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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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dass sie in ihrer phantastischen Karriere so viele und so turbulente Abenteuer zu bestehen hatten.
    Als Phantast für die Kinder hatte ich es von Anfang an schwer. Wenn sie mir ein Bild aus einer Illustrierten brachten und mich baten, dazu eine Geschichte zu erzählen, deckten sie den Rest der Seite mit ihren Patschhänden ab, um mich daran zu hindern, eine Idee daraus zu stehlen. Die Geschichten mussten immer heiß aus dem Ofen kommen. Sie mussten vollkommen originell und neu sein. Manchmal stellten sie mir einfach ein oder zwei oder ein Dutzend Figuren zur Verfügung und verlangten von mir, auf dieser schmalen Basis unverzüglich zu beginnen und die Figuren einem flotten und unterhaltsamen verbrecherischen Leben auszuliefern. Wenn sie von einem neuen Gewerbe, einer unbekannten Tierart oder dergleichen hörten, konnte ich ziemlich sicher sein, dass ich mich in der nächsten Phantasieerzählung mit diesen Dingen befassen musste. Einmal forderte Clara mich auf, eine Geschichte über einen Klempner und eine
Bawgunstrictor
zu improvisieren, und ich musste Folge leisten. Sie wusste nicht, was eine Boa constrictor war, bis diese sich in der Geschichte enthäutete – da war sie zufriedener denn je.
     
    Aus Susys Biographie
     
    Papas Lieblingsspiel ist Billard, und wenn er müde ist und sich ausruhen will, bleibt er die ganze Nacht auf und spielt Billard, es scheint seinem Kopf gutzutun. Er raucht fast unentwegt zimlich viel. Er hat den Verstand eines Autors und versteht oft die einfachsten Dinge nicht. Unsere Alarmanlage ist häufig nicht in Ordnung, und einmal musste Papa vorübergehend den Alarm im Mahoganie-Zimmer abstellen, weil die Alarmanlage die Gewohnheit hatte, sogar dann anzugehen, wenn das Fenster imMahoganie-Zimmer geschlossen war. Nach einiger Zeit glaubte er, dass die Alarmanlage ja vielleicht doch in Ordnung war, und beschloss, sie zu überprüfen; also schaltete er sie ein, ging nach unten und öffnete das Fenster; woraufhin die Alarmglocke schrillte, was sie auch dann getan hätte, wenn die Anlage in Ordnung gewesen wäre. Verzweifelt ging Papa wieder nach oben und sagte zu Mama: »Livy, der Alarm im Mahoganie-Zimmer geht nicht. Eben habe ich das Fenster geöffnet, um es zu prüfen.«
    »Aber, aber, junger Mann«, erwiderte Mama, »natürlich schrillt die Alarmanlage, wenn du das Fenster öffnest!«
    »Deswegen habe ich es doch geöffnet, ich wollte hinuntergehen, um zu prüfen, ob sie schrillt!«
    Mama versuchte Papa auseinanderzusetzen, dass, wenn er sehen will, ob der Alarm schrillt, solange das Fenster geschlossen ist, er nicht hinuntergehen und das Fenster öffnen darf – aber umsonst, Papa begriff es nicht und wurde sehr ungeduldig, weil Mama versuchte, ihn dazu zu bringen, an ein Ding der Unmöglichkeit zu glauben.
     
    Sie ist eine freimütige Biographin und eine aufrichtige dazu; an mir benutzt sie kein Schmirgelpapier. Bis zum heutigen Tag habe ich bei schwierigen Fragen und Verwicklungen denselben dumpfen Schädel, den Susy in jenen längst vergangenen Tagen entdeckt hatte. Kompliziertheiten ärgern mich; sie irritieren mich; und dann schlägt der zunehmende Ärger sofort in Wut um. Schon bei der Lektüre des gewöhnlichsten und einfachsten Vertrages – mit seiner »erstgenannten Vertragspartei«, seiner »zweitgenannten Vertragspartei« und seiner »drittgenannten Vertragspartei« – komme ich nicht weit, und schon reißt mir der Geduldsfaden. Ashcroft schaut jeden Tag vorbei und versucht auf die rührendste Weise, mir die Punkte der Klage zu erklären, die wir gegen Henry Butters, Harold Wheeler und die übrigen Plasmon-Diebe angestrengt haben, muss aber jeden Tag aufgeben. Es ist ein bedauernswerter Anblick, wenn er seinen ernsten, flehentlichen Blick auf mich richtet und nach einem neuerlichen Anlauf sagt: »Aber
das
verstehen Sie doch jetzt
,
nicht wahr?«
    Und immer muss ich sagen: »
Nein,
Ashcroft. Ich wünschte, ich könnte es verstehen, aber ich kann es nicht. Lassen Sie die Katze kommen.«
    In der Zeit, von der Susy spricht, wurde ich eines Tages in eine verwirrende Angelegenheit verwickelt. F. G. Whitmore war mein Berater, und er nahm mich in seinem Pferdewagen aus der Stadt mit. Wir fuhren die Wagenauffahrt hinauf zum Stall. Die enge
ein
spurige Straße glich einem Löffel, dessen Stiel sich vom Tor bis zu einem großen runden Blumenbeet in der Nähe des Stalles erstreckte. 12 Kurz vor dem Blumenbeet gabelte sich die Straße und umrundete es in einer Schleife, die ich mit der

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