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Meine Frau will einen Garten

Meine Frau will einen Garten

Titel: Meine Frau will einen Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Matzing
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Sophie ein guter Umgang sind für meine Tochter? Wer einen Hund Hundi nennt, hat offenbar auch nicht so viel Fantasie. Da würde ein Gang durch eine belebte Stadt vielleicht mal ganz guttun.
    Pia und ich hängen wieder unseren Gedanken nach. Und während ich noch darüber nachsinne, ob Frauen ein Teil der ewig vergänglichen Mietnatur sein können,
sehe ich beim Blättern eine Anzeige, die mir auffällt. Sie ist die einzige Anzeige, die ohne Kasten und Kursivschrift auskommt und ohne dicke, fette Buchstaben. Die Anzeige macht sich ganz schmal: »Traumlage im besten Obermenzing, günstig zu verkaufen«. Ich bin schon lange daran gewöhnt, dass es in München nur beste Traumlagen und traumhafte Bestlagen gibt. Neu ist das »günstig«. Ich bin elektrisiert. Heute weiß ich: Ich war es selbst, der das Schicksal herausforderte. Ich war es, der das Grundstück gefunden hat. Ich sage zu Pia: »Da! Dein Grundstück!« Und Pia liest - und lächelt. So hat sie mich schon lange nicht mehr angelächelt. Wir lesen die Anzeige nochmal und sagen beide wie aus einem Mund: »Das kann nicht sein, das gibt’s nicht.« Wir kennen die Münchner Grundstückspreise inzwischen gut genug.
    Hastig greife ich zum Handy und wähle die Nummer des Immobilienmaklers. Das Tuten klingt fremd. Fremd und seltsam. Es klingt so, als sollte ich gleich mit dem Schicksal verbunden, um dann in die Zukunft durchgestellt zu werden. Dann meldet sich nach bangem Warten eine Stimme. Sie sagt: »Bauernfeind.«

7. Kapitel, in welchem Wölfe herumstreifen, die bei Kälte in der Luft klirrend zerspringen. Außerdem zeigt sich, dass Schnäppchenjäger sehr verbreitet sind. Unter anderem führt dies dazu, dass ein sehr schmales, dafür preislich ermäßigtes Grundstück gekauft wird, wobei der neue Eigentümer nicht bedacht hat, dass er nun nie wieder Chips essen darf.
    In diesem Winter liegt viel Schnee in Bayern. Auf den Bergen, auf dem Land und auch in den kleinen Städten. In München liegt kein Schnee. Hier sind die Straßen und Bürgersteige nur von einem schwarzen, öligen, feinstaubigen Schneewasser geflutet. Denn es ist mit einem Mal ungewöhnlich warm geworden. Der Februar scheint lieber ein März sein zu wollen und behauptet an diesem Tag sogar, zum April befördert worden zu sein. Übrigens ist es in München meistens zu warm für einen ordentlichen Winter mit Schneepuder, Eislaufen und Schlittenfahren im Englischen Garten.
    Ich vermisse den Schnee im Wintermünchen. Vielleicht schneit es ja wegen des Klimawandels nicht mehr so viel wie früher. Und bestimmt war ich seinerzeit kleiner, sodass die Schneewehen und die am Rand der Straßen mit scharrendem Geräusch zusammengeschobenen Schneebuckel größer wirkten. Außerdem war früher immer alles besser. Aber in der kleinen Stadt, aus der ich komme, lag wirklich oft Schnee - von November
bis März mindestens. Das Knarzen und Ächzen von steifgefrorenem Schnee unter den Füßen habe ich noch im Ohr. Auf dem Land ist es einfach kälter als in der Stadt.
    Wenn ich Anton, Max oder Julia als Bewohner einer immerwarmen Stadt etwas von klirrender Kälte erzähle, halten meine Kinder die Kälte für ein gläsernes Gefäß, das man nicht fallen lassen darf, weil es sonst zerspringt.
    Das war in meiner Jugend anders. Mein Vater, der auch sonst manche tolle Geschichte erfunden hat, erzählte mir einmal, dass er als Junge in seiner Heimat, also im Isergebirge (zu der Zeit war es noch von deutschen Sudeten bewohnt), immer mit Skiern in die Schule fahren musste. Kilometerweit. Über Berg und Tal. Durch meterhohen Schnee. Nicht selten sei man von hungrigen Wölfen angefallen worden. Einmal habe ihm ein Wolf hinter der Tanne am vereisten Bach aufgelauert. Der Wolf sprang zähnefletschend und mit furchtbarem Geheul auf ihn zu. Dann aber, mitten im Angriff, erfror der Wolf. So dermaßen saukalt sei es damals gewesen, so ungeheuer eisig, dass der Wolf mit einem feinen hellen Klirren mitten in der Luft zersprang - und als liebliches Gestöber zu Boden rieselte. Vater, dieser Held, erreichte die Schule nicht nur pünktlich auf die Minute, sondern auch heil und in einem Stück.
    An dieses ungeheure Lügenmärchen kann ich mich gut erinnern. Ich war vielleicht fünf Jahre alt und
glaubte alles. Seither finde ich es erst kalt, wenn Wölfe in der Luft zerklirren und zu Boden rieseln. Meine Kinder finden die Geschichte doof.
    Irgendwie hat es also mit meinem Vater zu tun, der schon lange tot ist, dass ich den tief verschneiten

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