Meine geheime Autobiographie - Textedition
erst in der Hälfte des Landes Bestellungen aufgenommen.]
Als bekannt wurde, dass General Grants Buch in meine Hände gefallenwar, verbreiteten die
New York World
und eine Bostoner Zeitung (ich glaube, der
Herald
) sofort die Neuigkeit; in beiden Fällen stellte man sich auf den Standpunkt, dass ich dank überlegener hinterhältiger Geschäftstüchtigkeit aus der vertrauensseligen Arglosigkeit der Century-Leute einen unfairen Vorteil gezogen und ihnen das Buch entrissen hätte – ein Buch, das sie insofern als
ihr
Eigentum betrachten durften, als man sich über die Bedingungen seiner Veröffentlichung geeinigt hatte und ein entsprechender Vertrag dem General unterschriftsreich vorlag, bevor ich aufkreuzte und mich einmischte.
Keine der Behauptungen dieser beiden Zeitungen war korrekt, auch wenn der Bericht der Bostoner Zeitung zwangsläufig für korrekt gehalten wurde, da ihn die Schwester von Mr. Gilder, dem Herausgeber des
Century
, verfasst hatte. So gab es also in der Presse eine breite Diskussion über meine unzulässigen Methoden, und niemand schien genug Verstand zu besitzen, um zu entdecken, dass, sollte
tatsächlich
ein Betrüger das Buch des Generals an sich gerissen haben, Beweise dafür vorlagen, dass er lediglich eine ganze Gruppe von Betrügern daran gehindert hatte, das Buch zu bekommen, waren doch die Bedingungen für die Veröffentlichung bei Century im Artikel der Bostoner Zeitung unmissverständlich mit
10 Prozent Tantiemen
angegeben. Das bemerkte keiner, und niemand gab einen Kommentar dazu ab. Es wurde als selbstverständlich hingenommen, dass General Grant den Vertrag über 10 Prozent hätte unterschreiben können, ohne eklatant betrogen zu werden.
Meine bewährte Politik ist es, Zeitungen so viele Fehlinformationen über mich oder meine Angelegenheiten verbreiten zu lassen, wie es ihnen beliebt, weshalb ich nicht die Absicht hatte, einer der beiden Zeitungen zu widersprechen oder meine Sicht des Falls darzulegen. Es kam jedoch ein Reporter zu uns nach Hartford, entsandt von einem der Herausgeber des
Courant,
um mich für die Depeschen der Associated Press nach meiner Sicht der Dinge zu befragen. Ich diktierte einen kurzen Absatz, in dem ich klarstellte, dass die Behauptung der
World
unzutreffend sei, dass das Verhältnis zwischen der Century Company und General Grant abgekühlt sei und
Century
deshalb keine Artikel des Generals mehr veröffentlichen werde, auch wenn man die weithin angekündigt habe. Ich sagte, es gebe keine Abkühlung und auchkeinen Grund dazu; der Vertrag für das Buch habe allen Konkurrenten offengestanden; ich hätte mein Angebot eingereicht und den General gebeten, den anderen Bewerbern meine Bedingungen mitzuteilen, damit er die bestmöglichen Bedingungen für sich herausholen könne; schließlich hätte ich den Zuschlag erhalten, jedoch nicht durch hinterhältige oder unfaire Methoden. Die Erklärung, die ich abgab, war kurz und bündig und enthielt nichts Ungebührliches. Sie wurde telegraphisch an die Hauptgeschäftsstelle der Associated Press in New York durchgegeben, von diesem Konzern jedoch
nicht verbreitet
. Nirgendwo wurde sie abgedruckt. Ich stellte Nachforschungen an, und man sagte mir, zwar handele es sich um eine Nachricht von allgemeinem Interesse, mehr oder weniger aber auch um Werbung für das Buch – ein Umstand, den ich nicht bedacht hatte. Desgleichen bedeutete man mir, dass, hätte ich einen Freund im Büro der Associated Press gehabt, meine Erklärung für ein angemessenes Bestechungsgeld landauf, landab verbreitet worden wäre. Ich fragte mich, ob es sich wirklich so verhielt, ob sich ein so großer und bedeutender Konzern mit dergleichen abgab.
Kurz darauf traf aus New York eine Art Bestätigung ein. Ein paar Tage später erfuhr ich nämlich, dass die Darstellung in der
World
unsere Anwälte, Alexander & Green, und auch Mr. Webster so beunruhigt hatte, dass sie eine Richtigstellung in der Presse des Landes für nötig hielten. Sie hatten sich vorgestellt, dass die Associated Press, deren einzige Aufgabe darin besteht, verwertbare Nachrichten für Zeitungen zusammenzutragen, sehr froh über eine Richtigstellung wäre. Sie nahmen Kontakt mit einem Angestellten des Konzerns auf und übergaben ihm eine kurze Erklärung in dieser Angelegenheit. Er las sie, zögerte und sagte, gewiss handele es sich um eine Angelegenheit von großem öffentlichem Interesse, aber er sehe keine Möglichkeit, sie zu verbreiten, ohne zugleich ordentlich Werbung für
Weitere Kostenlose Bücher