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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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hielt, war sie nicht ganz bei der Sache. Wenn sie mit ihrem Aluminiumlöffel eine Portion Eiscreme aus der großen zylindrischen Blechdose schöpfte und — bevor sie dafür die drei Pennies von einem Kunden einkassierte — diese dann in die Waffeltüte klatschte, fiel jedesmal ein dicker Klacks hinter ihrer kleinen Theke auf den Boden herunter. Und darauf hatte Peter es abgesehen.
    Die Frage war nur, wie Lulu und er unbemerkt hinter die Theke gelangen konnten, aber auch das war nicht allzu schwer, als sich herausstellte, daß der Stand unten nur lose mit Wachstuch verkleidet war. Daraufhin zeigte Peter Lulu, wo sie am besten darunter durchschlüpfen konnte, und erst, als er sich vergewissert hatte, daß es niemandem aufgefallen war, wie sie hinter dem Wachstuch verschwand, folgte er ihr.
    Auf der anderen Seite befand sich neben den Füßen des Mädchens ein freier Platz, und der wurde nun sofort von Lulu ausgefüllt, deren dunkler Schwanz schnurgerade hinter ihr lag, während sie da hockte und jeden Tropfen Eiscreme, der wie Manna vom Himmel direkt neben ihr herunterfiel, aufschlabberte. Während Peter geduldig wartete, bis er an die Reihe kam, tat sich Lulu an den verschiedensten Sorten gütlich. Erst schlürfte sie Schokoladen- und Vanilleeis und einen Klacks mit Kirscharoma, dann einen mit Ananas- und einen mit Erdbeergeschmack und danach mehrere Klackse von Orangen-, Pistazien-, Kaffee- und Zitroneneis, und schließlich verdrückte sie noch eine beträchtliche Menge Himbeer-, Pfirsich- und Brombeereis. Das verteilte sich zwar über einen längeren Zeitraum, weil es mitunter ein Weilchen dauerte, bis sich wieder ein neuer Kunde einfand, doch kam Lulu dabei durchaus nicht zu kurz, und als Peter da im Hintergrund wartete, glaubte er buchstäblich sehen zu können, wie sie an beiden Seiten immer stärker anschwoll.
    Hätte Peter, was er aber nicht tat, in diesem Augenblick an Jennie gedacht, würde es ihn wohl befremdet haben, daß Lulu ihm nicht ein bißchen Platz machte, damit er auch etwas von diesen Köstlichkeiten genießen konnte, die sie doch nur seiner Findigkeit verdankte. Aber so traurig es auch war — er hatte Jennie, seit er Lulu getroffen hatte, über dieser reizenden, so unbekümmert lustigen und kapriziösen kleinen Siamesin völlig vergessen!
    Lulu dachte nicht nur nicht daran, ihm zu seinem Anteil zu verhelfen, sondern stieß, als ihr Bauch so prall geworden war wie ein Ballon und Peter ernstlich befürchtete, sie würde platzen, einen lauten Rülpser aus, dem ein tiefer Seufzer folgte, und dann sagte sie zu Peter: «Also, jetzt kann ich wirklich nichts mehr runterkriegen, aber es war einfach himmlisch. Und wo gehen wir jetzt hin? Ich möchte so gern die wilden Tiere sehen, wenn sie einem bestimmt nichts tim können. Komm, geh du voran! Du bist so klug!»
    Peter hätte so gern wenigstens ein einziges Mal von dem Eiscreme gekostet, und gerade in diesem Augenblick fiel dem Mädchen ein dicker Klacks Schokoladeneis vom Löffel herunter, aber Lulu kroch bereits unter dem Wachstuch wieder ins Freie hinaus, und so blieb Peter gar nichts anderes übrig, als auf den Leckerbissen zu verzichten und hinter Lulu her zu laufen, denn es wäre ihm unerträglich gewesen, sie aus den Augen zu verlieren.
    Direkt gegenüber der Eisbude stand ein großes Zelt, beklebt mit marktschreierischen Plakaten, auf denen in grellen Farben die wilden Bewohner des afrikanischen Urwalds zu sehen waren, und Peter und Lulu konnten ohne Schwierigkeit unter einer Zeltwand hineinschlüpfen.
    Drinnen sah es jedoch nicht halb so aufregend aus, wie man es nach den Plakaten hätte erwarten können, denn von den darauf abgebildeten wilden Tieren bekam man nur drei vorgeführt, und die befanden sich jedes in einem Käfig für sich und boten einen recht trübseligen Anblick. Im ersten Käfig sah man einen auffallend mageren Löwen mit einem Fell, das dringend der Aufarbeitung zu bedürfen schien; im zweiten eine räudige Hyäne, die sehr schlecht roch, und im dritten ein Rolläffchen, das an seinem Schwanz von einer Stange herabhing und die Beschauer aus großen unglücklichen Augen traurig anstarrte.
    Das Gebrüll, das der Löwe ausstieß, als er Peter und Lulu erblickte, klang jedoch gar nicht schwächlich, und zornig rannte er plötzlich in seinem Käfig auf und ab, stieß mit den Schultern gegen das Gitter und rieb sein zerschlissenes Fell so heftig an den Eisenstangen, daß es bestimmt noch mehr in Fetzen ging.
    Zitternd vor Angst

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