Meine Freundin, der Guru und ich
aus seinem Exemplar des BUCHS vorzulesen.
»Was hältst du davon? ›Die luxuriöseste Bleibe am Ort ist das Kovalam Ashok Beach Resort, welches sich auf der Landzunge direkt oberhalb des Busbahnhofs befindet. Apartments und Ferienhäuser 550 Rupien (Einzel) und 650 Rupien (Doppel). Das Hotel hat sämtliche Annehmlichkeiten, die man bei dieser Preislage erwarten kann, darunter Air-conditioning, Swimmingpool, Bar, ein Laden für Kunsthandwerk sowie ein Bootsverleih. Ein wunderschöner Ort blablabla, Yoga, ayurvedische Massage, Golf, Tennis und so weiter und so fort.‹ Was meinst du?«
»Sechshundertfünfzig Rupien! Bist du bekloppt?«
»Ich nehm kein Zimmer. Wie sollen wir an unsere Nummern rankommen, wenn wir in ein und demselben Doppelzimmer sind? Wir nehmen jeder eins für fünfhundertfünfzig, Alter.«
»Ist das dein Ernst?«
»Logo.«
»Und du zahlst?«
»Jau.«
»Swimmingpool und Air-conditioning?«
»Jau.«
»Golf?«
»Jau.«
»Laß uns mal sehen.«
»Nö.«
Sprach's und warf sein BUCH aus dem Fenster.
»Was … was soll das?«
»Das brauchen wir nicht mehr. Wir sind jetzt auf Urlaub.«
»Aber … aber … Wie sollen wir …?«
»Beruhige dich, Alter. Ist doch nur 'n Buch.«
»Aber …«
Ich stand unter Schock. Das Blut war mir aus dem Gesicht gewichen.
»Entspann dich. Ich hab ja nicht deins rausgeschmissen.«
»Aber …«
»Das heb ich mir auf, um mir damit den Arsch abzuwischen.«
»Mein Gott, jetzt bist du total ausgerastet!«
»Du benimmst dich so, als ob ich jemand umgebracht hätte!«
»Hast du ja auch. Natürlich nicht im Wortsinn. Ich mein, wie willst du … ohne das Buch weißt du doch gar nicht, wo die ganzen anderen Reisenden sind. Wie willst du da andere Leute treffen?«
»Am Strand vielleicht?«
»Aber was ist mit… ?«
»Abgesehen davon halten wir ja nicht nach anderen Rucksacktouristen Ausschau. Ich meine, wer will schon mit irgend so einer ausgetrockneten, verbiesterten Mittelklassen-Schlampe ins Bett, die nicht kommt und keinen Schwanz lutscht? Scheiße, ich mein, erweitere mal ein bißchen deinen Horizont, Alter. Wonach wir suchen, das sind ausgehungerte geschiedene Frauen, die zwanzig Jahre Fickerfahrung vom Feinsten in ihren Mösenmuskeln gespeichert und eine fünfjährige Trockenperiode hinter sich haben, die danach schreit, vom größten Fickgewitter in ihrem ganzen verfickten Leben weggepustet zu werden!«
Vor lauter Vorfreude hüpfte er ganz hibbelig auf seinem Sitz auf und ab.
»Da könnte was dran sein. Mit einer älteren Frau hab ich's noch nie gemacht.«
Er starrte mit glasigen Augen ins Leere und murmelte vor sich hin. »Jesus! Das wird geil…«
Südlondon mußte eine ziemlich geile Ecke sein.
Ich
bin schließlich aus
gutem Hause
Das Hotel zeigte anfänglich Widerstreben, mich reinzulassen, und man wollte mir erst, nachdem ihnen Ranj ein Bündel Scheine unter die Nase gehalten hatte, ein Zimmer geben.
Ein Portier nahm meinen Rucksack und versuchte ihn wie einen Koffer zu tragen. Dies machte ihm das Laufen fast unmöglich – was Ranj und ich wiederum besonders lustig fanden. Er schaffte es aber gerade, uns in einen Lift zu lotsen und uns den Weg nach oben zu zeigen.
Ein Lift! Unglaublich. Und erst mein Zimmer! Ich hatte mich an die Vorstellung gewöhnt, daß ein Hotelzimmer graue Betonwände und Steinfliesen hat und daß das Bett hart wie ein Brett ist. Aber in diesem hier gab es ein anständiges Bett (so wie in England), einen Teppich, einen Balkon mit Aussicht aufs Meer und sogar Möbel! Es war zwar ein Einzelzimmer, aber das Bett war, wie ich feststellte, mehr als breit genug für zwei. Und es gab en suite ein Badezimmer mit der ersten Badewanne, die ich seit meiner Ankunft gesehen hatte. Das war ja noch besser als Marmite auf Toast! Sofort ließ ich Wasser ein und zog mich aus.
Sowie ich mich reingesetzt hatte, färbte sich das Wasser grau. Also ließ ich, ohne aus der Wanne zu steigen, das schmutzige Wasser ab und frisches einlaufen. Nachdem ich den gröbsten Schmutz beseitigt hatte, traf ich mich mit Ranj in der Lobby. Er stieg sofort mit mir in ein Taxi, um mir »was Anständiges zum Anziehen« zu kaufen. Da er bezahlte, konnte ich mich, fand ich, schlecht über seinen Geschmack beschweren. So kam es, daß ich schließlich ein Hawaiihemd, zitronengelbe Shorts und ein Paar blaue Stoffschuhe trug. Auf sein Geheiß kaufte ich außerdem noch etwas für meine Abendgarderobe ein: nämlich drei (ziemlich glänzige) Hemden in den
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