Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde
Monroe!« rufen, ehe ich ihm wieder meine Aufmerksamkeit schenke. Doch ich weiß ein großes Geheimnis über ihn. Als Teenager in El Paso soll er solch ein Trottel gewesen sein, dass er eines Nachts versuchte, sich durch den Schornstein heimlich zurück ins Haus zu schleichen. Er blieb kopfüber stecken und musste von der Feuerwehr wieder herausgezogen werden.
»Hey, Drachenmädchen!«, rief Romey. Ich zeichnete einfach weiter, bis eine Kaskade von Müll über meinem Kopf niederging. Ich ließ mir nichts anmerken, kein Zucken, nicht einmal ein Zwinkern, gar nichts. Romey ist einer meiner drei Quälgeister: Romey McKelvey, Cairo Romaine und Mona Lisa Venezuela. Drei Barbie-Girls, die förmlich aneinanderkleben und mich quälen, seit ich denken kann.
»Heb das auf!«, schrie Scooter Stunkel, ein Kumpel meiner drei Quälgeister, mir ins Ohr. »Wo ist dein Spieß, Müllmädchen?« Scooters Daddy Otis hat ein Stinktier namens Pooter (was in Jumbo illegal ist - das Stinktier, nicht der Name). Er trägt es stets unter seinem Trenchcoat, den er das ganze Jahr über anhat.
»Schauerlich«, brummte ich vor mich hin.
Cairo warf eine Papierkugel nach mir, die meinen Kopf verfehlte und neben meinen Füßen landete. Ich kickte sie in Richtung Mülleimer. Bobo, Cairo Romaines Vater, hat dreimal nacheinander die sogenannte Jumbo Chilimpiade für sein Rezept
»Opossumschwanz mit Chili« gewonnen. Als sich jedoch herausstellte, dass er anstelle von Opossum ausschließlich Hühnchen verwendet hatte, musste er seinen Preis zurückgeben - einen Geschenkgutschein für ein Pfannkuchenfrühstück im Sweet Homer Diner. Und ihr Bruder Rio sitzt eine Haftstrafe in Huntsville ab, obwohl sie allen erzählt, er sei beim Militär. Cairos Mutter, Mama Peaches, bekannt für ihren großartigen Pfirsichcocktail, hat mir all diese Dinge erzählt und darüber hinaus gebeichtet, als junges Mädchen in Whiskey einmal eine Packung Lockenwickler und einen Riegel Snickers gestohlen zu haben.
Romey warf eine zweite Papierkugel nach mir. Sie traf mich am Kopf, doch ich tat so, als sei nichts geschehen. Romey hat eine Tante, die tote Frösche sammelt und sie in gefütterten Sammelbehältern in ihrem Wohnzimmer aufbewahrt. Grandma Birdy kann sich noch daran erinnern, wie Romeys übergeschnappter Großvater Moony McKelvey einst splitterfasernackt mit einer Wünschelrute durch die Stadt lief und rief: »Das Wasser wird uns alle retten!«
»Drachenmädchen!«, blökte Cairo erneut. Die Dämliche Schafherde kicherte. Ich nenne sie DDS. Außerdem gibt es da noch Yello Brown, der so heißt, weil er bis zu seinem sechsten Lebensjahr nichts anderes als Jell-O-Pudding gegessen hat. Und Truman Dearlove, der sich weigert, seinen Cowboyhut abzunehmen, und nächstes Jahr von der Schule abgehen soll. Sein Vater, der die größte Ranch weit und breit hat, meint, er würde hier sowieso nur seine Zeit verplempern. Und schließlich wäre da noch Ramona Grace Callahan, die viel früher entwickelt war als alle anderen Mädchen und mit den Jungs aus den höheren Klassen hinter der Turnhallentribüne herumknutscht.
Es klingelte und meine Mitschüler hasteten zu ihren Plätzen. Ich schaute zufällig zu Gideon hinüber, der mich hinter seinen dicken Brillengläsern intensiv anstarrte. Er senkte den
Kopf und begann zu schreiben. Grandma sagt, sein Daddy sei ein schmieriger Betrüger und so glatt wie ein Stück Seife. Vor vielen Jahren ist er mit seinem alten Pick-up in die Stadt gekommen, auf dessen Ladefläche sich Flaschen mit »Finkles Universalreiniger« türmten. Er verkaufte sie praktisch an jeden Bewohner der Stadt. Erst Jahre später fand jemand heraus, dass sich in den Flaschen nichts anderes als Leitungswasser mit Essig befand. Myrtle Bupp schwört immer noch darauf, weil sie sagt, es sei das einzige Mittel, mit dem sie die Hundekotze aus ihrem Teppich herausbekommt.
Buddy Finkle heiratete Elma Beaurogard und nur wenige Monate später erblickte Gideon das Licht der Welt. Gideon bekam den Nachnamen seiner Mutter, Beaurogard, weil ihr Urgroßvater ein ehrenwerter Mann und Held des Bürgerkriegs gewesen und Gideon seit jener Zeit der erste männliche Nachkomme war. Ein paar Jahre lang sah es so aus, als habe sich Buddy gebessert. Er arbeitete an einer Tankstelle, während Elma sich um den kleinen Gideon kümmerte. Seine Mutter, die alte Frau Finkle, zog bei ihnen mit ein. Damals gehörte sie zum festen Inventar der Holy Hands Baptist Church, wo sie stets in der ersten
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