Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde
ich am Frühstückstisch: »Daddy hat mir die Irrlichter gezeigt, Mama.« Ich bemerkte, dass sie einander vielsagende Blicke zuwarfen.
Doch Grandma machte wie immer alles kaputt. »Diese Lichter sind nichts anderes als Autoscheinwerfer!« Ich schaute zu Daddy hinüber.
»Sie sind das, was du in ihnen sehen willst, Merilee«, sagte er aufrichtig. Sogar ich konnte die Spuren des Zweifels in seinen Augen erkennen. Im Grunde glaubte auch er nicht an sie.
Neuntes Kapitel
E in paar Tage später legten Veraleen und ich unseren klei nen Streit bei, und wir taten es anlässlich einer Diskussion über Pospinnen und Schuhkaugummi im Piggly Wiggly. Das Piggly Wiggly ist der einzige Supermarkt im Ort und wird von Wadine Pigg und ihrem Sohn Pinell geführt. Mit den eigentlichen Piggly Piggs sind sie nicht verwandt. Wadine behauptet, es sei ein Wink des Schicksals gewesen, dass sie den letzten Nachkommen der Piggs, Hero Pigg, geheiratet hat, der später den Supermarkt in Jumbo kaufte. Ihr Sohn Pinell, der nie ohne seine rosa Fliege und seine kurzärmligen wei ßen Hemden mit den immergleichen Schweißflecken unter den Achseln anzutreffen ist, durchstreift unaufhörlich die Gänge, um nach etwaigen Kratzern, geplatzten Milchflaschen und falsch platzierten Artikeln Ausschau zu halten. Er ist dafür bekannt, dass er unliebsame Kunden einfach vor die Tür setzt.
Es war an einem Donnerstag, an dem ich wie üblich meine Flaschen im Supermarkt ablieferte, nachdem ich meine Müllrunde beendet hatte. Als ich den Supermarkt gerade wieder verlassen wollte, schob Veraleen ihren Einkaufswagen zur Tür herein. Biswick sprang hinter ihrem Rücken hervor und schrie »Buh!«, um mich zu erschrecken, was ihm auch gelungen ist. Er war hinter ihrem breiten Körper wirklich nicht zu erkennen gewesen. Meine Nackenhaare sträubten sich und ich bekam eine Gänsehaut. Aus unerfindlichen Gründen zuckte das
Bild von Veraleens Hund Peabo durch meinen Kopf, wie er unter dem Pekannussbaum saß. Veraleen schob ihren Wagen an mir vorbei, Biswick klebte förmlich an ihr wie ein fröhlicher kleiner Käfer. Sie bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, dass ich ihr folgen sollte. »Heute Abend gibt’s Enchiladas«, sagte sie. Ich sah demonstrativ auf die Uhr und hob entschuldigend die Arme. SGD. »Zeitplan«, murmelte ich.
»Du hast schon Zeit«, entgegnete sie, indem sie ihren Wagen weiterschob. Sie hatte recht. Am Donnerstagnachmittag plane ich immer dreißig Minuten extra ein. Normalerweise bin ich dann im Buchladen und lese in Zeitschriften. Ich zuckte die Schultern und folgte Veraleen und Biswick, die gerade den Gang mit den Backwaren entlangschlenderten.
Einige Minuten später, als wir uns im Gang mit den Getreideflocken befanden, trat Biswick in einen riesigen Kaugummi, der auf dem Boden klebte. Es gibt nichts Schlimmeres, als in einen ausgespuckten Kaugummi zu treten - es sei denn, man latscht an einem warmen Sommertag barfuß in einen dampfenden Hundehaufen. Biswick versuchte verzweifelt, sich an der Ecke des untersten Regals die klebrige Masse abzukratzen - genau dort, wo die Kartons mit den Capt’n-Crunch-Frühstücksflocken standen.
»Warum immer ich, Veraleen? Der hat doch nur darauf gewartet, dass ich auf ihn drauftrete«, jammerte er, während er weiterkratzte. Zwischen seinem Schuh und dem Linoleumfußboden hatte sich ein Spinnennetz aus klebrigen rosa Fäden gebildet.
»Es gibt sicher noch jemand anderen auf der Welt, dem gerade ein Kaugummi unter der Schuhsohle klebt«, sagte Veraleen, indem sie eine Packung Boo Berry in den Einkaufswagen warf. »Also geh schnell auf die Toilette und mach den Schuh da sauber«, fuhr sie fort. »Aber sei vorsichtig, Kleiner, damit wir nicht noch mehr Unfälle …«
Biswick warf ihr einen angsterfüllten Blick zu. »Ich kann da nicht reingehen, Veraleen!«, jammerte er.
»Und warum nicht?«, fragte sie mit strengem Blick.
»Weil es dort Pospinnen gibt. Jeder weiß das!«, rief er.
Veraleen brach in schallendes Gelächter aus. Sie hörte sich an wie ein quakender Ochsenfrosch. Sogar ich lächelte, als sich unsere Blicke trafen. Es gibt nichts Besseres als Pospinnen und Kaugummi unter der Schuhsohle, um wieder miteinander in Kontakt zu kommen und alte Streitigkeiten zu vergessen.
»Biswick... sag mir bitte«, brachte sie mühsam hervor, »was in aller Welt sind Pospinnen?«
»Na, diese kleinen Viecher, die von unten kommen und einen in den Po beißen, wenn man auf dem Klo sitzt. In jedem Piggly Wiggly
Weitere Kostenlose Bücher