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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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immer auf ihren Schultern lag und mit ihrer einen Vorderpfote ganz zart über die glatte Wange des Mädchens strich, die so behaglich eingerichtete Diele von Nr. 2 der Cavendish-Gasse betrat, wo Jennies Leid nun für immer ein Ende haben sollte, folgte Peter ihr natürlich.
    Als aber Buffs Mutter sah, daß der herumstreunende weiße Kater ihrer Tochter einfach nachlief, beugte sie sich zu ihm nieder, stieß ihn mit einem sanften Schubs wieder auf die Straße hinaus und sagte, wenn auch keineswegs unfreundlich: «Nein, nein, alter Junge. Es tut mir leid, aber du bist hier überzählig. Wir können wirklich nicht jede Katze bei uns aufnehmen. Lauf du jetzt nur wieder heim...»
    Ein Knall und ein Schnappen — und zum zweitenmal wurde Peter in der Cavendish-Gasse die Tür vor der Nase zugeschlagen und er stand al. lein draußen auf der Straße.
    Es geschah alles so schnell, daß er im Augenblick nichts weiter tun konnte, als noch ganz benommen von dem Schreck die blanke Mahagonitür anzustarren.
    Doch diesmal war er doch nicht ganz verlassen, denn gleich darauf hörte er Jennie drinnen laut seinen Namen rufen, und dann fingen seine Schnurrhaar-Antennen ihre Gedanken auf, die so deutlich zu ihm drangen, als stünde sie direkt neben ihm:
    «Peter! Lauf nicht fort! Jetzt kann ich mich noch nicht davonstehlen, aber ich werde schon einen günstigen Augenblick abpassen. Lauf du zu dem ausgebombten Haus von Nr. 38 und warte da auf mich. Ich komme, so schnell ich nur irgend kann. Die Pennys können ja nicht wissen, wie wir beide miteinander stehen. Versprich mir...»
    Peter funkte zurück, daß er ihren Rat befolgen werde, und dann wurde es wieder ganz still in der kleinen Sackgasse.

Jennie faßt einen Entschluß

    Peter war von alldem, was er soeben erfahren und erlebt hatte — daß seine Eltern fortgezogen waren, Jennie aber ihre geliebten Pennys wiederfand, noch so benommen, daß er es nicht über sich brachte, gleich zu dem ausgebombten Haus am Cavendish Square, dem Asyl aller obdachlosen Katzen der Nachbarschaft, zu laufen, sondern stattdessen wie betäubt immer wieder um den Platz herumwanderte.
    Er sah den Kindern zu, die da auf dem Weg drinnen im Park beim Himmel-und-Hölle-Spiel auf einem Bein über die Kreidestriche hinweg von einem Quadrat ins andere hüpften, und mußte daran denken, wie er selber noch vor gar nicht langer Zeit mit ihnen zusammen dort gespielt hatte. Mehrere der Kinder erkannte er wieder, und er fragte sich, was sie wohl sagen würden, wenn sie wüßten, daß er plötzlich in einen Kater verwandelt worden war.
    Da stand auch wieder Mr. Wiggo, der Polizeiwachtmeister, der sich, die Daumen lässig in seinen Gürtel gesteckt, mit einem der Kinderfräulein unterhielt, in genau derselben Haltung, entsann sich Peter, wie er früher immer Nanny und ihn selber, sobald sie den Park betraten, mit den Worten zu begrüßen pflegte: , denn er redete Nanny stets mit ihrem Nachnamen an. Peter war sich jedoch darüber klar, daß Mr. Wiggo ihn, falls er ihn jetzt sehen sollte, unbarmherzig fortjagen würde, da Katzen und Hunde sich ja im park nicht aufhalten durften und der Polizist nicht ahnen konnte, daß der große weiße Kater, der da durch die Hecke einzudringen versuchte, Peter Brown war, dem er immer so herzlich einen guten Morgen gewünscht hatte.
    Um dieser Katastrophe vorzubeugen, schlüpfte Peter unter einen Busch und verbarg sich dort, bis Mr. Wiggo bei seiner Runde auf dem von Kinderwagen eingesäumten Weg weitergegangen war. Aber daß er sich so vor dem Polizeiwachtmeister verstecken mußte, ließ Peter seine trostlose Lage und seine Verlassenheit nur um so stärker empfinden.
    Die Spatzen zwitscherten in den Sträuchern oder hüpften auf der Straße herum, wenn es dort etwas aufzupicken gab. Taxis kamen mit lautem Getute um die Ecke gefahren, da die Fahrer dann stets auf den Gummiball ihrer Hupen drückten; und aus der Oxford Street klang das Dröhnen der vorbeiratternden Omnibusse herüber. Obwohl es schon später Nachmittag war, schien noch immer die Sonne, die Bäume auf dem Platz prunkten mit ihrem frischen Grün, und die Luft hatte sich erwärmt und war nicht mehr so kühl wie am Morgen. Es war ein so schöner Londoner Maitag, wie man ihn sich nur denken konnte — aber nicht für Peter.
    Er dachte daran, daß Jennie nun endlich bei ihrer Buff, die sie so zärtlich liebte, geborgen und

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