoffentlich keinen Schimmel in der Wohnung?“, fragte er.
„Ne, Mickey und Clouseau sind ordinäre Hauskatzen. Mit Pferden habe ich es auch nicht so“, erwiderte ich. „Aber du kannst ja mal bei Pippi Langstrumpf klingeln, die wohnt unter mir.“
Er verstand meine Art von Humor nicht und ich verstand nicht, wie er mich so eiskalt auf dem Sofa anfummeln konnte, während meine Katzen an der Schlafzimmertür scharrten und jämmerlich miauten.
Bernd mochte die Katzen und reagierte völlig beschwerdefrei. Er ist auch Katze, obwohl er mir regelmäßig hochrechnet, was für ein
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