Meine geheime Autobiographie - Textedition
allein um diese großartige Heldentat; und keiner wusste irgendetwas dazu zu
sagen, was der Präsident, Generalmajor Dr. Wood oder der verwundete Johnson als schmeichelhaft
empfinden würden oder als angemessenen Kommentar für unsere Geschichtsbücher. Harvey sagte, er
glaube, dass sich Schock und Schande dieser Episode tiefer und tiefer in die Herzen der Nation
fressen, an ihnen nagen und Resultate hervorbringen werden. Er glaube, dass sie die Republikanische
Partei und Präsident Roosevelt zerstören werden. Ich glaube nicht, dass seine Vorhersage in
Erfüllung gehen wird, aus dem einfachen Grund, weil Prophezeiungen, die wertvolle Dinge,
wünschenswerte Dinge, gute Dinge, ehrenvolle Dinge verheißen, nie in Erfüllung gehen. Sich
erfüllende Prophezeiungen dieser Art sind wie Kriege, die für eine gute Sache ausgefochten werden –
sie sind so selten, dass sie nicht zählen.
Das Überseetelegramm des glücklichen Generals Dr. Wood von
vorgestern klang noch immer glorreich. Darin war nach wie vor stolz und ausführlich von einem
»verzweifelten Kampf Mann gegen Mann« die Rede, Dr. Wood schien nicht zu ahnen, dass er sich mit
diesen Worten selbst verriet – denn wenn es einen verzweifelten Kampf Mann gegen Mann gegeben hätte,
wäre es neunhundert Nahkämpfern in ihrer Verzweiflung mit Sicherheit gelungen, mehr als fünfzehn
unserer Soldaten zu töten, bevor die letzten ihrer Männer, Frauen und Kinder ermordet worden
wären.
Nun gut, in den
Kriegsberichten von gestern Nachmittag wurde eine neue Richtung eingeschlagen – lediglich eine
schwache Andeutung, dass Dr. Wood bereit ist, den Ton etwas zu dämpfen, sich zu entschuldigen und
den Vorfall zu erklären. Er gibt bekannt, dass er die volle Verantwortung für den Kampf übernimmt.
Das deutet darauf hin, dass er sich bewusst ist, dass trotz des Schweigens im Walde das Bedürfnis
schwelt, jemandem die Schuld zu geben. Er sagt, während des Kampfes sei es »zu keiner mutwilligen
Tötung von Frauen und Kindern gekommen, obwohl viele von ihnen zwangsläufiggetötet wurden, da die Moros sie beim Kampf Mann gegen Mann als Schutzschilde benutzten«.
Diese Erklärung ist besser als keine;
ja, sie ist erheblich besser als keine. Aber wenn so viele Kämpfe Mann gegen Mann ausgetragen
wurden, muss gegen Ende des viertägigen Gemetzels ein Zeitpunkt gekommen sein, da nur noch ein
Eingeborener am Leben war. Wir hatten sechshundert Mann vor Ort; wir hatten nur fünfzehn verloren;
warum töteten die sechshundert den letzten Überlebenden – Mann, Frau oder Kind?
Dr. Wood wird feststellen, dass es ihm
nicht liegt, die Dinge zu erklären. Er wird feststellen, dass es, wenn ein Mann vom richtigen Geist
beseelt ist und wenn ihm die richtige Streitmacht zur Verfügung steht, leichter ist, neunhundert
unbewaffnete Tiere zu massakrieren, als zu erklären, weshalb er die Sache so unbarmherzig zu Ende
führen musste. Als Nächstes kommt er uns mit diesem jähen Ausbruch unfreiwilligen Humors, der
beweist, dass er seine Berichte redigieren sollte, bevor er sie telegraphiert:
»Viele Moros stellten sich nur tot und
metzelten die amerikanischen Lazarettarbeiter nieder, die den Verwundeten Erleichterung verschaffen
wollten.«
Man stelle sich das
merkwürdige Schauspiel von Lazarettarbeitern vor, die umhergehen und versuchen, den verwundeten
Wilden Erleichterung zu verschaffen – aus welchem Grund? Die Wilden waren samt und sonders
massakriert worden. Die klare Absicht war, sie alle zu massakrieren und keinen am Leben zu lassen.
Wozu jemandem, der gleich vernichtet werden soll, vorübergehende Erleichterung verschaffen? Die
Kriegsberichte nennen die Schlächterei eine »Schlacht«. Inwiefern war es eine Schlacht? Es weist
keinerlei Ähnlichkeit mit einer Schlacht auf. In einer Schlacht kommen auf einen Gefallenen immer
mindestens fünf Verwundete. Als die sogenannte Schlacht zu Ende war, lagen mit Sicherheit nicht
weniger als zweihundert verwundete Wilde auf dem Feld. Was ist aus ihnen geworden? Da nicht ein
Wilder am Leben gelassen wurde!
Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand. Nach unserer viertägigen Arbeit schufen wir Ordnung und
führten sie zu Ende, indem wir diese hilflosen Menschen abschlachteten.
Die Freude des Präsidenten über die
Glanzleistung seines wohlriechendenLieblings General Wood ruft eine frühere
Verzückung eines Präsidenten ins Gedächtnis. Als 1901 die Nachricht eintraf, dass Colonel Funston
zur Zufluchtsstätte des Patrioten Aguinaldo in den Bergen
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