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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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Russland geschickt. Ändert das nichts an Ihrer Meinung?«
    »Nein«, sagte ich, »es ändert nichts. Dieses Geld kam nicht von den Amerikanern, es kam von den Juden; ein großer Teil von den reichen Juden, aber der größte Teil von den russischen und polnischen Juden der East Side – das heißt von den Ärmsten der Armen. Die Juden waren schon immer wohltätig. Leid kann das Herz eines Juden stets erweichen und ihm das Letzte aus seinen Taschen ziehen. Das ist der Mann, der zu Ihren Massenversammlungen kommen wird. Aber sollten Sie dort irgendwelche Amerikaner entdecken, stecken Sie sie in eine Vitrine und stellen Sie sie aus. Fünfzig Cent pro Kopf sollte es einem wert sein, hinzugehen, die Schau anzusehen und zu versuchen, es zu glauben.«
    Er bat mich, zu der für gestern angesetzten Versammlung zu kommen und eine Rede zu halten, aber ich hatte schon einen anderen Termin und konnte nicht. Dann bat er mich, ein, zwei Zeilen zu schreiben, die auf der Versammlung verlesen werden könnten, und das tat ich mit Freuden.
     
    New York Times
    WAFFEN ZUR BEFREIUNG RUSSLANDS, TSCHAIKOWSKIS APPELL

    Revolutionär spricht vor dreitausendköpfigem jubelndem Publikum

    SAGT, KAMPF RÜCKT NÄHER

    Mark Twain schreibt, er hoffe, Zaren und Großherzöge werden bald dünn gesät sein

    »Towarischtschi!«
    Als Nicholas Tschaikowski, von seinen hiesigen Landsleuten als Vater der revolutionären Bewegung Russlands gefeiert, gestern Abend seine Rede im Grand Central Palace beendete, sprangen 3000 Männer und Frauen auf, schwenkten ihreHüte und jubelten drei Minuten lang wie besessen. Das Wort bedeutet »Genossen«. Es ist die Parole der Revolutionäre. Der Geist der Revolution ergriff die Massenversammlung, die man zur Begrüßung des russischen Patrioten, der momentan New York besucht, einberufen hatte.
    Kämpfen will er und Waffen für diesen Kampf. Das sagte er gestern Abend seinen Zuhörern, die mit ihren Jubelrufen versprachen, ihr Teil zur Lieferung von Kriegsmaterial beizutragen.
    Mark Twain war verhindert, da er bereits eine Einladung zu einer anderen Veranstaltung angenommen hatte, aber er sandte folgenden Brief:
     
    Sehr geehrter Mr. Tschaikowski, ich danke Ihnen für die Ehre der Einladung, kann diese indes nicht annehmen, da ich am Donnerstagabend bereits einer anderen Veranstaltung vorsitze, deren Ziel es ist, einträgliche Arbeit für bestimmte Gruppen unserer Blinden zu finden, die ihren Lebensunterhalt gern selbst bestreiten würden, wenn sie nur die Gelegenheit dazu bekämen.
    Natürlich gilt meine Sympathie der russischen Revolution. Das versteht sich von selbst. Ich hoffe, sie wird erfolgreich sein, und nun, da ich mit Ihnen gesprochen habe, schöpfe ich neuen Mut, dass sie es sein wird. Eine Regierung der falschen Versprechungen, der Lügen, des Verrats und des Schlachtmessers, zur Bereicherung einer einzigen Familie von Schmarotzern und deren fauler und grausamer Sippschaft, ist, wie ich meine, in Russland lange genug ertragen worden. Und es bleibt zu hoffen, dass die wachgerüttelte Nation, die sich jetzt mit aller Kraft erhebt, ihr bald ein Ende setzen und an ihrer Stelle die Republik ausrufen wird. Manche von uns, selbst die Weißhaarigen, werden vielleicht noch den gesegneten Tag erleben, da Zaren und Großherzöge dort genauso dünn gesät sein werden, wie sie es meiner Überzeugung nach im Himmel sind. Hochachtungsvoll der Ihre
    MARK TWAIN
     
    Mr. Tschaikowski ließ einen leidenschaftlichen Appell ergehen, man möge helfen, eine richtige Revolution einzuleiten und den Zaren und alle seine Verbündeten zu stürzen.
     
    Der bereits zugesagte Termin, den ich Tschaikowski gegenüber erwähnte, war das Versprechen, als Vorsitzender bei der ersten Tagung eines Verbandes aufzutreten, der vor fünf Monaten gegründet wurde, um die Interessen erwachsener Blinder zu vertreten. Joseph H. Choate und ich unterhielten uns dort prächtig, und ich verließ die Versammlung in der Überzeugung, dass dieses ausgezeichnete Vorhaben gedeihen und reichlich Früchte tragen werde. Der Verband wird für erwachsene Blinde leisten, was der Kongress und andere Gesetzgeber mit so viel Hingabe und Begeisterung für unsere gesetzlosen Eisenbahngesellschaften, unsere verrotteten Rindfleischkonzerne und die riesigen Räuberhöhlen unserer Versicherungsmagnaten, mit einem Wort, für jeden einzelnen unserer Multimillionäre und deren Gewerbe leisten – sie schützen, sie wachsam behüten, sie wie die Vorsehung vor Schaden bewahren,

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