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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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glücklich war, wie gut man bei den Pennys für sie sorgen und daß sie dort alles haben würde, was sie begehrte, ein behagliches Körbchen zum Schlafen, jeden Tag frische Milch zu trinken und lauter gute Sachen zu essen, ohne sich je wieder um etwas kümmern zu müssen; und Peter fragte sich, ob es nicht das beste wäre, wenn er einfach aus Jennies Leben verschwände und sich jetzt in dem Katzenasyl überhaupt nicht blicken ließe. Dann brauchte Jennie sich doch um ihn weiter keine Sorgen mehr oder auch nur Gedanken zu machen.
    Je länger er darüber nachdachte, desto ernsthafter erwog er, diesen Plan um Jennies willen auch auszuführen. Er brauchte ja nur umzukehren und von Cavendish Square wegzulaufen, wie er es schon einmal getan hatte, und die Innenstadt würde ihn für immer aufschlucken. Anfangs würde Jennie, nachdem sie vergeblich darauf gewartet hatte, daß er sich, wie verabredet, in dem ausgebombten Haus einfand, sich wohl etwas um ihn grämen, aber sie hatte ja ihre geliebte Buff, und mit der Zeit würde sie ihn nicht mehr vermissen und ihren Kummer verwinden, ebenso wie seine Mutter darüber hinweggekommen war. Was aus ihm wurde, war ganz unwichtig, solange es nur Jennie gut ging. Mit seinem neuerworbenen Selbstvertrauen und alldem, was er von Jennie gelernt hatte, würde er sich schon irgendwie durchschlagen.
    So elend er sich bei dem Gedanken, Jennie nie wiederzusehen, auch fühlte, und so verlassen er sich auch vorkam, begeisterte er sich doch et. was für das Opfer, das er bringen wollte, und die Seelengröße, die et dadurch beweisen würde, hatte einen gewissen Reiz für ihn, der sein besseres Wissen zu überlisten drohte.
    Er wurde aber davor bewahrt, diesen törichten Schritt zu unternehmen, weil ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, daß er Jennie ja versprochen hatte, sie zu treffen. Und er entsann sich nun auch, daß ihn, als er noch ein Junge gewesen war, nichts so gekränkt hatte wie ein gebrochenes Wort. Einmal hatte seine Mutter ihm versprochen, an seinem Geburtstag den ganzen Tag mit ihm zu verbringen, und dann war in letzter Minute etwas dazwischengekommen, was sie daran hinderte, ihr Versprechen zu halten. Die Erinnerung an den Schmerz, den er damals empfunden hatte, überkam Peter plötzlich so stark, daß er sich, während er da unter dem Busch kauerte, heftig schüttelte, um sie wieder zu verscheuchen. Dann raffte er sich auf und lief, um der Versuchung, sich einfach aus dem Staub zu machen, nicht doch noch zu unterliegen, schnell auf Nr. 38 vom Cavendish Square zu, machte unten an der zugenagelten Tür die Stelle ausfindig, wo eine Planke sich etwas gelockert hatte, und schlüpfte hinein.
    Und als er sich drinnen umschaute, fiel sein erster Blick auf Jennie!
    Seine Freude war so groß, daß er am liebsten auf sie zugelaufen wäre und sie geküßt hätte. Und das tat er dann auch, trotz der vielen obdachlosen Katzen — Katzen von jeder Rasse, jeder Größe und Farbe —, die da, teils auf dem Boden, teils auf irgendeinem Mauervorsprung, in allen Winkeln und Ecken des ausgebrannten Hauses herumsaßen oder lagen; das heißt, er sprang mit einem Satz zu Jennie hinüber, rieb seine Nase an der ihren und begann ihr Gesicht abzulecken, während Jennie lachend ausrief:
    «Also, ich hatte schon jede Hoffnung aufgegeben, daß du noch kommst! Ich warte schon eine Ewigkeit hier und machte mir bereits Sorgen, es sei dir womöglich etwas zugestoßen...»
    «Aber Jennie», entgegnete Peter etwas kleinlaut, «ich hätte nie gedacht, daß du schon so bald herkommen könntest.»
    «Ho!» erwiderte sie spöttisch, «du solltest eigentlich wissen, daß man mich nicht festhalten kann. Wenn ich es mir einmal in den Kopf gesetzt habe, wegzulaufen, dann... Aber gleichviel, jetzt, wo du endlich da bist, muß ich dich erstmal mit der Gesellschaft hier bekannt machen. Es sind wirklich ein paar sehr interessante Katzen darunter. Während ich auf dich wartete, habe ich mich ein bißchen mit ihnen unterhalten. Also komm, wir fangen wohl am besten hier unten an und gehen dann reihum weiter. Das ist Hector — ein Name, der natürlich überhaupt nicht zu ¡hm paßt. Er hat früher mal einem Grubenarbeiter gehört und ist tatsächlich ganz tief in den Schacht hinuntergefahren. Später mußt du ihn mal dazu rumkriegen, daß er dir ausführlich davon erzählt.»
    Hector war ein zitronengelber Kater mit einem matten weißen Streifen im Fell und einem etwas mürrischen Ausdruck im Gesicht. Außerdem war er, wie Peter

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