Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde

Titel: Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Crowley Knut Krueger
Vom Netzwerk:
und der alles war, was sich zwischen Biswick und der großen weiten Welt befand. Ich schauderte und blickte beschämt zu Biswick hinüber. Ich schämte mich, weil ich ihn abgewiesen hatte.
    »Merilee glaubt, dass es wirklich Kobolde gibt«, warf Bug lachend ein. Ich warf ihr einen bösen Blick zu.
    »Gibt es doch auch«, entgegnete Biswick. »Nicht wahr, Daddy Jack?«
    »Yeah, wenn man an die verdammte Zahnfee glaubt.« Bug und Snooky rissen die Augen auf und begannen zu kichern.
    »Merilee hat sogar eine Koboldfalle im Garten aufgestellt«, prustete Bug.
    »Und, hat sie was gefangen?«, fragte Veraleen, ohne sich umzudrehen.
    »Nur einen Haufen Schokolodentaler, die waren von ihrem Daddy.«
    Ich blickte zu Daddy hinüber. Als ich damals die Schokoladentaler fand, glaubte ich tatsächlich einen halben Tag lang an
die Existenz von Kobolden, bis ich an der Kasse von Ferdie’s Five & Dime einen Behälter sah, in dem sich dieselben Schokoladentaler befanden.
    »Merilee glaubt auch immer noch an Drachen«, fügte Bug grinsend hinzu, und Snooky ergänzte kichernd: »In der Schule wird sie Drachenmädchen genannt.«
    Daddy schaute Bug missbilligend an. Danach herrschte wieder allgemeine Stille. Mama musterte den Dichter. Sie mag widersprüchliche Leute, weil sie selbst so ist, doch schien sie nicht recht zu wissen, was sie von ihm halten sollte. Daddy betrachtete Mama. Ich sah, wie sein Gesicht sich verfinsterte, und fragte mich, ob er etwas sagen wollte, denn im Gegensatz zu Mama hasst er alles Widersprüchliche. Doch ich war mir sicher, dass er den Mund nicht öffnen würde. Daddy hält sich mit seinen Reaktionen immer sehr zurück. Im Grunde hat er viel mit seinen Tomaten gemeinsam - fest von außen, doch breiig und weich im Innern.
    »Was sind das für Gedichte, die Sie schreiben, Jack?«, fragte meine Mutter.
    »Gedichte, die mich in Schwierigkeiten bringen«, antwortete er, während seine Zunge mit den Essensresten beschäftigt war, die ihm zwischen den Zähnen steckten. Daddy schob abrupt seinen Stuhl zurück und ging aus der Küche. Stinky, der mein Fußgelenk abgeleckt hatte, schoss unter dem Tisch hervor und folgte ihm.
    »Mir gehört die Buchhandlung hier in der Stadt. Es würde mich sehr freuen, wenn wir einmal eine Lesung mit Ihnen veranstalten könnten«, sagte Mama, während sie Daddy nachschaute.
    »Ich werde darüber nachdenken. Doch nach meiner Erfahrung hören die Leute nur ungern die Wahrheit.«
    Eine von Veraleens gemalten Augenbrauen hob sich ungläubig.

    »Wusstet ihr, dass es unmöglich ist, an seinem eigenen Ellbogen zu lecken oder ihn sich ins Ohr zu stecken?«, fragte Biswick. Damit hatte er gleich zwei dämliche Fische an seiner Angel. Nach kurzer Bedenkzeit fingen Bug und Snooky nämlich an, mit ihren Ellbogen herumzufuchteln.
    »So«, sagte Mr O’Connor, während er seinen Stuhl mit lautem Quietschen zurückschob. »Biswick und ich gehen jetzt.«
    Biswick stand sofort auf.
    »Hier geht niemand irgendwohin, der nicht zuerst meine Buttermilch-Torte probiert hat«, sagte Veraleen mit einem kurzen Lachen, dem anzuhören war, dass sie es ernst meinte. Doch Mr O’Connor meinte es ebenfalls ernst, stapfte mit Biswick aus der Küche und knallte die Tür mit dem Fliegengitter hinter sich zu.
     
    Nach dem Essen, während ich Veraleen beim Aufräumen der Küche half, sagte sie unvermittelt zu mir: »Du brauchst mich nicht so skeptisch anzusehen, Miss Merilee. Ich bleibe nur für kurze Zeit bei euch, dann bin ich wieder weg. Ich gehe nach Nigeria, um dort in einem Waisenhaus zu kochen.« Einfach so sagte sie das. Und sie hatte nicht einmal einen Tootsie Pop im Mund.
    Später, als Veraleen nach Hause gegangen war, trat ich nach draußen an die kühle Luft. Da bemerkte ich plötzlich eine Vielzahl tanzender kleiner Lichter und dachte für einen kurzen elektrisierenden Moment, die Irrlichter seien von den Bergen heruntergekommen, um mich zu suchen. Dann begriff ich, dass es nur Glühwürmchen waren, die wie winzige strahlende Sterne um die Äste von Grandmas Baum tanzten. Was machten Glühwürmchen hier im September? Verwirrt blieb ich stehen. Ich wünschte, ich könnte so sein wie sie - wild und frei durch die Dunkelheit tanzen, statt in meinem SGD gefangen zu sein.

    »Unkraut vergeht nicht.«
    Das kam natürlich von Grandma, die, von der Dunkelheit verborgen, in ihrem Gartenstuhl saß.
    »Hast du die tanzenden Lichter gesehen, Grandma?«
    »Verrücktes Mädchen, sieht Gespenster.«
    »Geh ins Bett,

Weitere Kostenlose Bücher